Heute bei der Tiernanny:
STRESS UND DISTANZMANGEL - DER FALL AARON
Diana Hofmeister (25) und André Becker (27) lieben ihren Windhund Aaron über alles. Eigentlich ist der 7 Monate alte Lurcher ja auch ein Traumhund: Er ist umgänglich und versteht sich sowohl mit Menschen, als auch mit anderen Tieren.
Trotzdem ist das Zusammenleben mit dem jungen Hund alles andere als einfach. Aaron kann einfach nicht alleine bleiben! Kaum haben Frauchen und Herrchen die Wohnung verlassen, spielt der Rüde verrückt. Er jault und bellt, kratzt an der Tür, springt an die Fenster und zerstört wütend das gesamte Wohnungsinventar. Neben einer völlig zerfetzten Papierlampe hat Aaron mittlerweile ein aus der Wand gerissenes Schlüsselbrett, einen heruntergeworfenen Computer und diverse Urinspuren auf seinem Hundegewissen.
Alle Erziehungsmethoden der Hundebesitzer sind bisher fehlgeschlagen. Der Versuch, Aaron beim Wiederkommen mit Leckerlis zu belohnen, oder vor der Haustür stehenzubleiben, "Aus" zu rufen und ihn zu loben, wenn er ruhiger wird, haben keine Besserung gebracht. Der junge Rüde ist und bleibt ein Wohnungsrowdie, sobald er sich selbst überlassen wird.
Frauchen Diana macht sich Sorgen, dass sich Aaron bei seinen Zerstörungsaktionen irgendwann ernsthaft verletzen wird und ist sich sicher, dass diese auf eine unkontrollierbare Angst oder sogar Panik zurückzuführen sind. Die Konsequenz: Es muss ständig jemand in der Nähe des jungen Rüden bleiben. Gemeinsame Termine bzw. kurze Ausflüge ohne Hund sind für das junge Pärchen deshalb unmöglich geworden. In der Wohnung verfolgt Aaron seine Zweibeiner und vor allem Diana auf Schritt und Tritt und begleitet diese sogar bis ins Badezimmer. Er weicht seinem Frauchen nicht von der Seite und darf auch mit auf die Couch und ins Bett.
Für die Tierpsychologin Katja Geb-Mann ist sofort klar, dass Aaron keine Angst davor hat, alleine zu sein. Vielmehr ist er gestresst, sobald er die Kontrolle über sein Rudel verliert. Deshalb lässt er Diana und André auch nicht aus den Augen, wenn die beiden sich in der Wohnung aufhalten. Vor allem sein Frauchen braucht in den Hundeaugen des Lurchers einen ständigen Beschützer.
Das Training: Distanz schaffen
Ab sofort muss Aaron lernen, auf seinem Platz zu bleiben, wenn dies von seinem Frauchen und Herrchen verlangt wird. Um das zu erreichen, müssen Diana und André eine gewisse Distanz zu ihren Hund aufbauen. Besonders Diana fällt das schwer: Sie kann die Hände einfach nicht von dem Rüden lassen und streichelt und verhätschelt ihn bei jeder Gelegenheit.
Deshalb bekommt der Rüde erstmal einen neuen Platz, und zwar nicht neben Frauchen auf der Couch, sondern auf einer Decke auf dem Boden. Während des Trainings muss das Paar den Hund immer wieder mit dem Befehl "Auf deinen Platz" zurückführen, sobald er aufsteht. Dabei ist es besonders wichtig, dass Diana und André ruhig, aber sehr konsequent mit Aaron sprechen und ihn loben, wenn er gehorcht.
Doch der sieben Monate alte Hund ist stur und besonders dem Frauchen fällt es extrem schwer, sich gegen den Willen ihres Vierbeiners durchzusetzen. Für Aaron ist es sichtlich schwer, auch nur wenige Meter von seinen Zweibeinern entfernt zu sein. Doch nach vielen Trainingsdurchgängen haben Diana und André ein erstes Ziel erreicht: Der Lurcher bleibt, wenn auch unwillig, auf seiner Decke liegen und folgt seinen Besitzer nicht mehr in den Nebenraum.
Nächstes Ziel: Liegenbleiben trotz Verlassen der Wohnung
Um dem Ziel, Aaron in der Wohnung alleine lassen zu können, näher zu kommen, soll der Hund jetzt auch auf seinem Platz liegen bleiben, wenn Herrchen und Frauchen bei offener Haustür die Wohnung verlassen. Auf Kommando der Tier-Nanny muss er zurückgeführt werden, sobald er aufsteht. Doch je unruhiger Aaron wird, desto nervöser wird auch sein Frauchen. Klare Befehle und Souveränität der Besitzer sind jedoch für Erziehungserfolge unumgänglich.
In einem nächsten Schritt sollen Diana und André mit laut zuknallender Tür die Wohnung verlassen. Abwechselnd kommen die Hundebesitzer zurück, um den Hund wieder auf seine Decke zu schicken. Mit deutlichen Befehlen und Lob zur richtigen Zeit bleibt der Lurcher schließlich tatsächlich ruhig liegen, während seine Besitzer vor der Haustür warten.
Zeit für eine letzte Steigerung des Trainings: Mit Hilfe von im Wohnzimmer installierten Kameras kann nun auch die Tier-Nanny die Wohnung verlassen, während Aaron auf seinem Platz verharren soll. Nach einigen gescheiterten Versuchen und mehrmaligem Zurückführen auf die Decke, gelingt André und Diana schließlich das Unmögliche: Der Lurcher bleibt ganz alleine in der Wohnung liegen.
Der Ausblick
Wenn dieses Training von den Hundebesitzern immer wieder wiederholt wird und es Frauchen Diana schafft, eine "gesunde Distanz" zu ihrem vierbeinigen Liebling aufzubauen, d. h. ihn nicht auf Schritt und Tritt folgen zu lassen, wird es irgendwann möglich sein, den jungen Rüden für kurze Zeit ohne Probleme alleine zu lassen.