Ich bin ein Stayer.
Denn: Nomaden waren zu allen Zeiten wirtschaftlich benachteiligt. Von sogenannten Wanderarbeiten sind es auch heute nur die Besten, mit dem höchsten Schulabschluß, die Cash machen.
Der ganze, große Rest kann froh sein, wenn er das Existenzminimum hat. Und allzu schnell verliert man es durch diese tolle Arbeitsmigration.
Eine mit mir bekannte Genetikerin: Ja, klar, sie geht ins Ausland. Willst du nichts verdienen, oder warum bleibst DU hier?
-> Dann hatte sie Stress total. Dann wurde sie schwerst krank. Eine Autoimmunerkrankung. Jetzt ist sie wieder da und muss bleiben, dauerarbeitslos und seit Jahren auf 800 Euro/Monat.
Ich verdiene wesentlich mehr, mag den Job per se nicht sonderlich, werde mich aber nicht unvorsichtig von da weg bewegen, wo ich bin.
Ein mit mir bekannter Informatiker: Wenn ich groß bin, gehe ich nach Japan. Er ist groß, er ist in Japan. Google ist ein gut zahlender, aber sehr fordernder Herr.
Japan ist jetzt eigentlich gar nicht so toll, denn dort ist man immer DER AUSLÄNDER. Urlaub ist unhöflich. Die Wohnung ist sehr teuer und kalt.
Stand der Dinge: 45 Jahre, guter Verdienst, keine Partnerin, kaum Freunde, viel Job. Finanziell gehts ihm gut, aber sozial lebt er unter der Mindestsicherung und ist unglücklich damit.
Noch ein Gedanke: Den Stayern gehört das Land. Landbesitz braucht Pflege und persönliche Anwesenheit. Ist auch immer noch die beste Anlage in schlechten Zeiten.
Wer Land hat, der kehrt zu ihm zurück. Oder geht gar nicht erst weg, auch nicht in schlechten Zeiten.
Übernimmt allenfalls ein anderes Grundstück, aber bleibt auch dort Jahrzehnte sesshaft.
Mache ich viele Menschen durch falsche Versprechungen zu globalen Job-Zigeunern (ui ein böses Wort), dann wird sehr viel Land frei, und zwar auch in Europa. Na das wird die Riesenkonzerne und Wasser-Aufkäufer freuen.
@Arbeitsmarkt:
Der größte Blödsinn, den man machen kann, ist wahlloser Kursbesuch. Da mach ich hier einen Sprach- und da einen Informatikkurs, dann habe ich bessere Chancen. Nein, habe ich nicht.
Man macht besser eine gründliche Analyse der eigenen Position, der eigenen Stärken, der aktuellen Möglichkeiten, und bewegt sich dann GEZIELT weiter. Statt das ich Türkisch lerne, damit mich halt vielleicht irgendwer einstellt, ist es vielleicht besser, ich mache eine Coaching-Ausbildung. Weil dies MEINE Fähigkeiten eventuell besser betont, ICH habe in diesem Bereich etwas anzubieten - anstatt mich als 250 000ste hinzustellen, die für 5 Kreuzer eine Sprache kann. (VHS-Kurse sind billig und jeder kann 5 Kreuzer Türkisch lernen...)
Ich brauchte von meinen Schul-Sprachen nur Deutsch, Englisch und Latein. Französisch hingegen ist weitgehend nutzlos. (Gott sei Dank besuchte ich eine Latein-Langform...)
Dass ich auch noch zum Hotelpersonal "Moja lampa jest zepsuta!" und "Pollo allo spiedo, prego!" sagen kann, wird bewerbungstechnisch höchstens belächelt.
Ich lächle ja auch (gequält), wenn mir der seit 25 Jahren hier ansässige Türkenclan die besorgte Frage stellt: "Vater Rettung, was ist?"
(Das Mitgefühl ehrt die Leute, aber ich kann doch nichts erklären, weils mich nur sehr auszugsweise verstehen.)
In diesem Sinne Dzien dobre. Mui pies wünscht in den Wald zu gehen.
(Jener VHS-Kurs wurde überwiegend von der AK bezahlt und fand nur zur Hälfte statt. Die Vortragende hatte wenig Bock.)