Gemeinsame Stellungnahme Wiener Tierschutzverein / VIER PFOTEN zu dem von Markus Pollak veröffentlichten Video
1. Zum Wiener Tierschutzhaus
Das Wiener Tierschutzhaus ist Anlaufstation für verstoßene und ausgesetzte Tiere, fast 1.500 Schützlinge vieler unterschiedlicher Arten werden hier betreut, davon ca. 360 Hunde.
Viele dieser Hunde haben eine traurige Vorgeschichte – trotz allem ist der Großteil von ihnen durch Zuwendung und gezieltes, gewaltloses (!) Training wieder in die Gesellschaft integrierbar, kann also guten Gewissens zur Adoption freigegeben werden.
Ein geringer Prozentsatz der Hunde, wie der im Video gezeigte Casparo, leidet unter nachhaltigen Traumata, schweren Folgeschäden, die durch falsche Haltung und/oder brutale Erziehungsmaßnahmen hervorgerufen wurden. Hunde wie er haben als Verhaltensstrategie zur Problemlösung nur das „Nach-vor-Gehen“ gelernt.
Für solche Tiere muss zuallererst die Lebensqualität im Tierheim verbessert werden, das geschieht nicht von heute auf morgen. Vertrauensaufbau, Beschäftigung und Training sind leider oft sehr langwierige Prozesse, Wunder passieren selten.
Natürlich gibt es Momente, in denen TrainerInnen Aussagen der Verzweiflung treffen können, weil der gewünschte Erfolg eben noch auf sich warten lässt.
Natürlich kann es in einem Tierheim ein Kapazitätsproblem geben. Wir alle würden uns noch geräumigere Hundeunterbringungen und noch größere Ausläufe wünschen – und vor allem wir würden uns noch mehr qualifizierte HundetrainerInnen wünschen.
Da der Wiener Tierschutzverein zu 85% von Spenden abhängig ist und keine Subventionen erhält, ist finanziell nicht alles auf einmal machbar. Gerade in letzter Zeit wurde die Zahl der Trainingsstunden kontinuierlich erhöht, und auch die Zahl der TrainerInnen wird in Bälde aufgestockt werden.
Eine Abkehr vom Weg der gewaltlosen Hundeerziehung wird im Wiener Tierschutzhaus nicht passieren!
2. Therapie vs. Ruck-Zuck-Tierquälerei
Wie Brutalität im Umgang mit Hunden aussieht, wird in dem von VIER PFOTEN veröffentlichen Video dokumentiert:
http://www.youtube.com/watch?v=u1IX80NuF-g&feature=player_embedded
Detail: Die für die behördliche Anzeige relevanten Szenen wurden in Möllersdorf, NÖ, gefilmt – was durch den örtlichen Hintergrund eindeutig zu beweisen ist – und nicht, wie von Markus Pollak behauptet, in Belgien!
Gewaltsame Methoden (Schläge, Tritte, Dunkelhaft etc.) oder verbotene Hilfsmittel (Stromgeräte, Stachelhalsbänder) ruinieren Hunde körperlich als auch psychisch.
Und jetzt treten „WunderheilerInnen“ auf den Plan, die genau mit jenen illegalen Mitteln den Hund wieder „kurieren“ wollen.
Stromreizgeräte – obwohl vom österreichischen Tierschutzgesetz klar verboten – werden als „Therapiemöglichkeiten“ gepriesen. Brutale Trainingsmethoden in dubiosen „Schutzhundesportarten“ werden als „Spiel“ für den Hund zurechtgebogen.
Ein zynisches Verdrehen der Fakten, ein grausames Spiel mit den Hunden!
3. Tierquälerei als „Spaßtraining“
Freundschaftlicher, respektvoller Umgang mit dem Hund wird von BefürworterInnen des Starkzwanges als „Verweichlichung“ betrachtet, der Hund muss primär „gehorchen“ – tut er das schlussendlich, weil ihm ja gar keine andere Wahl bleibt, hat er in der verzerrten Wahrnehmung dieser „HundeexpertInnen“ ein „erfülltes“ und „spaßiges Leben“.
Wie verzerrt diese Wahrnehmung ist, zeigt der Ausschnitt des von VIER PFOTEN veröffentlichten Videos, in dem „Weltmeisterin“ Renate L. bei einem solchen „Spaßtraining“ (O-Ton, Markus Pollak) im Keller zu sehen ist:
- Aus Spaß wird der Hund auf Menschen gehetzt
- Aus Spaß werden Hunde zur Aggression angestachelt
- Aus Spaß werden dem Hund Leinenrucks zugefügt, die äußerst schmerzhaft für das Tier sind
- Aus Spaß wird ein Hund mit Gegenständen beworfen
Diesen „Spaß“ haben Hunde im Wiener Tierschutzhaus natürlich nicht!
Motivation und positive Bestärkung braucht Einfühlungsvermögen und Zeit. Beides sind wir gewillt zu investieren. Der Wiener Tierschutzverein wird in seiner Hundeerziehung weiter auf Vertrauensaufbau und partnerschaftliches Miteinander zum Hund setzen, nicht auf Ruck-Zuck-Methoden zum Nachteil aller!
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