Hallo Felipe ....
Ich hab jetzt so einige Vorsteher gehabt, und auch das unwahrscheinliche
Glück, dass mir nie einer stiften gegangen, abgehauen ist oder eigenständig jagen ging.
Mein Ziel in der Setter-Erziehung ist, dass der Hund ZUERST unbedingten Gehorsam lernen muss. Die primäre, oberste Aufmerksamkeit meinerseits erstreckt sich besonders auf das erste Lebensjahr, weil gerade in der Zeit, in der sich Junghunde oft immer mehr "selbstständig" machen, auch die eigene Welt mehr erkunden, in der auch die Kreise immer größer werden, unsere Fehlerquote, und damit die möglichen "negativen" (für uns!!!) Erfolgserlebnisse der Junghund am höchsten ist. ICH übe gerade in dieser Zeit auch exzessiv mit vielen "Verleitungen" das "Down" oder Halt", und bin mit dieser Erfahrung und der bestmöglichen Vermeidung des "Alleinjagens" des Junghunds am besten gefahren.
Meine Hunde lern(t)en von klein auf, bei mir zu bleiben, weil ich (oder mein Taschen-/Rucksack-Inhalt) auch interessant genug war/bin (?)
Der Radius kann später immer mehr erweitert werden, wenn der Hund von sich aus trachtet, möglichst in meinem Blickfeld zu bleiben, auf Pfiff möglichst sofort kehrtmacht und zurückkommt, Büsche und Gesträuch am Wegrand meidet. Das sind Lernprozesse, die aber NICHT mit 300 "Spaziergängen" abgetan werden können.
Ein guter Vorsteher zeigt Dir durch verschiedene Körpersignale an, dass er sucht, dass er findet (vorsteht) und durchaus auch , WAS er gerade vorsteht, welche Spuren er verfolgt, aber jeder Hund zeichnet anders! Und leider gibts auch innerhalb der Vorsteher/Setter gewaltige Unterschiede in der Beliebtheitsskala des sich "finden lassenden" bzw. Bewegenden. Ich kenne Hunde, die fahren auf raschelnde und fliegende Blätter genauso ab, wie andere gute Mäuse- und Rattenjäger wären. Meiner interessiert sich null für (manche) Enten in Naturgewässern, dafür stampert er gern Schwäne, sucht mit Leidenschaft Biber, ist dafür wieder Hasenrein, anderes Wild wird zwar gespannt beobachtet, dürft aber nicht interessant genug sein ..... Und ich kenne Setter, die bei Tauben und Krähen ganz huschhusch im Kopf werden ....
Der "europäische" Setter steht vor, manche grad ein paar Sekunden und andere sind wie festgenagelt, die muss man erst herausheben aus der Duftspur.
Die Amis "sitzen" oder liegen fast beim "Vorstehen" .... und - die meisten schauen tatsächlich in unsere Richtung, und warten auf Bestätigung. Übersieht man das aber permanent, geht nicht darauf ein, werden diese Signale verschwinden und der Hund macht sich selbstständig. Und geht immer mehr aus der Hand ....
Ich hab bei meinen Setter noch NIE zwecks "Eigen-Jagd-Vermeidung" eine SL gebraucht, allerdings hab ich sie jetzt manchmal bei meinem GS, weil mir ein Freund, der Jäger ist, geraten hat, ihm das Apportieren mittels "Unausweichlichkeit" beizubringen, da sich Rodin gern mit Apportel, Ball, Dummy oder was auch immer meinem Eingriffsbereich entzieht, mich da gern verarscht, und das Dummy zerlegen würde.
Für mich persönlich wärs ein Unding, einen Setter lebenslang an der SL zu verhaften, allerdings weiß ich, dass nahezu95% aller ES gern "Fernaufklärer" spielen und ihre Leute gern stundenlang "im Wald" stehen lassen.
Da nehme ich lieber in Kauf, dass es etliche Monate während des Wanderns mit meinen Junghunden kein Handy, keine Quatschereien mit Freunden gibt, weil meine Konzentration voll auf den Hund gerichtet ist.
Aber das sind - mit kleinen Abweichungen - immer persönliche Trainings-Ansichten, und nicht jeder Setter, schon gar nicht jeder Vorsteher und noch viel weniger jeder Jagd-triebige Hund ist nach einem bestimmten Schema handlebar! Man muss auf jeden Fall schnell lernen, seinen Hund richtig zu lesen!
liebe Grüße
Gini und Rodin