Ein Hund, der als Kampfhund gezüchtet wurde wird seine Eigenschaften dann zeigen, wenn es zur Konfrontation mit einem anderen Hund kommt. Daß er nett, verspielt, verschmust usw zu seinem HH und auch zu anderen Menschen ist setzt das nicht ausser Kraft.
Es stellt sich aber erstens die Frage, ob auf Agression gegen andere Hunde selektierte Rassen heute noch eine Berechtigung haben?
Ich habe gestern für dich einen Link gepostet (
www.sommerfeld-stur.at (Homepage der Univ.Prof.Dr.med.vet. Irene Sommerfeld-Stur), damit du Einsichten in wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema "Kampfhund" erhältst. Aufgrund deines neuerlichen Postings gehe ich davon aus, dass du dir die Seite nicht angesehen hast.
Also:
Der Begriff „Kampfhund“ ist im wissenschaftlichen Sinn nicht zulässig ist, da er nicht als biologische Einheit definiert werden kann!
Wissenschaftliche Studien belegen darüberhinaus, dass die Rasse keine geeignete Kategorie für die Einschätzung der Gefährlichkeit eines Hundes darstellt, da Verhaltensmerkmale nur niedrig bis mittel heritabel sind und dementsprechend die Aufzucht und insbesondere Sozialisation von herausragender Bedeutung sind.
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"Exterieurmerkmale und Leistungsmerkmale können im allgemeinen qualitativ oder quantitativ gut erfasst werden. Bei
Verhaltensmerkmalen ist dies schwieriger da sie
in hohem Maß Umwelt- und situationsabhängig sowie weniger exakt definierbar sind...Dem Menschen, dem die Aufzucht und Haltung des Hundes obliegt, kommt also hinsichtlich der aktuellen Ausprägung ein zumindest gleicher oder sogar weit höherer Anteil zu wie der genetischen Disposition. Insofern müssten also die Aufzucht- und Haltungsbedingungen in einer Rasse weitgehend identisch sein um diese hinsichtlich bestimmter Verhaltensmerkmale als homogen betrachten zu können was aber mitnichten der Fall ist...Es muss schon explizit auf entsprechende Merkmale hin selektiert werden
und zugleich müssen spezifische Aufzucht- und Haltungsbedingungen herrschen um das Niveau gefährdender Verhaltensweisen merklich zu erhöhen. Und das ist bei keiner der heutigen, anerkannten Rassen der Fall, - zumindest nicht offiziell. Was aber mit den Hunden in irgendwelchen Hinterhöfen oder verschwiegenen Winkeln anderer Länder geschieht kann schlechterdings nicht als Grund für die Stigmatisierung einer Rasse herhalten...Aggression als ein definiertes Wesensmerkmal lässt schlecht objektivieren. Beispielweise weist eine
Untersuchung von SCHLEGER (1983) den
Bullterrier als angeblich besonders aggressive Rasse aus bei der selbst arterhaltende Funktionskreise wie Paarung und Welpenaufzucht durch extrem aggressives Verhalten der Paarungspartner gegeneinander bzw. der Mutter zu ihren Welpen gestört sind. Das beobachtete Untersuchungsmaterial
umfasste allerdings nur 11 Würfe mit insgesamt 58 Welpen. Zudem lag im Untersuchungszeitraum in der betreffenden Bullterrierpopulation ein sehr hoher Inzuchtkoeffzient vor (zwischen 19% und 22%) da seit 1960 zur Verbesserung des Rassestandards einige Bullterrier aus England importiert wurden und in der Folge enge Linienzucht auf einige wenige Ahnen betrieben worden war. Die beobachteten aggressionsbedingten Probleme sind somit möglicherweise eher als inzuchtbedingte Konsolidierung von ethopathieauslösenden Defektgenen in einer Abstammungslinie zu sehen, denn als rassetypische Verhaltensweisen" (Zitat: Sommerfeld-Stur, Quelle:
www.sommerfeld-stur.at/gefahren/rassen)
Warum beisst ein Hund?
"
Aus Angst, aus sozialer Unsicherheit und aus unzureichender Umweltangepasstheit. Die soziale Bindung an Artgenossen und/oder den Menschen ist unzureichend oder fehlt vollständig aufgrund nicht richtig ausgenützter Sozialisierungsphasen im Verlauf der Jugendentwicklung. Solche Hunde stellen die typischen Angstbeißer dar.
Sozial expansive Hunde, die in ungeklärten Rangverhältnissen mit ihren Menschen leben. Solche Hunde beißen besonders häufig Familienmitglieder im eigenen Territorium aber auch Fremde, die das Territorium betreten (z.B. Briefträger).
Hunde, die durch fehlgelenkte Zuchtauslese massive Fehlentwicklungen in ihrem Sozialverhalten aufweisen. Die Autorin meint in diesem Zusammenhang wohl Hunde, die speziell für den Hundekampf gezüchtet worden sind, bzw. Hunde, die aufgrund angeborener genetisch bedingter Ethopathien erhöhte Aggressivität aufweisen (siehe auch SCHLEGER, 1983). Die Autorin räumt aber auch ein, dass
Hunde, die bewusst auf erhöhte Angriffsbereitschaft gezüchtet worden sind, in der Regel auch eine massiv gestörte Jugendentwicklung hinter sich haben, so dass es im Einzelfall schwierig bis unmöglich ist, angeborene von erworbenen Verhaltensdefekten zu trennen.
Hunde beißen, wenn sie im Zuge einer unbiologischen Ausbildung auf besonders aggressives Verhalten konditioniert worden sind. Ursächlich sind in diesen Fällen oft Hundehalter, die mit dem Hund imponieren wollen, beteiligt. Besonders gefährlich sind in diesem Zusammenhang Hunde, die eine Ausbildung zum Schutzdienst vorzeitig abgebrochen haben. Die besondere Gefährlichkeit solcher Hunde liegt wohl darin, dass sie zwar zu aggressivem Verhalten ermutigt worden sind, die Unterordnung, die aber bei jeder vollständigen Schutzhundeausbildung (ÖKV, 1990) obligater Bestandteil ist, nicht ausreichend trainiert wurde." (Feddersen-Petersen; Quelle:
www.sommerfeld-stur.at/gefahren/rassen)
Am Ende ist die "Kampfhund"-Problematik ein soziokulturelles Problem - einige Rassen eignen sich leider besonders zum Missbrauch als Statussymbol und diese Hunde werden weiterhin als potentiellgefährlich gelten. Sähe der Goldie, Pudel, Labrador, Aussie etc. "imponierender" aus, müssten diese Rassen unberechtigter Weise dieses menschliche Fehlverhalten büssen.