Und was ist nun der Unterschied zw. Unterordnung und Gehorsam??
Der Unterschied liegt schon alleine mal in meiner Einstellung, wie ich an die Sache herangehe.
Ich will keinen Hund, der mir, dem allmächtigen Rudelführer (
) 110%ig ergeben, mir hierarchiemäßig untergeordnet ist - und den ich deshalb mit allen möglichen Argumenten und Ausreden zum perfekten Gehorsam drille. Es gibt doch deutlich mehr an Kommunikation mit dem Hund, als Sitz, Platz und Fuß.
Sondern ich will einen Hund haben, der mir gehorcht, weil er Vertrauen zu mir hat, weil er gelernt hat, daß es bei mir vorteilhaft und sicher ist. Ich verlange kein perfekt ausgeführten Kommandos von ihm.
Arkon z.B. ist nun 6 Monate alt und will immer alle Leute begrüßen, indem er an ihnen hochspringt. Zu meinem Ärger bestätigen die Leute dieses Verhalten in ihrer Ahnungslosigkeit immer und immer wieder, indem sie ihn freundlich anreden oder ihn abtätscheln usw. Soll ich den Hund nun dafür bestrafen, daß er an den Leuten hochspringt (und glaube mir, ich hasse es, wenn ein Hund an Leuten hochspringt). Was also soll ich tun? Soll ich ihm die Leine raufschmeißen, ihn dauernd anbrüllen (wo doch die positive Verstärkung durch die freundliche Reaktion der Leute ihn in einen Konflikt mit meiner Reaktion bringt)? Oder muß ich als Hundehalter lernen, etwas vorausschauender mit dem Hund spazierenzugehen, ihn rechtzeitig abzulenken, an die Leine zu nehmen oder sein Verhalten unter Kontrolle zu bringen, bevor er sich verselbstständigen kann? Das ist es, was ich derzeit mache (und er wird sicher noch hundert oder zweihundertmal wen anspringen). Zusätzlich bringe ich ihm bei, an Menschen und auch anderen Hunden einfach vorbeizugehen. Dazu nehme ich ihn nicht bei Fuß, sondern lenke seine Aufmerksamkeit rechtzeitig auf mich und gehe in genügend großem Abstand dort vorbei. Dazu sage ich einfach: "Geh weiter!". Je nach Trainingsfortschritt befindet sich ein Hund dabei an der Leine oder läuft frei. Mein Kleiner läuft von Anfang an frei und trotzdem (oder gerade deswegen?) funktioniert das schon recht gut, solange ich rechtzeitig reagiere.
Ich glaube nicht dass ignorieren ausreichend ist
Stimmt. Nicht in allen Fällen.
... wie soll ich weglaufen ignorieren (auch an der Schlepp kann Wuff schnell abhauen) - wie soll ich Kinder verbellen ignorieren - wie soll ich andere Rueden angehen ignorieren??
Ignorieren wird in den von Dir aufgezählten Punkten wohl nicht funktionieren. Zu versuchen, solche Situationen zu vermeiden, wäre schon mal ein Ansatz. Den Hund aber z.B. für das Verbellen von Kindern zu bestrafen, wäre imho sogar gefährlich, da einfach die Gefahr von Fehlverknüpfungen gegeben.
Und das von Calamity ins Spiel gebrachte 100%ige Verleiden, am Boden liegende Sachen zu fressen, funktioniert meist nur mit starken Strafreizen. Und nein, ich will nicht wissen, wie sie das geht, denn ich weiß es schon. Hab das früher mit meiner alten Hündin Hexe gemacht. Hat auch super funktioniert - jedenfalls eine Zeit lang. Irgendwann hat sie herausgekriegt, wo die Distanz liegt, an der meine Einwirkungen nicht mehr griffen. Sie sah mich an, ich brüllte "Pfui!" und sie hat es mit trotzigem Blick (und unter bewußter Inkaufnahme ihrer Bestrafung) trotzdem gefressen. Ein paarmal hab' ich sie dann noch bestraft, es hat nichts geändert. Doch, etwas hat es geändert. Sie hat es noch schneller runtergeschlungen und nachher ging sie mir minutenlang nicht zu, da sie wußte: "jetzt gibts Saures!" (ist übrigens etwa 15 Jahre her).
Und dieser Hund hat trotzdem in anderen Situationen mit mir völlig normal geschmust und gespielt und auch hervorragende Leistungen bei Turnieren erbracht. Sie hatte unter anderem 2 mal eine "100-Punkte Unterordnung", lief auch sonst (freudig) jahrelang auf BGH-Turnieren im hohen Vorzüglich, gewann viele Turniere in BGH und auch Agility.
Irgendwann hab ich dann kapiert, daß das erstens so nix bringt und daß sie zweitens Angst vor mir hatte. Es dauerte dann auch seine Zeit, ihr Vertrauen in mich wiederherzustellen.
LG, Andy