Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Dazu gehört aber Geduld, Beobachtungsgabe und die Fähigkeit die richtigen Schlüsse zu ziehen und gegebenenfalls die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Das lernt man in keiner Hundeschule und bei kaum einem Trainer wage ich mal zu behaupten. Prüfungen auf einem Hundeplatz zu bestehen hat nunmal rein gar nichts mit Alltagstauglichkeit zu tun.
Dass Prüfungen auf dem Hundeplatz nichts mit Alltagstauglichkeit zu tun haben - da stimme ich dir absolut zu.
ABER dass man in einer Hundeschule/Hundesportverein auf dem Weg zu einer Prüfung, nichts über "Geduld, Beobachtungsgabe und die Fähigkeit die richtigen Schlüsse zu ziehen und gegebenenfalls die richtigen Maßnahmen einzuleiten" lernt, stimmt absolut nicht.
Klar, ein Hund, der
ausschließlich die Übungen der Prüfungsordnung kann, und diese auch nur auf dem Platz, kann im Alltag eine (u.U. auch gefährliche) Katastrophe sein, trotz vorzüglicher Prüfungsleistung. Aber ein Mensch-Hund-Gespann, dass mehrere Monate oder Jahre 1-2 mal wöchentlich in einem Kurs/Training mit 2-10 anderen Mensch-Hund-Gespannen gemeinsam/gleichzeitig übt/trainiert/arbeitet wird so viel mehr lernen, als die Übungen laut PO.
Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das habe ich bei vielen Kursteilnehmerkollegen gesehen und sehe es auch jetzt bei "unseren" Teilnehmern im Kurs den ich gemeinsam mit einer erfahrenen Trainerin leiten darf.
Beispiele:
Welche Hunde (Rassen/Geschlecht/Individuen) regen meinen Hund auf? Vor welchen hat er Angst? Welche möchte er fressen?
Welche Menschentypen/Kleidungsstücke/Bewegungen reizen/erschrecken meinen Hund?
Wie nah müssen diese Dinge kommen, damit mein Hund flüchten will? Oder einen Angriff startet?
Ab welcher Distanz sind diese Dinge OK? Ab welcher Distanz kann sich mein Hund trotz dieser Dinge auf mich konzentrieren? Ab welcher Distanz zu diesen Dingen kann ich meinen Hund ableinen ohne dass er zum Reiz rennt bzw. flüchtet?
Woran erkenne ich, dass mein Hund Angst hat? Stress hat? Erschöpft ist?
Wie kann ich meinem Hund Sicherheit kommunizieren und Angst nehmen? Wie kann ich meinen Hund "runterholen" und entspannen?
In welchem Tonfall kann ich meinem Hund kommunizieren, dass ich sein Verhalten gut finde? Oder dass mir etwas gar nicht passt? Wie versteht mein Hund meine (auch unbewußte) Körpersprache und wie reagiert er darauf?
Wie kann ich meinen Hund davon überzeugen, dass alles, was er "mit mir" macht einfach hundertmal leiwander und besser ist, als jeder andere "Reiz" sei es "der Feind" oder ein Eichkatzl oder ein rennendes Kind hinterm Zaun?
usw. usf.
All diese Dinge kann man natürlich auch außerhalb einer Hundeschule lernen, keine Frage. Aber Hundeschulen/Hundesportvereinen grundsätzlich den Sinn und Nutzen für gesellschaftlich akzeptables Verhalten und Führen von Hunden abzusprechen, nur weil Prüfungen nunmal "sportliche" Inhalte haben und keine "Alltagsaufgaben" halte ich schlicht für falsch.