Ich schrieb:
Ja klar - ein Leben mit 90% Freilauf wäre sicher für alle Hunde wünschenswert und das sollte natürlich angestrebt werden.
Aber die Realität schaut anders aus.
Und ich finde nicht, dass Hunde, die zB. an der Schleppleine gehen, unbedingt unausgeglichen und unglücklich sein müssen.
Das heißt ja nicht, dass sie auf die Freuden zu schwimmen, Stöckchen irgendwo einsammeln, mit Hundekumpels toben usw. verzichten müssen. Dafür findet man immer Möglichkeiten.
Es gibt aber durchaus Hunde, die sind und werden nicht 100% sicher abrufbar, zB aus dem Hetzen von Wild.
Du hast da etwas falsch verstanden, deshalb erkläre ich es nochmal
:
Auch mit einem Hund, der nicht aus dem Hetzen von Wild abrufbar ist und sehr ausgeprägten Jagdtrieb hat, findet man Möglichkeiten, dass man ihn freilaufend schwimmen, toben und Stöckchen schleppen lassen kann
Und zwar wenn er ansonsten sicher abrufbar und gut erzogen ist
Ich habe nirgends geschrieben, dass ich meinen Hund an Schleppe schwimmen usw. lasse. Wobei eine Begegnung mit anderen Hunden und spielen wenn die Schleppe da grad dranhängt, in vielen Fällen gefahrlos möglich ist. Kommt ganz drauf an, wie das Spielverhalten der Hunde ist.
Allerdings lasse ich meine nicht ins Unterholz hier bei uns - unangeleint schon gar nicht. Hier wimmelts von Wild und die Jäger sind da sehr streng, was Brut-und Setzzeit und unangeleinte Hunde out of control betrifft.
Es ist nicht jeder Hund gleich.
Mein im April verstorbener Rüde lief ausserhalb immer frei - war auch aus dem hetzen absolut sicher abrufbar, selbst wenn andere Hunde (oder seine Partnerin, eine Vollblutjägerin als ich sie übernahm) losjagten, er schon mitgelaufen war, drehte der sofort um, wenn er meinen Pfiff hörte. Ein super zuverlässiger Hund, der Zeit seines Lebens seine Freiheit genoss.
Die Hündin wurde so sicher, dass sie stets abrufbar ist, wenn nicht gerade der Hase unter ihrer Nase hochhüpft. Die läßt sich auch noch abrufen, wenn der Terrier durchstartet und etwas hochgescheucht hat, solange es nicht unmittelbar unter ihrer Nase durchläuft. Die kriegt aber auch Schleppe dran (die am Boden schleift) , wenn wir zu den tageszeiten unterwegs sind, wo alle paar Meter Karnickel kreuzen und alle hundert Meter Rehe stehen, wenn der Terrier dabei ist. Die hat weniger Stress, wenn ich sie dann "an die Hand nehme", als wenn ich sie im Trieb ständig unter Kommando stellen würde. Denn der Trieb ist nicht weg - der Gehorsam aber da, doch das bedeutet unendlich viel Impulskontrolle bei so jagdtriebigen Hunden - und derart viel Wild, wie hier unterwegs ist.
Der Terrier - nein - der ist von sicher abrufbar im Bezug auf Wild weit entfernt. Der läuft an Schleppe, auch oft am Boden schleifend, aber in gewissen Gebieten bleibt die in der Hand. So schnell kannst nicht schauen, wie der den Schalter umlegt.
Er hat schon gute Fortschritte gemacht. Von anfangs unansprechbar schreiend in der Leine hängen, sobald er im Gelände war und nur ne Spur in der Nase hatte oder ein Rascheln hörte, haben wir uns schon dahin gearbeitet, dass er auf Distanzen von bis 30 Meter Abstand zum Wild "gehorsam" bei mir bleiben kann, ohne durchzustarten - was aber seeehr viel Impulskontrolle abverlangt, bei dem Trieb.
Zu fremden Hunden laufen beide auch offline nicht hin, wenn sie nicht dürfen, sind da auch aus wildem Spiel abrufbar, wobei die Ömmi da gar nicht mehr scharf drauf ist, mit ihren 12 Jahren.
Es kommt immer auch drauf an, wo man wohnt.
Letztens hatten wir im Hundeverein Schweizer Gäste, die mit ihren Hunden zuhause keine Probleme mit Jagdtrieb haben. Freilaufhunde mit gutem Gehorsam, in freier Natur zuhause nie Jagdprobleme. Sogar diese Hunde entwickelten bei unserem hohen Wildaufkommen jagdtriebige Ambitionen, die sich innerhalb weniger Tage immer mehr steigerten, weil`s einfach zuviel ist, was hier rumwuselt.
Trotzdem ist der Terrier aber ein ausgeglichener , gesunder und zufriedener Hund geworden, in dem Jahr, den ich ihn jetzt habe. Nimmt keinen Schaden durch die Schleppe - auch nicht, was das Sozialverhalten betrifft, das anfangs "unter aller Sau" gewesen ist...........und das war ein Todeskandidat, weil Problemhund an allen Ecken und Enden.
Ausgesucht hab ich mir den nicht - aber was machst, wenn Du über einen verein einen Hund auf die Pflegestelle bringst, die nach 3 Wochen verzweifelt den Hund loswerden müssen, weils nicht geht , Du ihn übers Wochenende nimmst, weil die Vorbesitzer nicht zu erreichen sind - und die dann sagen: Nein, wir können nicht mehr, dann müssen wir ihn einschläfern lassen oder Du bringst ihn ins Tierheim.........
DAS hab ich nicht fertig gebracht, versucht ihn zu vermitteln - aber den will keiner.
Ist so ein Hund, Eva, von dem Du sagen würdest, "so ein Problem würdest Du Dir nicht ins Haus holen".
Ich hab ihn hier behalten und er darf bleiben. Nimmt eh keiner - und zum Sterben ist er aber echt zu schade. Der behandelnde TA sagt, im Tierheim wäre der ebenfalls bald ein Fall für die Spritze..............also was solls, dann arrangiert man sich und akzeptiert dann auch die Grenzen des Individuums und hilft ihm so weit es geht, diese zu erweitern.