hallo,
wir hatten (teilweise haben wir noch) auch einen problemhund. unsere pelznase kommt aus portugal und hat die hölle durchquert, nochmal zurück, dann wieder hin, bis sie endlich "hund" sein konnte.
ich bin kein superfrauchen, aber ich habe lange mit hirten/herden/schutzhunden in canda bei der rinder- und schafzucht gearbeitet und kann dir folgende - MEINE - ratschläge geben. ich betone extra MEINE, da sicher der eine oder andere im forum dies anders sieht:
- sämtliche angeführten buch-vorschläge sind o.k., aber du musst für dich und deinen hund das richtige gespühr entwickeln, was für EUCH davon gut ist. nie vergessen: das sind alles nur theoretische richtlinien. all die vielen informationen in die praxis umzusetzen ist nicht so einfach. dein verstand und dein bauchgefühl muss einen filter entwickeln, mit dem ihr arbeiten könnt.
- mit all den fachausdrücken in den büchern sind die meistens eh schon verzweifelten und hilflosen hundebesitzer oft überfordert.
ich versuche daher, dir mal einfache, aber so meine ich für dich dringende und wichtige regeln zu erklären, damit ihr mal aus dem gröbsten raus kommt:
geduld, liebe, ruhige ausstrahlung = voraussetzung !
die rangordnung gehört UNBEDINGT zuerst geklärt, vorallem da bei deinem hund der hüte- und schutztrieb stark vorhanden ist. egal ob man daran glaubt oder nicht, dass spezielle rassenmerkmale genetisch vererbt werden. die wissenschaft streitet sich noch immer darüber. ich habe die erfahrung gemacht, dass auch bei mischlingen, egal welche rasse anteil hat, sehr oft rassenspezifische merkmale probleme verursachen können, die beim besitzer nicht erwünscht sind. wir menschen haben in der zucht genau jene eigenschaften verstärkt herausgefiltert, die wir unbedingt haben wollten.
du musst lernen, dass DU der boss bist! dein hund muss lernen, dass er nicht mehr der chef sein braucht, denn DU passt auf ihn auf. du bist der beschützer, der hüter des rudels.
1. DU ißt zuerst, dann der hund.
entweder du tust so als ob du bei der fütterung aus seinem napf ißt und stellst den napf erst dann runter zum fressen, oder du setzt dich provokativ vor der fütterung mit keksen, chips,... zum tisch und ißt. wichtig: der hund muss sehen, dass DU zuerst ißt. du bist rudelführer, welcher ißt bis er satt ist, den rest bekommen die rang niedrigeren. diese zeremonie sollte ca. 2 minuten dauern, keine halbe stunde. deine anderen hunde musst du der rudelrangordung anpassen, sonst wird es nicht funktionieren.
falls der hund während der zeremonie weggeht und sich das nicht ansehen will, musst du abbrechen. mach eine pause von ca. 15 minuten. dann beginn von vorne.
du musst eisern und hart bleiben und diesen vorgang bei jeder fütterung wiederholen. das ist wichtig. sobald der hund zuerst zu fressen bekommt, hat er wieder die bestätigung das ER rudelführer ist. wenn du das im griff hast, hast du das halbe match gewonnen.
UND: NIEEEEE fressen zur freien verfügung stehen lassen!!!!!!!!! keine kekese, kein trockenfutter, o.ä. ! schon gar nicht wenn der hund alleine zu hause ist. der rudelführer ist herr über das fressen, also DU und nicht der HUND. wenn der hund alleine ist, der schutzinstinkt sich verstärkt, und noch herr über das fressen ist, fühlt er sich noch stärker in seiner rolle als boss und alles wird schlimmer. wenn der hund das mal versteht und das wird er, auch wenn er es anfangs nicht akzeptieren will, wird er klein bei geben und das hat hat positive auswirkungen auf all eure probleme.
2. ausser haus gehen ist für den hund nicht "gassi" gehen, sondern "auf die jagd gehen". daher draussen, auch anderen hunden gegeüber sein verhalten. dein hund fühlt sich als chef und ist der ansicht, das sagt ihm sein instinkt und dein verhalten, dass ER dich beschützen muss, dass er auf der jagd die beute besorgen muss und das ER das kommando hat.
das läßt sich wie folgt ändern:
DU verläßt zuerst die wohnung/haus, dann erst der hund. du betritts zuerst den aufzug, dann der hund. das gilt für alle türen ausserhalb seiner höhle = zuhause, wie z.b. haustor, türen von geschäften.
umgekehrt, wie z.b. beim nach hause kommen ist es genau so. DU betritts zuerst die wohnung. DU als rudelführer schaust quasi nach, ob ausserhalb der höhle "die luft rein ist" bzw. beim zurück kommen und keine gefahr lauert, und nicht ER. so läßt sich langsam, aber doch sein schutzinstinkt abschwächen.
zum problem aufzug: bitte freunde, nachbarn die du gut kennst UND der hund kennt und mag (keine familienmitglieder die er oft sieht) sich voher in die aufzugskabine zu stellen, bevor ihr einsteigt. der hund darf das nicht sehen. du musst das halt organisieren, vielleicht ist ein nachbar so nett.
du steigst dann ruhig (nicht nervös werden! du hast auch angst davor! der hund merkt das und wird auch nervös bzw. stressig) und ohne viel zu sagen - VOR DEM HUND - in den aufzug, zu der person. halte leckerli griffbereit. am besten kleine käsestücke und puten-extrawurst. wenn er macken macht, die aktion abbrechen. zurück in die wohnung und 15 min. warten, dann wieder von vorne. es kann 3 bis 5 versuche dauern, bis er ruhig wird. wenn er dann brav und ruhig einsteigt, sofort 1 leckerlie geben. wichtig: sofort! der hund hat ca. 2-3 sekunden reaktionszeit. in dieser zeit verbindet er den für ihn stressigen vorfall mit dem positiven, nämlich dem leckerlie, und futter ist immer was feines.
über das mit ihm. auch wenn es mühevoll und zeitintensiv ist. du wirst nur dann erfolg haben, wenn du zeit, geduld und verständnis aufbringst.
versuche das mal die nächsten 2 wochen täglich und konsequent durchzuziehen.
betreffend der hundeschule kenne ich 3, wo ich schon problemhunde erfolgreich untergebracht habe. sogar einen mit 7 montaten, welcher anfangs im welpenspielkurs mittollen durfte. die haben jetzt aber alle winterpause. ich werde telefonieren und mich erkundigen was möglich ist, und gebe dir dann bescheid.
zum problem mit deinem hund auf der strasse gegenüber anderen hunden, kann ich dir auch noch weiterhelfen. wenn dir meine aufsätze nicht zu lang sind und du interesse hast, kann ich dir noch einen beitrag schreiben.
so... mal sehen was die community an meinen ratschlägen zu nörgeln hat.
ich kann dir nur sagen, dass was ich über hunde weiß, habe ich in harter praxis MIT und VON hunden gelernt. man muss nur beobachten und verstehen, warum hunde so sind wie wir uns verhalten.