Flugzeugabsturz

Mich würde (ganz allgemein - nicht nur auf die Nazis bezogen) - interessieren, wieviel Prozent einer Bevölkerung tatsächlich ein diktatorisches, menschenverachtendes Regime überzeugt und tatkräftig unterstützen müssen, damit sich dieses "mittelfristig" halten und seinen "Terror" ausüben kann.

Weiß da irgend jemand etwas? Gibt's da irgend welche Untersuchungen von Soziologen oder so?

Ich VERMUTE nämlich, daß eine relativ geringe Prozentzahl - v.a. wenn sie auch noch entsprechend gewaltbereit ist - ausreicht, um dafür zu sorgen, daß der Rest der Bevölkerung (aus Angst und Sorge um das eigene Leben) im Sinne des Regimes "funktioniert".

Liebe Grüße, Conny
Kann schon sein, daß es dazu nur wenig Leute braucht- nur damals war es eben anders. Der Antisemitismus hatte grad in Ö eine lange Tradition, und war von einer Mehrheit getragen. Und auch wenn jetzt angezweifelt wird, dass wirklich so viele am Heldenplatz gejubelt haben...niemand wurde dort hingeprügelt
 
Vor allem... zuerst hatte niemand Angst und Sorge um sich oder seine Angehörigen. Mit Ausnahme derjenigen, die deportiert, verfolgt wurden. Wo vorerst Gerüchte umgingen. Die zuerst nur schief angeschaut wurden - und nicht nur von Menschen, die Angst hatten. Das Bild wurde in der Öffentlichkeit ja toll verbreitet... samt Physiognomie. Dort der "strahlende Arier" - da der "Untermensch". Nein, da hatte noch niemand Angst.
Dieser "Kampf für höhere Ziele" - der beinhaltete recht wohl schon die - vorerst Trennung - zwischen den "Sauberen" (Ariern) und den "schmutzigen Untermenschen".
Wenn dieser "Kampf" als etwas Positives rübergebracht wird, sich in den Köpfen der Menschen festsetzt - sind sie viel eher bereit, diese Schranke des Gewissens zu überschreiten. Das ist der allererste Schritt dazu.
Sichtlich ist das menschlich und bedarf gar keiner besonderen psychischen Störung. Auch keiner charakterlichen.
Das ist wie ein böser Traum - nachher sind viele Menschen ganz einfach "aufgewacht". Da war dann wieder die Erkenntnis... "Um Gottes Willen - was ist da nur geschehen? Und wir haben mitgemacht!"

Wenn man schreibt: "Wehret den Anfängen" - dann sollte das meiner Meinung nach so sein, dass man sich die Mechanismen bewusstmacht. Das ist der allererste Schritt - und eine gute Vorbeugung. Es ist im Grunde genommen egal, gegen wen es geht. Da können sogar harmlose Veganer "spinnert" und militant werden. Denn dieses..."Die Sache über alles - dafür lohnt es sich zu kämpfen, einzutreten" - das übertüncht oft das eigene Gewissen. Diese "Schranke", von der ich immer schreibe.

Im Falle des Piloten nehme ich an, dass er es als Riesenunrecht sah, was da geschah - der Druck innerhalb der Airline, die Arbeitsverhältnisse (war ja ein Billigflieger, da wird's noch ärger gewesen sein). Natürlich AUCH subjektiv gefärbt - no na. IHM wird der Druck noch viel ärger vorgekommen sein - weil ER nicht mit ihm umgehen konnte. Und dann kam die Überzeugung... "da muss etwas geschehen".

Ich glaube, da haben viele Faktoren (samt seiner Erkrankung) mitgespielt.

Als Prävention sehe ich es, dass man diese Faktoren schon im Vorfeld erkennt - und gegensteuert. Erstens... Druck wegnehmen. Zweitens - wieder eine sinnvolle Aufgabe geben.

Glaubt's mir - das hilft! ;):)
 
Mich würde (ganz allgemein - nicht nur auf die Nazis bezogen) - interessieren, wieviel Prozent einer Bevölkerung tatsächlich ein diktatorisches, menschenverachtendes Regime überzeugt und tatkräftig unterstützen müssen, damit sich dieses "mittelfristig" halten und seinen "Terror" ausüben kann.

Conny, viele. Und es waren ganz viele! Hat ja keiner "gesehen" (bitte absichtlich in Anführungszeichen - die Leute waren buchstäblich "blind"), was sich abspielte - worauf es hinauslief. Zuerst hat man doch nur zugesehen, wie die "Unsauberen" "halt woanders" hin mussten. Na, sind sie halt weg. Dann - später... sind sie in einem Ghetto. Dort können sie "schmutzig" bleiben, bei uns nicht. Da war nichts mit Macht - zumindest bei sehr vielen Menschen nicht. Auch - noch - keine Angst.
Antisemitismus und Ressentiments gegen Roma/Sinti ("die stehlen, die Zigeuner!") gab es ja schon sehr, sehr lange. Und immer wieder. Der Nährboden war zu jeder Zeit vorhanden.
 
Kann schon sein, daß es dazu nur wenig Leute braucht- nur damals war es eben anders. Der Antisemitismus hatte grad in Ö eine lange Tradition, und war von einer Mehrheit getragen. Und auch wenn jetzt angezweifelt wird, dass wirklich so viele am Heldenplatz gejubelt haben...niemand wurde dort hingeprügelt

da hast du schon recht - es wurde niemand hingeprügelt und sie haben gejubelt. die menschen können es aber auch als prügel empfinden, wenn sie keine arbeit haben, von der sie leben können. dann kommt noch dazu, dass alles, was man nicht versteht angst machen kann und in den meisten fällen auch macht. (sehr gut nachzulesen in den interviews "sie sind einfach anders" von studs terkel, auch wenn es in diesem fall die schwarze bevölkerung in amerika betrifft).
vorurteile über DIE ANDEREN sind die ursache von sehr viel leid - bis heute.
der versuch leid zu verhindern beginnt damit, dass man versucht zu verstehen. vergangenes kann niemand ungeschehen machen, lernen für das jetzt und die zukunft ist meiner meinung nach besser als jede verurteilung, die die frage nach dem warum nicht mehr wichtig genug nimmt.
 
Christine... natürlich haben alle gejubelt - und auf Arbeit und ein halbwegs gutes Leben gehofft. Ein Punkt mehr, an "die gute Sache" zu glauben.
Meine eigene Mutter (deren Vater und Bruder im KZ Auschwitz und dann Dachau waren - haben überlebt) hat Jahrzehnte danach noch immer gesagt: "Aber sooo schlecht war nicht alles -damals. Man konnte unbehelligt sogar in der Nacht gehen, musste keine Angst haben..." Nicht einmal sie, die nur dank einer beherzten Chefin vor der Untersuchung der Nazi-Schergen am Morzinplatz rechtzeitig gerettet wurde, hatte das Negative klar vor Augen.
Das war ja die große "Kunst"... alles schön zizerlweise - damit der Großteil der Bevölkerung das "für eine gute Sache" hinnehmen konnte.
Was war denn schon groß dabei, wenn Menschen knieend Straße schrubben mussten? Da hat man noch mitkönnen... hat man in einer gewissen Art und Weise in der eigenen Wohnung auch gemacht.
Hat da jemand dagegen protestiert? Hat da jemand laut aufgeschrieen?
Hat die Demütigung erkannt? Nein, hat fast niemand. Und da hatte man noch keine Angst. Zugeschaut hat man - war ja ein Spektakel.
 
da hast du schon recht - es wurde niemand hingeprügelt und sie haben gejubelt. die menschen können es aber auch als prügel empfinden, wenn sie keine arbeit haben, von der sie leben können. dann kommt noch dazu, dass alles, was man nicht versteht angst machen kann und in den meisten fällen auch macht. (sehr gut nachzulesen in den interviews "sie sind einfach anders" von studs terkel, auch wenn es in diesem fall die schwarze bevölkerung in amerika betrifft).
vorurteile über DIE ANDEREN sind die ursache von sehr viel leid - bis heute.
der versuch leid zu verhindern beginnt damit, dass man versucht zu verstehen. vergangenes kann niemand ungeschehen machen, lernen für das jetzt und die zukunft ist meiner meinung nach besser als jede verurteilung, die die frage nach dem warum nicht mehr wichtig genug nimmt.

Nun, das WARUM z.B. Deutsche Firmen Zyklon b produziert haben und deren Tochterfirmen etc etc sich um die Logistik der Verteilung gekümmert haben, lässt sich wohl auch für Nicht-Zeitgeschichtler leicht beantworten...

Angst war es nicht, aber Gewinnstreben...

und ja, das WARUM ist immer wichtig, aber selbst wenn es nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann, ist es wohl erlaubt, einen z.B. Mengele als Massenmörder und Schwerverbrecher, als Sadisten höchsten Grades zu verurteilen...
 
Nun, das WARUM z.B. Deutsche Firmen Zyklon b produziert haben und deren Tochterfirmen etc etc sich um die Logistik der Verteilung gekümmert haben, lässt sich wohl auch für Nicht-Zeitgeschichtler leicht beantworten...

Angst war es nicht, aber Gewinnstreben...

und ja, das WARUM ist immer wichtig, aber selbst wenn es nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann, ist es wohl erlaubt, einen z.B. Mengele als Massenmörder und Schwerverbrecher, als Sadisten höchsten Grades zu verurteilen...

es ist zwar das falsche thema, aber ich will trotzdem antworten. es fällt mir schwer die schweigende mehrheit, die sich durch ihr schweigen auch schuldig gemacht hat, so zu sehen, wie die verurteilten massenmörder. es wird sicher auch bei der "normalen" bevölkerung einige gegeben haben, die es sich richten konnten und nun in argentinien oder anderen südamerikanischen staaten leben, aber doch nicht "alle". sicher leben auch einige hier - doch das sind keine kleinen leute, die überleben wollen. das sind leute, die heute gute positionen bekleiden.....

vielleicht verstehe ich euch nicht richtig - ich rede von menschen, die ich kenne oder gekannt habe und die versucht haben nicht aufzufallen....

was ich noch sagen wollte, freunde von uns sind nach paraguay ausgewandert und entsetzt darüber, dass die meisten leute nazis sind....
 
vielleicht verstehe ich euch nicht richtig - ich rede von menschen, die ich kenne oder gekannt habe und die versucht haben nicht aufzufallen....

Ich glaub, ich seh das nicht so viel anders als Du; bestimmt hat es viele Menschen gegeben, die anfangs durchaus FÜR die Nazis waren, weil sie sich erhofft haben endlich wieder Arbeit zu finden; weil sie in bitterer Not gelebt haben und wollten, daß es ihnen wieder besser geht. Klar hätte man mit ein bißchen kritischem Denken schon beim "Anschluß" erkennen können, daß da "nix Gutes" kommt - aber daß dieses Verbrecherpack tatsächlich einen Angriffskrieg gegen ganz Europa führen und einen gezielten Völkermord an den Juden begehen wird, haben viele wohl nicht vorhergesehen bzw. überhaupt nicht für möglich gehalten.

Als dann Polen überfallen wurde etc. ist wohl manchen "ein Licht aufgegangen". Nur war da das System schon recht fest etabliert und "dagegen zu sein" nicht mehr ungefährlich - und so haben sehr, sehr viele geschwiegen und so weit nötig, mitgemacht auch wenn sie dann bereits erkannt haben, daß es ein Fehler war, je für dieses Regime gewesen zu sein.

Nur mit diesen vielen "Mitläufern" alleine, wäre das was passiert ist trotzdem nicht möglich gewesen. Es gab schon AUCH Leute, die nicht "nur" Mitläufer waren sondern alles das, was geschehen ist, wirklich wollten. Menschen denen Millionen Tote offenbar völlig egal waren, die nur von Herrschsucht getrieben waren und ihre sadistischen Fantasien ungehemmt ausgelebt haben; die es wahrscheinlich noch genossen haben, Herr über Leben und Tod zu spielen. Ich weiß nicht wie groß der Prozentsatz derer war (das war es ja eigentlich, was ich mit meiner Frage gemeint hab), aber nur "eine Handvoll" einzelner Personen, kann's natürlich auch nicht gewesen sein.

Und damit sind wir gar nicht mehr sooo weit vom ursprünglichen Thema entfernt - weil es doch grundsätzlich um die Frage geht: "Wie ist es möglich, daß Menschen - offenbar ohne Gewissensbisse - vorsätzlich den Tod anderer Menschen planen und diesen Plan auch umsetzen können".

Das ist etwas, das ist grundsätzlich so überhaupt nicht verstehen kann, weder bei den Nazis, noch bei anderen Terrorregimen oder Terroristen noch bei diesem Co-Piloten.

Liebe Grüße, Conny
 
es ist zwar das falsche thema, aber ich will trotzdem antworten. es fällt mir schwer die schweigende mehrheit, die sich durch ihr schweigen auch schuldig gemacht hat, so zu sehen, wie die verurteilten massenmörder. es wird sicher auch bei der "normalen" bevölkerung einige gegeben haben, die es sich richten konnten und nun in argentinien oder anderen südamerikanischen staaten leben, aber doch nicht "alle". sicher leben auch einige hier - doch das sind keine kleinen leute, die überleben wollen. das sind leute, die heute gute positionen bekleiden.....

vielleicht verstehe ich euch nicht richtig - ich rede von menschen, die ich kenne oder gekannt habe und die versucht haben nicht aufzufallen....

was ich noch sagen wollte, freunde von uns sind nach paraguay ausgewandert und entsetzt darüber, dass die meisten leute nazis sind....

sorry, aber mir ging es nicht um Menschen, die Du kanntest, mir ging es - siehe Zitate - um Deinen Zweifel an "es waren viele" und um "nicht urteilen, wenn man die Frage nach dem Warum nicht stellt....

An dem Fakt, dass es sehr viele waren, die sich an dem Vernichtungssystem beteiligt haben, ist aber nicht zu rütteln...und keineswegs aus Angst, sondern freiwillig, aus Machtgier, aufgrund des verbreiteten Antisemitismus und aus Gewinnsucht....

ebenso wie es - meine Meinung - Menschen zusteht zu urteilen, auch wenn das Warum nicht zu beantworten ist....

denn wohl jeder Mensch, direkt oder indirekt betroffen, oder nicht betroffen, der sich mit dieser Zeit beschäftigt hat, hat sich mit der Frage nach dem Warum beschäftigt und nur weil es keine befriedigende Antwort gibt, steht es den Menschen trotzdem zu zu urteilen und zu verurteilen.
 
Ich bilde mir ein wo gelesen zu haben, dass allein in Mauthausen um die 500 SSler und Aufseher sich um die Insassen "gekümmert" haben.
 
Ich glaub, ich seh das nicht so viel anders als Du; bestimmt hat es viele Menschen gegeben, die anfangs durchaus FÜR die Nazis waren, weil sie sich erhofft haben endlich wieder Arbeit zu finden; weil sie in bitterer Not gelebt haben und wollten, daß es ihnen wieder besser geht. Klar hätte man mit ein bißchen kritischem Denken schon beim "Anschluß" erkennen können, daß da "nix Gutes" kommt - aber daß dieses Verbrecherpack tatsächlich einen Angriffskrieg gegen ganz Europa führen und einen gezielten Völkermord an den Juden begehen wird, haben viele wohl nicht vorhergesehen bzw. überhaupt nicht für möglich gehalten.

Als dann Polen überfallen wurde etc. ist wohl manchen "ein Licht aufgegangen". Nur war da das System schon recht fest etabliert und "dagegen zu sein" nicht mehr ungefährlich - und so haben sehr, sehr viele geschwiegen und so weit nötig, mitgemacht auch wenn sie dann bereits erkannt haben, daß es ein Fehler war, je für dieses Regime gewesen zu sein.

Nur mit diesen vielen "Mitläufern" alleine, wäre das was passiert ist trotzdem nicht möglich gewesen. Es gab schon AUCH Leute, die nicht "nur" Mitläufer waren sondern alles das, was geschehen ist, wirklich wollten. Menschen denen Millionen Tote offenbar völlig egal waren, die nur von Herrschsucht getrieben waren und ihre sadistischen Fantasien ungehemmt ausgelebt haben; die es wahrscheinlich noch genossen haben, Herr über Leben und Tod zu spielen. Ich weiß nicht wie groß der Prozentsatz derer war (das war es ja eigentlich, was ich mit meiner Frage gemeint hab), aber nur "eine Handvoll" einzelner Personen, kann's natürlich auch nicht gewesen sein.

Und damit sind wir gar nicht mehr sooo weit vom ursprünglichen Thema entfernt - weil es doch grundsätzlich um die Frage geht: "Wie ist es möglich, daß Menschen - offenbar ohne Gewissensbisse - vorsätzlich den Tod anderer Menschen planen und diesen Plan auch umsetzen können".

Das ist etwas, das ist grundsätzlich so überhaupt nicht verstehen kann, weder bei den Nazis, noch bei anderen Terrorregimen oder Terroristen noch bei diesem Co-Piloten.

Liebe Grüße, Conny
Jeder konnte wissen, was da kommt- steht alles deutlichst in "Mein Kampf". Ich denke, es war den meisten Leuten egal, solange man nicht selbst betroffen war- die Stimmung hat sich erst dann geändert, als der Krieg nicht mehr gut lief und nach Deutschland kam.
 
Jeder konnte wissen, was da kommt- steht alles deutlichst in "Mein Kampf". Ich denke, es war den meisten Leuten egal, solange man nicht selbst betroffen war- die Stimmung hat sich erst dann geändert, als der Krieg nicht mehr gut lief und nach Deutschland kam.

Schon klar, daß das alles in "Mein Kampf" stand. Nur kann ich wirklich nicht glauben, daß MILLIONEN Menschen tatsächlich dafür gewesen sein sollen, einen Krieg mit ganz Europa inklusive Völkermord zu führen. Ich weiß schon, daß Menschen zu sehr bösen Dingen fähig sind, aber SO böse erlebe ich die Mehrzahl der Menschen auch wieder nicht.

Nachdem ich ja auch ein etwas "älteres Semester" bin, hab ich ja noch viele Menschen gekannt, die den Krieg erlebt haben. Nachdem was mir so erzählt wurde habe ich den Eindruck, daß viele froh waren, daß da jemand kam der wieder Arbeit brachte und was die Aussagen in "Mein Kampf" betroffen hat, dachten glaub ich viele in etwa "wird wohl nicht so heiß gegessen wie gekocht".

Den Menschen war NATÜRLICH klar, daß die Nazis keine Pazifisten waren und daß es für die Juden schwer werden würde - das wurde schon "billigend" in Kauf genommen (und war trotz aller bestehenden Not natürlich falsch !!!). Aber das Ausmaß dessen, was da wirklich an furchtbaren Verbrechen begangen werden würde, war glaub ich vielen zu Beginn nicht klar (schließlich setzt nicht jeder in die Tat um, was er in einem Buch so von sich gibt).

Letztendlich hat doch die ganze Welt die Nazis unterschätzt. Hätten die Juden WIRKLICH geglaubt, was in "Mein Kampf" stand, wären sie alle zu Beginn schon ausgewandert - aber sie haben eben nicht für möglich gehalten, was mit ihnen geschehen wird. Und die Aliierten? Haben doch zu Beginn alle versucht zuzuwarten in der Annahme daß sich die Nazis irgendwann zufrieden geben und auf weitere Angriffskriege verzichten würden.

Drum ist es doch so wichtig, Aggressoren nicht zu unterschätzen und den Anfängen zu wehren. Das ist es doch, was man aus der damaligen, schrecklichen Zeit lernen sollte, weil eben genau das damals passiert ist.

Liebe Grüße, Conny
 
Schon klar, daß das alles in "Mein Kampf" stand. Nur kann ich wirklich nicht glauben, daß MILLIONEN Menschen tatsächlich dafür gewesen sein sollen, einen Krieg mit ganz Europa inklusive Völkermord zu führen. Ich weiß schon, daß Menschen zu sehr bösen Dingen fähig sind, aber SO böse erlebe ich die Mehrzahl der Menschen auch wieder nicht.

Nachdem ich ja auch ein etwas "älteres Semester" bin, hab ich ja noch viele Menschen gekannt, die den Krieg erlebt haben. Nachdem was mir so erzählt wurde habe ich den Eindruck, daß viele froh waren, daß da jemand kam der wieder Arbeit brachte und was die Aussagen in "Mein Kampf" betroffen hat, dachten glaub ich viele in etwa "wird wohl nicht so heiß gegessen wie gekocht".

Den Menschen war NATÜRLICH klar, daß die Nazis keine Pazifisten waren und daß es für die Juden schwer werden würde - das wurde schon "billigend" in Kauf genommen (und war trotz aller bestehenden Not natürlich falsch !!!). Aber das Ausmaß dessen, was da wirklich an furchtbaren Verbrechen begangen werden würde, war glaub ich vielen zu Beginn nicht klar (schließlich setzt nicht jeder in die Tat um, was er in einem Buch so von sich gibt).

Letztendlich hat doch die ganze Welt die Nazis unterschätzt. Hätten die Juden WIRKLICH geglaubt, was in "Mein Kampf" stand, wären sie alle zu Beginn schon ausgewandert - aber sie haben eben nicht für möglich gehalten, was mit ihnen geschehen wird. Und die Aliierten? Haben doch zu Beginn alle versucht zuzuwarten in der Annahme daß sich die Nazis irgendwann zufrieden geben und auf weitere Angriffskriege verzichten würden.

Drum ist es doch so wichtig, Aggressoren nicht zu unterschätzen und den Anfängen zu wehren. Das ist es doch, was man aus der damaligen, schrecklichen Zeit lernen sollte, weil eben genau das damals passiert ist.

Liebe Grüße, Conny

zu absatz 1: ich weiß von vielen damals betroffenen, dass sie dieses buch nie gelesen haben - die hatten andere sorgen. ich selbst habe mit dieses buch ca 1990 besorgt, weil sich da in meinem weiteren umfeld ein paar etwas nationalistisch angehauchter leute herumgetrieben haben und ich argumente dagegen gesucht habe - aber dazu musste ich wissen, wo ich ansetzen kann.

absatz 2, 3 und 4 kann ich voll und ganz zustimmen.

und zum letzten absatz muss ich leider sagen, dass sich dieses gedankengut jetzt offensichtlich in südamerika breit macht. ich habe mit unseren freunden öfter geschrieben, die verzweifelt auf der suche nach einem stück land waren, wo nicht nazis das sagen haben. DAS es orte gibt, wo es immer noch so ist, erschreckt mich sehr - und für viele zu weit weg, um irgend etwas mitzubekommen.... also ich hab es bis zum zeitpunkt der briefe nicht einmal vermutet. vereinzelt ist ja bekannt geworden, dass sich da einige abgesetzt haben - welche kreise das zieht allerdings nicht. wie wehret man den anfängen, wenn die anfänge so weit weg brodeln???
 
zu absatz 1: ich weiß von vielen damals betroffenen, dass sie dieses buch nie gelesen haben - die hatten andere sorgen. ich selbst habe mit dieses buch ca 1990 besorgt, weil sich da in meinem weiteren umfeld ein paar etwas nationalistisch angehauchter leute herumgetrieben haben und ich argumente dagegen gesucht habe - aber dazu musste ich wissen, wo ich ansetzen kann.

???

Nun ja, es war auch nicht notwendig das Buch zu lesen...

Man darf nicht vergessen, 1930 wählten immerhin mehr als 6 Millionen Menschen die NSDAP

und diese hielt mit ihren Zielen weder im Wahlkampf, noch bei Veranstaltungen noch in ihrem Programm hinter dem Berg:

Z.B. Wahlprogramm Punkt 4, mit dem auch kräftig Wahlwerbung betrieben wurde:

würde Juden laut 4. Programmpunkt die Staatsbürgerschaft aberkannt. Denn: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein."

Leider kam das sehr sehr vielen Wählern entgegen und sehr sehr vielen Wählern war es egal........
 
Das ist gut möglich, dass viele das Buch nie gelesen haben, aber das war auch nicht notwendig.

In den damaligen Zeiten ist ganz offen in Zeitungen gegen Juden gehetzt worden. z.B. ein nett aussehendes Kind und daneben ein verwahrlostes Kind. Darunter steht sinngemäß: Sehen sie sich dieses dicke Judenkind an , aber unsere Kinder haben nicht einmal genug zu essen. Wollen sie das? Dann helfen sie mit das zu verhindern. Und wie sie mitgeholfen haben.
Wir haben noch Zeitungen von damals.

Erinnert euch das vielleicht an eine bestimmte heutige Partei? Heute wird das Wort Jude durch Ausländer oder Asylwerber ersetzt. Der Mechanismus ist immer derselbe
 
Nun ja, es war auch nicht notwendig das Buch zu lesen...

Man darf nicht vergessen, 1930 wählten immerhin mehr als 6 Millionen Menschen die NSDAP

und diese hielt mit ihren Zielen weder im Wahlkampf, noch bei Veranstaltungen noch in ihrem Programm hinter dem Berg:

Z.B. Wahlprogramm Punkt 4, mit dem auch kräftig Wahlwerbung betrieben wurde:

würde Juden laut 4. Programmpunkt die Staatsbürgerschaft aberkannt. Denn: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein."

Leider kam das sehr sehr vielen Wählern entgegen und sehr sehr vielen Wählern war es egal........

Das ist gut möglich, dass viele das Buch nie gelesen haben, aber das war auch nicht notwendig.

In den damaligen Zeiten ist ganz offen in Zeitungen gegen Juden gehetzt worden. z.B. ein nett aussehendes Kind und daneben ein verwahrlostes Kind. Darunter steht sinngemäß: Sehen sie sich dieses dicke Judenkind an , aber unsere Kinder haben nicht einmal genug zu essen. Wollen sie das? Dann helfen sie mit das zu verhindern. Und wie sie mitgeholfen haben.
Wir haben noch Zeitungen von damals.

Erinnert euch das vielleicht an eine bestimmte heutige Partei? Heute wird das Wort Jude durch Ausländer oder Asylwerber ersetzt. Der Mechanismus ist immer derselbe

ich weiß gar nicht wie ich das formulieren soll, dass es nicht falsch verstanden wird. es gibt kulturen, wo der familienverband noch viel wichtiger ist, als in unserer kultur (meine familie besteht aus meiner tochter und deren kinder, meine eltern sind schon lange tot und wo all die anderen verwandten sind interessiert mich nicht, ich weiß nicht einmal wer von denen überhaupt noch am leben ist). ein ausgegrenztes und zum teil auch sich selbst ausgrenzendes volk, schließt sich unereinander zusammen und hilft einander auch. das ist in einer gesellschaft, bestehend aus lauter "einzelkämpfer" eine bedrohung, auch wenn es gar nicht so ist.
von meinen langjährigen freunden kenne ich keine familienmitglieder, von einer befreundetet türkischen familie kenne ich fast alle.....
das ist ungewohnt, fremd und vollkommen grundlos ein wenig unheimlich.

juden haben den ruf gut handeln zu können, eine eigenschaft, die ich z.b. nicht besitze - mir ist das unangenehm. und da weiß ich auch aus meiner familie, dass meine vorfahren diese menschen gefürchtet haben, wie der teufel das weihwasser...... das diesen menschen übel zu nehmen ist genauso blöd wie jemanden zum vorwurf zu machen, dass er schön singen kann, weil man selbst keinen ton halten kann.

wir neigen dazu menschen auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu reduzieren und das fällt uns dann auf den kopf......

eigentlich müsste ich noch viel genauer beschreiben, was ich meine - geht aber nicht, sonst wird es ein buch ;)
 
ich weiß gar nicht wie ich das formulieren soll, dass es nicht falsch verstanden wird. es gibt kulturen, wo der familienverband noch viel wichtiger ist, als in unserer kultur (meine familie besteht aus meiner tochter und deren kinder, meine eltern sind schon lange tot und wo all die anderen verwandten sind interessiert mich nicht, ich weiß nicht einmal wer von denen überhaupt noch am leben ist). ein ausgegrenztes und zum teil auch sich selbst ausgrenzendes volk, schließt sich unereinander zusammen und hilft einander auch. das ist in einer gesellschaft, bestehend aus lauter "einzelkämpfer" eine bedrohung, auch wenn es gar nicht so ist.
von meinen langjährigen freunden kenne ich keine familienmitglieder, von einer befreundetet türkischen familie kenne ich fast alle.....
das ist ungewohnt, fremd und vollkommen grundlos ein wenig unheimlich.

juden haben den ruf gut handeln zu können, eine eigenschaft, die ich z.b. nicht besitze - mir ist das unangenehm. und da weiß ich auch aus meiner familie, dass meine vorfahren diese menschen gefürchtet haben, wie der teufel das weihwasser...... das diesen menschen übel zu nehmen ist genauso blöd wie jemanden zum vorwurf zu machen, dass er schön singen kann, weil man selbst keinen ton halten kann.

wir neigen dazu menschen auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu reduzieren und das fällt uns dann auf den kopf......

eigentlich müsste ich noch viel genauer beschreiben, was ich meine - geht aber nicht, sonst wird es ein buch ;)

Ich glaube ich weiß, was du sagen möchtest, aber das waren ja keine "Fremden" deren Kultur völlig unbekannt war. Das waren Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschüler, Ärzte, Patienten, .......ganz normale Menschen. Österreicher, Polen,...........

Nur weil jemand einen anderen Glauben hat ist er ja nicht eine andere Spezies.
Das waren ja alles Österreicher, und reich waren die auch nicht alle. Das waren ganz normale Menschen.

Ich glaube die Menschen damals haben bewusst zuerst weggeschaut und wenn sie sich einen Vorteil erhofft haben ganz gezielt denunziert und sei es auch nur, weil einen der Nachbar ohnehin schon die ganze Zeit geärgert hat.

Und natürlich gab es da auch die Schergen des Herrn H.
 
Zuletzt bearbeitet:
Drum ist es doch so wichtig, Aggressoren nicht zu unterschätzen und den Anfängen zu wehren. Das ist es doch, was man aus der damaligen, schrecklichen Zeit lernen sollte, weil eben genau das damals passiert ist.

Letztlich war es politisch gesehen nach dem Friedensvertrag von Versailles logisch dass sich Deutschland (und Österreich ) wehren wird - denn sie hatten ja nicht mehr viel zu verlieren , dass das allerdings solche Ausmaße annimmt hat wohl keiner geahnt ....
 
Für all jene, die meinen, die Taten der NS Schergen wären nur von blutrünstigen Monstern begangen worden...

http://kurier.at/chronik/oesterreic...-ns-taeter-mordeten-nach-lehrbuch/126.556.479

Daraus:

Die Männer waren im Zivilberuf teilweise Polizisten und sogar selbst Familienväter.

Was wir anhand des Aktenmaterials sehr deutlich sehen, die Täter am Peršmanhof haben keineswegs im Blutrausch gehandelt, wie dies lange Zeit kolportiert wurde. Die Vorstellung von NS-Tätern als perversen oder sadistischen Monstern war vor allem eine Verdrängungsstrategie der österreichischen Nachkriegsgesellschaft. Indem man die Mörder in das Reich des Abnormen verbannt hatte, war es auch leichter, die jeweils eigene Schuld und persönliche Verstrickung beim Morden wegzuschieben. Es ist aber wichtig zu erkennen, dass der Holocaust wie auch alle anderen Genozide nicht von perversen Bestien oder Sadisten begangen worden sind, sondern von ganz normalen Menschen.

Das zeigt aber, wie schmal der Grat ist, auf dem eine Gesellschaft zu jeder Zeit wandelt. Wenn zum Beispiel die Auslöschung einer missliebigen Personengruppe für eine sinnvolle Sache gehalten wird, dann lässt sich das Morden für die Beteiligten als eine moralisch akzeptable Tat interpretieren. So war das auch im Nationalsozialismus der Fall. Dadurch konnten die Täter ihre Handlungen später auch positiv in ihr Selbst integrieren.

Das zeigt... es sind keine "Bestien" - die bestialische Taten begehen.
Anscheinend ist "die Bestie" in uns - in ganz normalen Menschen.
 
Ich glaube ich weiß, was du sagen möchtest, aber das waren ja keine "Fremden" deren Kultur völlig unbekannt war. Das waren Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschüler, Ärzte, Patienten, .......ganz normale Menschen. Österreicher, Polen,...........

Nur weil jemand einen anderen Glauben hat ist er ja nicht eine andere Spezies.
Das waren ja alles Österreicher, und reich waren die auch nicht alle. Das waren ganz normale Menschen.

Ich glaube die Menschen damals haben bewusst zuerst weggeschaut und wenn sie sich einen Vorteil erhofft haben ganz gezielt denunziert und sei es auch nur, weil einen der Nachbar ohnehin schon die ganze Zeit geärgert hat.

Und natürlich gab es da auch die Schergen des Herrn H.

ich bin überzeugt davon, dass die gründe nicht im glauben zu suchen sind, obwohl der verdacht nahe liegt....... es liegt an unserer unterschiedlichen bewertung von menschengemeinschaft zu der wir uns zugehörig fühlen oder nicht.
ich kenne persönlich drei fälle, wo sich menschen aus unserer gemeinschaft etwas herausgenommen haben, das so gar nicht in ordnung ist.
1. einer hat es drehen können, dass er mit dem arbeitslosengeld ein feines halbes jahr in thailand verbracht hat.
2. eine person hat sich obdachlos gemeldet und mit dem geld in ungarn auf einen bauernhof gelebt - weils dort billiger war.
3. einer hat sich mit der versicherungsnummer eines freudes im spital behandeln lassen....

diese menschen sehen wir als einzelfälle!

so ein verhalten ist unfair der gemeinschaft/gesellschaft gegenüber. man stelle sich vor, auf so eine idee kommt ein migrant. da sind dann alle, denen dieser mensch zugeordnet werden kann so, und das hat doch eh jeder gewusst, vor denen muss man sich schützen.......

und um nochmals auf den flugzeugabsturz zurückzukommen. wieviele menschen wären bereit sich selbst oder einen freund zu opfern, um diese 149 leute zu retten????? auch das wäre nur dann möglich, wenn man in der lage ist alles andere auszublenden.
 
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