Entschuldigung, aber jetzt ist der Thread vom eigentlichen Thema aber ordentlich abgekommen
. Ich sehe hier überhaupt keinen Zusammenhang mehr zw. den Nazis und dem Selbstmörder, der so krank und/ oder gewissenlos war, andere mit in den Tod zu nehmen.
Naja, die Mechanismen, weshalb Menschen bereit sind, Taten zu begehen, die sie im "Normalzustand" nicht begehen würden - hier sehe ich schon eine Verbindung.
Ob der Mensch nun wirklich eine charakterliche Schwäche hat, oder meint, etwas "Gutes" (für "die gute Sache") zu tun... Tatsache ist, dass er in Folge mit seinen Handlungen Grenzen überschreitet.
Nicht wenige Nazis sind danach "aufgewacht" - erst unlängst war ein Artikel darüber zu lesen. Die Reue kam zu spät - die Menschen waren tot.
Nun stellt sich die Frage, was passieren muss, damit Menschen diese Grenzen überschreiten. Es ist sicher nicht nur Machtgier.
Die kann jedoch mitwirken. Endlich einmal "jemand" sein. Aus der Unbedeutsamkeit heraussteigen.
Noch einmal zur "Welle"... auch hier gab es einen Schüler, der normal ein Duckmäuser war, keinen großen Anklang bei seinen Mitschülern fand. Nun - endlich einmal war er "wer". Endlich bekam er Aufmerksamkeit.
Das waren im Dritten Reich dann die "Blockwarte", die Denunzianten - die dadurch "wichtig" wurden. Sich selbst haben sie ihre Untaten dann dadurch erklärt, dass es ja "für die gute Sache" sei. Einem Zweck diente.
Conny hat natürlich recht... hätten alle gewusst, dass Millionen Menschen ermordet werden sollten - da hätte die Mehrheit wohl nicht mitgetan.
Aber so - schön langsam - samt "Einpeitscher" (die Propagandamaschine lief ja ständig) - verschoben sich immer mehr die Grenzen - zu erkennen, was Recht und was Unrecht war. Man war bereit, immer mehr zuzulassen.
Anfangs nur die Deportationen, das Mobbing, brutale Übergriffe, Straßen mit Zahnbürsten putzen... hier hat man weg- aber auch zugeschaut.
Antisemitismus und Ablehnung von Roma und Sinti hatte sowieso eine lange Tradition - hier brauchte gar nicht so viel getan werden. Vorurteile herrschten ebenso.
Wie man sieht - diese Grenzen können - aus verschiedenen Gründen - überschritten werden.
Der junge Co-Pilot war krank. Was alles sonst noch mitwirkte, dass er diese Grenze überschritt, wissen wir nicht. Sicher die Ansicht, "etwas zu bewirken".
Eines jedoch fällt mir auf... diese Grenze (auch "Gewissen") wird leichter überschritten, wenn ein gewisser Druck da ist.
Im Dritten Reich war es der Druck der Armut. Wäre es jedem gut gegangen - wen hätte es gekümmert, was für eine Religion der Nachbar gehabt hätte.
Beim Piloten war es der - für ihn krankmachende - Leistungsdruck.
Darum - als Prävention - Druck wegnehmen. Keinen entstehen lassen.
Ich glaube, Bruno Kreisky hat das sehr gut erkannt - siehe sein Zitat:
"Und wenn mich einer fragt, wie denn das mit den Schulden ist, dann sage ich ihm das, was ich immer wieder sage: dass mir ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte bereiten, als mir ein paar hunderttausend Arbeitslose mehr bereiten würden.“
Schulden sind -ja, schlimm. Aber noch viel schlimmer sind unzufriedene Arbeitslose - die - gemeinsam - unter Druck stehend - Dinge vollbringen können, die am schlimmsten sind.
Hätte man beim jungen Piloten - egal, welchen - Druck weggenommen, wäre es nie zu diesem Unglück gekommen.
Dieses Wissen um Mechanismen, um den Grund, weshalb etwas geschieht - ist für mich dieses "Wehret den Anfängen". Eine echte Prävention.