Teil 3 aus dem Artikel von EU-Staaten und europäischen Ländern
Dänemark
Anders die Situation in Dänemark: Seit den islamunfreundlichen Karikaturen in der Zeitung „Jyllands-Posten“ 2005, die zu schweren Verwerfungen zwischen dem kleinen Dänemark und den muslimischen Staaten auf der Welt führte, wird das Thema „muslimische Migration“ von allen Parteien eher vorsichtig zurückhaltend behandelt. Die derzeit stärkste Partei im „Folketing“, dem dänischen Parlament, sind die Sozialdemokraten mit 50 der insgesamt 179 Sitze, gefolgt von den Liberalen mit 23 Sitzen. In Dänemark wird seit langem eine intensive und für deutsche Ohren unglaublich harte Debatte um westliche Werte und dänische Identität geführt. Vor diesem Hintergrund haben die Dänen gegenüber der EU den sogenannten „Rechtsvorbehalt“ durchgedrückt, der bedeutet, dass Dänemark nicht verpflichtet ist, sich an der EU-Politik hinsichtlich einer gemeinsamen Asyl- und Integrationspolitik zu beteiligen. Das dänische Migrationsrecht zielt auf das Anwerben von Facharbeitern bei gleichzeitig restriktiver Politik bezüglich illegaler Einwanderung aus muslimischen Staaten ab. Völlig unabhängig davon, welche Mehrheiten im Folketing gerade existieren, wird die Migrationsdebatte auch unter den derzeit amtierenden Sozialdemokraten mit Argumenten geführt, die zwar auch eine deutsche Schmidt-SPD vertreten würde, im heutigen Scholzland jedoch als „ganz weit rechts“ definiert werden würden.
Niederlanden
Zu einem Aufschrei der Linken führte auch das Ergebnis der letzten Wahl in den Niederlanden: Ausschlaggebend für eine Regierung ist das Ergebnis der Wahl zur „zweiten Kammer“, die in der letzten Wahl 2024 tatsächlich die Sitze der „Volkspartij voor Vrijheid en Democratie“ des bisherigen Ministerpräsidenten Marc Rutte halbierte und die „Partij voor de Vrijheid“ des als Rechtspopulisten geschmähten Geert Wilders mit 23,7% zur stärksten Partei machte. Besonders charmant: Die PvD von Wilders hat nur ein einziges Mitglied: Ihn selbst. Das hängt mit den Eigenheiten des niederländischen Parteienrechts zusammen. Eine Koalition von insgesamt vier Parteien unter dem parteilosen Dick Schoof als Ministerpräsident bildet seitdem die Regierung in Den Haag. Wilders hat sich die Erleichterung von Umweltauflagen und die Verschärfungen im Migrationsrecht in den Koalitionsvertrag schreiben lassen: Schnellere Abschiebung von Personen ohne Aufenthaltstitel, Verstärkung der Grenzkontrollen, verpflichtende Sprachkenntnisse und ein Mindestaufenthalt von zehn Jahren zur Erlangung der niederländischen Staatsbürgerschaft bei gleichzeitiger Abgabe einer eventuellen weiteren Staatsbürgerschaft. Auch hier geht es, ähnlich wie in Dänemark, nicht um „Ausländer raus“ oder Abschottung, sondern um das Aushebeln illegaler Migration und allzu freigiebiger Vergaben des niederländischen Passes.
Frankreich
Kommen wir zum nach Deutschland stärksten Player in der EU: Zu Frankreich, in dem es seit zwei Jahren, vorsichtig gesagt, „turbulent“ zugeht. Der seit 2017 mit viel Energie ins Amt gestartete Präsident Macron ist mittlerweile einer der unbeliebtesten Präsidenten seit 1945, sein derzeitiges Kabinett unter Gabriel Attal in der französischen Nationalversammlung wurde bei den Wahlen regelrecht zusammengetrickst: Um die rechtspopulistische oder rechtsextreme oder rechte Rassemblement National und ihren charismatischen Vorsitzenden Jordan Bardella von den Regierungsschalthebeln fernzuhalten, sprachen sich Macrons Liberale bei den Stichwahlen mit den Kommunisten ab. Überall dort, wo der liberale Kandidat die besseren Chancen auf den Einzug ins Parlament hatte, traten die Kommunisten von der Stichwahl zurück und umgekehrt, sodass stets nur ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Kandidaten der RN stattfand. Diese Strategie hatte Erfolg – bringt nur das Land in keinerlei Weise in den Migrationsfragen weiter.
Geradezu rührend wirkt da Macrons Vorstoß zu einem einmonatigen „Pflichtdienst an der Nation für junge Menschen“, der dort die Werte Frankreichs, den Zusammenhalt und das soziale Engagement vermitteln soll. Bereits eine solche Idee würde in Deutschland auf erbitterte Feindschaft von FDP bis Linke führen und auch dieser Vorstoß ändert – Überraschung – nichts an den Fehlern der französischen Migrationspolitik. Die aus dem wunderschönen Paris einen ähnlich abgewrackten und siffigen Platz wie so manche Drittwelthauptstadt gemacht haben, aus denen die Schutzsuchenden doch in der Hoffnung auf ein besseres Leben geflüchtet sind. Und die sie sich jetzt bestenfalls in den Banlieues und schlimmstenfalls als Obdachlose auf den Pariser Straßen finden lassen. Insgesamt ist die französische Situation diesbezüglich noch dramatischer als ihr deutsches Pendant. Auch hier dürfte es nur noch eine kurze Frage der Zeit sein, bis das Pendel in Richtung der erneut auf den Präsidentenposten schielenden Marine Le Pen derart schwingt, dass Macron abgelöst wird.
Schweiz
Kommen wir zur Insel der Glückseligen in Europa: Der Schweiz. Die Schweizerische Volkspartei – kurz SVP – stellt im Nationalrat mit rund 28% die stärkste Partei. Von der Positionierung her ist sie im Koordinatensystem konservativer als die hiesige Union. Die SVP wendet sich gegen alle supranationalen Institutionen wie EU oder NATO und vertritt einen strikt neutralen, aber auch konsequent antimuslimischen Kurs der Schweiz. Auch hier werden nationale Identität und Identifikation hoch gehalten. Die SVP hat sich vehement für eine Volksabstimmung zum „Minarettverbot“ eingesetzt und geht in Migrationsfragen so weit, beispielsweise auch deutsche Zuwanderung abzulehnen, bei der sie von „Filz“ spricht. Unabhängige Gerichte sieht die SVP als „Feind, der sich über den Volkswillen hinwegsetzt“ und vertritt daneben die Auffassung, wichtige politische Fragen durch Volksabstimmungen zu regeln. Auch die sogenannte „Rassismusstrafnorm“, die explizit rassistisches oder diskriminierendes Verhalten unter Strafe stellt, sähe die SVP gerne aufgrund der von ihr höher gewichteten Meinungsfreiheit abgeschafft. Die SVP ist damit im Vergleich näher an der AfD als an der Union. Aber „Gefahr für Leib und Leben“ und des Gottseibeiuns? Nein, die Schweiz ist nach wie vor ein friedliches und schönes Land mit dem Flair der 90er Jahre in Deutschland.
Österreich
Die FPÖ wird hierzulande gerne als der hässliche Bruder der AfD dargestellt, war aber tatsächlich schon fünf Mal an einer Regierung beteiligt, ohne dass Ungarn oder Slowenien überfallen wurden oder dass es Ambitionen gab, das Habsburger Reich wieder herzustellen. Bei den letzten Nationalratswahlen im September 2024 erzielte die FPÖ mit rund 29% aller Stimmen ihr bisher bestes Ergebnis und wurde stärkste Partei. Nach dem Willen des angegrünten österreichischen Präsidenten Van der Bellen wurde aber nicht sie, sondern zunächst die zweitstärkste ÖVP, da politisch reiner, mit der Regierungsbildung beauftragt. Deren Vorsitzender versuchte, eine Art „Allparteienallianz“ aus ÖVP, SPÖ und den „NEOS“, den Liberalen, zu schmieden, die Sondierungsgespräche scheiterten jedoch an inhaltlichen und möglicherweise auch parteikulturellen Differenzen. Zuerst stiegen die NEOS aus, dann auch die SPÖ und die ÖVP gab auf. Derzeit ist die FPÖ in Regierungsverhandlungen mit der ÖVP und ein Kanzler Kickl scheint immer wahrscheinlicher zu sein. Jedenfalls war auch für die Österreicher die Migration das alles bestimmende Thema im Wahlkampf, aber auch bei der Stimmabgabe. Aber wie auch immer die Regierungsbildung oder eine FPÖ-Regierung agieren wird – es wird auch hier keinen Grund geben, sich mit dem Koffer am Bahnhof zur Flucht oder Ausreise ein zu finden. Im schlimmsten Fall werden Illegale in Österreich den Weg nach Bayern finden.
Tschechien
Eine ganz andere Hausnummer ist das benachbarte Tschechien. Von den rund 10 Millionen Einwohnern sind lediglich 4,6% Zuwanderer, eine Zahl weit unter dem EU-Schnitt. Die Zuwanderer setzen sich hauptsächlich aus Slowaken, Ukrainern, Vietnamesen und Russen zusammen, wobei außerdem die Anzahl der Polen und Deutschen in Tschechien seit Jahren sinkt. Lediglich 10.000 Menschen in Tschechien geben an, Muslime zu sein. Terrorakte, antisemitische Demos oder „Free Palestine“-Gegröhle gibt es auf tschechischen Straßen nicht. Die regierende ODS gilt als liberal-konservativ, sie ist eher europaskeptisch. Das Thema Migration spielt in der tschechischen Politik eine eher untergeordnete Rolle – da schlicht keine muslimische Einwanderung in nennenswertem Umfang nach Tschechien stattfindet.
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