Ich konnte mir die aktuelle Ausgabe leider erst gestern besorgen und blätterte natürlich sofort zum Portrait des Dobermannes. Als ich es fertig gelesen hatte, verspürte ich einen großen Klos im Hals. Ich denke dies hat 2 Gründe: einerseits definitiv die für mich überhaupt nicht nachvollziehbaren Aussagen von Hans Wiblishauser (Präsident des deutschen Dobermann Vereins) und Inge Eberstaller (Präsidentin des österr. DK), die (beinahe fahrlässig) versichern können, dass der Dobermann "so gut wie keine rassetypischen Erkrankungen" zeigen würde???!!
Aufgrund der Tatsache dass diese Aussagen offensichtlich ohne weitere Recherchen des Wuff Teams abgedruckt wurden, würde ich Sie bitten sich in rassespezifischen Foren umzusehen um eine objektive Berichterstattung zu sichern - besonderes Augenmerk sollte dabei der Bereich der Regenbogenbrücken erfahren. Ich versichere Ihnen dass sie diese Aussagen schneller widerlegen werden, als Ihnen lieb ist. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: würde man sich also in den RBB Rubriken umsehen, wüsste man auch dass das Durchschnittsalter des Dobermanns schon lange nicht mehr bei 10 Jahren liegt, sondern sich mittlerweile - aufgrund der rassetypischen Erkrankungen wie beispielsweise DCM (Dobermann Kardiomyopathie,
http://www.tierkardiologie.lmu.de/besitzer/dobermann_kardiomyopathie.html) - bei 6-7 Jahren einpendelt.
Ich kann Ihnen versichern dass Dobermannhalter, deren Dobi ein zweistelliges Alter erreicht, zu den "Glückspilzen" unter uns zählen.
Es macht mich beinahe fassungslos dass mit dieser Problematik so sorglos umgegangen wird und ein so offenliegendes und die Rasse schädigendes Problem so naiv unter den Teppich gekehrt wird.
Der zweite Grund für mein "Unwohlsein" war dann wohl die Einschätzung der Hundetrainerin (?), Frau Liane Rauch.
Nicht nur dass ihr Beitrag gekennzeichnet von einem andauernden Seitenhieb auf den Schutzhunde
sport ist (wenngleich dieser geschickt verpack war), so ist sie der Meinung, dass aufgrund der immer größer gezüchteten Hunde schnelle Sportarten (Agility, Flyball..) nichts mehr für den Dobermann wären. Ich hätte da eine bessere Idee: wie wäre es, wenn man versuchen würde bei einigen Züchtern endlich wieder ein Umdenken zu erwirken - weg von Größe und Masse (was zweifellos auch der Gesundheit nichts Gutes bringt - vermehrtes Auftreten von Arthrose, Spondylose, HD, ED usw usf.) sich stattdessen der Verbesserung der Gesundheit, der Lebenserwartung, des Wesens, der Leistungsfähigkeit etc. zu widmen.
Es ist zwar nett, dass sich Frau Rauch den Dobermann am liebsten beim Obedience vorstellt, was zweifelsohne auch eine großartige Sportart ist, die eigentliche Bestimmung des Dobermannes ist jedoch eine Andere. Es stimmt schon, dass es heutzutage keinen Steuereintreiber, wie Louis Dobermann damals einer war, gibt, und es daher auch keine dieser "scharfen" Hunde mehr braucht, weil diese in der heutigen Gesellschaft gar keinen Platz mehr hätten.
Dennoch bekomme ich ein Kribbeln in der Magengegend, wenn ich Passagen wie "der Dobermann ist ein souveränder Hund, wenn er richtig gehalten und in Sportarten geführt wird, die ihn nicht "übermäßig aufpushen"" lese. Ich würde sagen, der Dobermann kann - wie übrigens jeder andere Hund auch - nur dann ein souveräner Hund sein, wenn er in den richtigen Händen ist. Dabei kann er genau so ein souveräner Hund sein, wenn er sich im Schutzhundesport verausgaben, austoben, seinen natürlichen Veranlagungen nachkommen und sich mit vollstem Eifer im Beutespiel mit dem Helfer messen kann.
Dieser neumoderne Trend Rassen allgemein"gefügig" zu (ver)züchten, sodass sie von Jedermann geführt werden können und in jede Situation "passen", macht mich unsagbar traurig bzw. sogar wütend. Frei nach dem Motto "was nicht passt wird passend gemacht" wird von sämtlichen Rassen verlangt, sich an die Welt und den Stil des Menschen anzupassen - sei es sich in kleinste Wohnungen in der Großstadt einzuleben, in sogenannten "Hundezonen" mit jedem Fiffi Gutfreund zu werden (denn auch die teilweise Unverträglichkeit des Dobermannes gegenüber anderen Hunden wird von Frau Rauch "sanft" kritisiert) oder bei jeder Veranstaltung dabei zu sein und den treuen Begleiter zu geben. Ich denke es hat seinen Grund warum es verschiedene Rassehundegruppen (Begleit-, Jagd-, Gebrauchs-, Schoßhunde etc.) gibt.
Ich bin froh dass meine Hündin eine recht ursprüngliche Vertreterin des Dobermanns ist. Ich kann mit ihr problemlos in Einkaufszentren gehen, musste noch nie Angst haben, wenn ein Kind auf uns zugekommen ist, gestehe ihr aber auch zu, dass ihr nicht jeder x-beliebige Hund sympathisch ist.
Ich erfreue mich daran, ihr zuzusehen, wenn sie mit voller Inbrust den Helfer im Versteck verbellt und bin fast genau so glücklich wie sie, wenn sie mir nach einer erfolgreichen Schutzdiensteinheit, voll Stolz den Ärmel des Helfers bringt.