Hau Dich erstmal aufs Ohr
und berichte bitte, sobald Du fit genug bist. Würd mich ehrlich sehr interessieren, besonders weil ich Deine Beiträge sehr gerne mag und Du mich oft zum Nachdenken anregst! Ich seh dann zwar manches trotzdem anders, kann mir aber sehr gut vorstellen, wie "es" sich eben für andere Leute "anfühlt".
Ja, das Schläfchen hat gut getan.
Also ich bin ja weder Fachmann noch Theoretiker (obwohl ich viel lese) und ziehe meine Schlüsse daher vorwiegend aus dem was ich mit meinen eigenen Hunden erlebt habe.
Den ersten Hund, den wir hatten, würde ich als ruhig, ausgeglichen und "unterordnungsbereit" beschreiben. Er war bis ins Alter verspielt, hat lange Wanderungen geliebt und war mit Hunden und Katzen verträglich. Er war auch nicht unsicher oder ängstlich, sondern hatte nur einfach kein Interesse an "sozialem Aufstieg" oder "Kontrollverhalten". Wäre das unser einziger Hund geblieben, würde ich auch meinen, daß "Dominanz" nur ein Märchen sein kann.
Die Hündin, die wir danach hatten, war sehr selbstbewußt und auch selbständig . Sie hat uns ihre Zuneigung zwar deutlich gezeigt, war aber trotzdem nicht so anhänglich und auch nicht so verspielt wie der erste Hund. Ihre Leidenschaften waren endlos lange durch Wälder zu "streifen" und Nasenarbeit. Auch wenn sie deutlich weniger Bereitschaft hatte, von sich aus bei uns "nachzufragen" so habe ich trotzdem NIE Dominanzgesten gegenüber Menschen bei ihr gesehen - auch keinerlei Kontrollverhalten. Auch sie hatte Menschen gegenüber keinerlei Interesse an "sozialem Aufstieg". Ganz anders ihr Verhalten gegenüber Hunden. Ihre Aggression gegenüber Artgenossen war eindeutig eine "Dominanzaggression", sie hatte keine Angst vor anderen Hunden, sondern wollte sofortige "Unterordnung" sehen. (logischerweise haben wir sie nicht gewähren lassen). Im Laufe der Jahre ist es mir gelungen einige wenige Hunde zu "finden" mit denen sie sich wenigstens soweit vertragen hat, daß man gemeinsam wandern gehen konnte ohne daß sie "stänkern" wollte. Es waren durchwegs Hunde, die ihre "Chefposition" nicht in Frage gestellt haben.
Und dann kam der SImba - der erste Hund, der mich wirklich fordert. Im Gegensatz zu den ersten beiden Hunden zeigt er sehr wohl in verschiedenen Situationen Ängste und Unsicherheiten. Auch Hunden gegenüber reagiert er ja nur dann aggressiv, wenn er sich von ihnen bedroht fühlt - ansonsten ist er ja durchaus verträglich. Was Menschen betrifft gibt es eben auch gewisse Unsicherheiten (daß er bei Finsternis ängstlich gegenüber Fremden ist, habe ich ja schon erwähnt). Anfangs als er zu uns kam, hatte er ja schon Angst, wenn man ihn nur angreifen wollte. Bevor wir den HFS ablegen konnten, haben wir bei unserer Trainerin Einzelstunden genommen, um ihn behutsam dahin zu führen, daß er seine Ohren und Pfoten angreifen läßt. Also alles andere als ein "souveränes, dominantes" Tier. In einem "Hunderudel" wäre er wohl kein "Alpha". Trotzdem ist er der erste unserer Hunde, der sehr wohl Interesse daran hätte die sozialen Interaktionen zu kontrollieren. Sehr deutlich war das z.B. zu erkennen, wenn Besuch kommt. Nicht nur, daß er gerne den "Chef an der Wohnungstüre" machen würde, war es dann auch noch so, daß er ganz genau beobachtet hat, wer mit wem "kommuniziert". Kaum wollten sich 2 Menschen unterhalten, war ein Hundekopf dazwischen, kaum wollte sich jemand umarmen - wer war dazwischen, klar der Hund. Oder: Obwohl er unsere Katzen liebt, wollte er anfangs immer den "Ordner" spielen, wenn die einmal Streit hatten - und haben sie für seinen Geschmack zu intensiv miteinander gekuschelt, hat er sich natürlich dazwischen geschoben. (Kaum nötig zu erwähnen, daß sich "Hr. Simba" natürlich auch gleich dazwischenschieben wollte, wenn mein LG und ich einmal ein bißchen "Ruhe haben" wollten). Derartiges Hundeverhalten, war mir bis dahin fremd, trotzdem haben bei mir die "Alarmglocken" geläutet, und ich habe diese "Kontrolliererei" konsequent unterbunden.
Ich bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß der "Fehler" in der Dominanztheorie darin liegt, zu glauben, daß es die souveränen Hunde wären, die sozial noch weiter aufsteigen und auch ihren Menschen dominieren wollen. Ich glaube, daß James O'Heare es in seinem Buch "Das Aggressionsverhalten des Hundes" richtig "durchschaut" hat. Das was man für Dominanz (dem Menschen gegenüber) hält, ist eher eine Art "Kontroll- und Manipulationsversuch" von Hunden die unter Unsicherheit leiden, von ihrer Genetik oder den Erfahrungen in der Prägungsphase her, aber "Unterordnung" oder "sich leiten lassen" (noch) nicht als Weg der Sicherheit gibt, "wahrnehmen". Daher der Versuch, durch "soziale Kontrolle" Sicherheit zu erlangen.
Drum bin ich überzeugt davon, daß für solche Hunde, sowohl "Härte" in der Erziehung (die noch mehr verunsichert und dem Vertrauen in den Menschen abträglich ist) als auch ein "gewähren lassen" in Bezug auf das Kontrollverhalten absolut fatal ist. Ich versuch beim Simba auch alles zu tun, was ihm Sicherheit gibt und sein Vertrauen stärkt, aber gleichzeitig jedes kontrollierende und manipulierende Verhalten konsequent zu unterbinden. Dieser Weg zeigt auch kontinuierlich Erfolge, das "unangenehme" dabei ist nur, daß es viel Geduld braucht, weil sich die Erfolge nur in langsamen, kleinen Schritten einstellen.
Wie gesagt, ich bin nur "normaler HH" und kann daher keine "Theorien" aufstellen, überprüfen oder was auch immer. Aber so beobachte und erlebe ich es - man könnte auch sagen so "fühlt es sich für mich an".
Liebe Grüße, Conny