Hallo,
hab mir diesen Thread durchgelesen und mir doch ein paar Gedanken dazu gemacht. Ich habe keinerlei Erfahrung mit den angesprochenen Techniken, glaube aber, dass es dahinter kein
tiefgründiges Warum gibt. Ich denke, es ist einfach die Einstellung zu Tieren^^
Meines Erachtens nach ist unsere Gesellschaft bei vielen "brisanten" Themen gerade ziemlich im Umschwung und ich denke, die Hundeerziehung ist da ebenso ein Thema. Langsam kommt das alles ins Schaukeln und bis wirklich etwas anders wird, wird es noch dauern.
Mir fielen einige Beispiele ein, die ich kurz erklären möchte. Für mich ist mein Hund zum Beispiel ein Familienmitglied, ein Gefährte, das, was er für mich immer sein sollte. Dh ich mache mit meinem Hund kein spezielles Training, er darf einfach Hund sein. Hat einen Garten, wird 3-4mal am Tag ausgeführt, mit ihm wird geknuddelt, gespielt. Geht es um den Gehorsam, übe ich Grundkommandos, geht es um Kopftraining, wird der Lieblingsball einfach versteckt. Das wars. Für mich ist er ein Tier und keine Maschine und in meinen Augen hat er ein glückliches Leben.
(Rasse-)Hunde wurden oder werden zu einem Zweck gezüchtet (abgesehen vom Aussehen). Diesen Zweck gilt es zu erfüllen, sonst ist es nicht die richtige Haltung. Das ist in den Leuten verankert, teils/teils. Es gibt Leute, die schaffen sich einen Rassehund an, weil sie genau den wollen, um damit zu
arbeiten. Andere wegen des Aussehens...halten diese den Hund denn noch richtig?
Um auf meinen Hund zurückzukommen - für alle meine Bekannten und Verwandten war die Stellung meines Hundes von Anfang an klar. UND - jetzt wird es interessant - jeder behandelt ihn dementsprechend (bis auf wenige Ausnahmen). Diese Leute haben teilweise selber Hunde, die sie schroffer behandeln und anders sehen. In meiner Familie gibt es jemanden, die haben einen DSH zuhause, ein richtiger Hofhund. Sieht besagte Besitzer meinen Hund, wird mit ihm gespielt, geknuddelt, der darf ihn anspringen, ablecken - ja er fordert ihn sogar dazu auf. Zuhause sieht die Welt für den DSH anders aus. Der wird bei den kleinsten Fehlern zurechtgestutzt (nicht geschlagen, bitte nicht falsch verstehen), mit dem wird nicht geknuddelt, der ist ja ein Wächter, der muss scharf sein. ABER mit dem würde man auch nicht knuddeln wollen! Der erfüllt seinen Zweck definitiv und vor allem, er ist es gewohnt, wie mit ihm umgegangen wird. Der kennt diese liebevolle Art von Erziehung nicht, aber trotz allem scheint er glücklich zu sein. Damit möchte ich die Argumente bezüglich "manche Hunde halten das aus bzw. jeder Hund ist anders" aufgreifen. Dem kann ich nur zustimmen - würde ich meinen Hund so behandeln wie diesen, der würde mit eingezogenem Schwanz in sein Bett gehen und mich 3 Tage nimma anschauen. Besagter DSH zuckt nicht mal mehr zusammen, wenn man ihn schärfer anspricht. (Nein, ich unterstütze so ein Verhalten nicht^^)
Genauso anderer Hund eines Bekannten, dieser wurde früher geschlagen, wenn er Dinge falsch gemacht hat. Der bekam eins auf die Nase, wenn er etwas nicht losgelassen hat, etc. Ist dieser Hund unglücklich? Nein, nicht augenscheinlich. Er kennt nichts anderes, der ist das gewohnt, aber rennt nicht ständig unterwürfig durch die Gegend oder zieht den Schwanz ein, wenn der Besitzer kommt - dem würde man es NIEMALS ansehen. Damit will ich nicht sagen, dass es in Ordnung ist, wie er erzogen wird, sondern dass eben manche Menschen ein anderes Verhältnis zu dem Tier haben. Das hat seinen Zweck zu erfüllen und dies wird mit verschiedensten Mitteln erreicht.
Wie oft wurde ich schon von einigen älteren Personen in meinem Verwandten- als auch Bekanntenkreis angesprochen, wie brav denn mein Hund sei (obwohl ich nicht finde, dass er ein Vorbild ist
) und das nur mit positiver Erziehung, ohne Schläge, oÄ. Das zeigt mir immer wieder, dass diese Leute es nicht anders kennen, dass sie eine andere Beziehung zu ihren Hunden haben/hatten. Die hätten gar nicht gedacht, dass man einen Hund so brav hinkriegt. Sprich, denen kommt manchmal gar nichts anderes in den Sinn. Die kennen nur diese oder jene Erziehungsmethoden, für die ist das ein Tier, das einen Zweck zu erfüllen hat. Dass es auch anders geht, merkt man oft nur, wenn man anders dazu eingestellt ist oder sich weiterbildet. Aber das tut nunmal nicht jeder. Weniges wird hinterfragt, schon in der HuSchu wurde leider auch mir gezeigt, der Hund hat Fuß zu gehen, tut er das nicht, dann solange an der Leine REISSEN, bis er es tut!! Wie viele gehen da weg und hinterfragen das? Und wie viele im Vergleich dazu bleiben stehen, himmeln den Trainer an, weil der Hund dann ja plötzlich so brav Fuß geht? Ob mit eingezogenem Schwanz und gestresst, das ist dabei egal, wichtig ist, er geht brav Fuß^^
Überspitzt dazu zeigt sich in meinen Augen die andere Variante davon. Unlängst war ich beim TA, da saß eine Familie mit ihrem kleinen Terrier. So wie ein Yorki, aber weiß. Egal, er war klein. Der Mann war cool, anders kann man es nicht beschreiben. Die Frau dagegen der Wahnsinn^^ die hat ihren Hund ständig nur am Schoß gehopperlt, der durfte nirgends hin, der wurde zwangsbeglückt mit Streicheleinheiten. Im Gespräch redete sie nur von ihrer "Prinzessin". Sie hätte sie gestern noch gebadet, damit sie schön duftet und ja ein chices Mädel ist. Mir tat der Hund unsäglich leid. Sitze ich mit meinem Riesenbaby da und hupperl es auf dem Schoß? Da würde jeder blöd schauen. Schlussendlich wurde der Hund von einem Schoß zum nächsten gereicht und der Mann ließ den Hund dann überraschenderweise mal runter, weil der schon so unruhig wurde. Dabei war dem armen Kerlinchen nur heiß! Die hat sich dankbar hingelegt und ist eingeschlummert. Ja wen wunderts? Das ist halt für mich die andere Seite, die auch nicht mehr ok ist. Wo Hunde wie kleine Püppchen behandelt werden, die sich wie Menschen verhalten sollen.
Wie gesagt, es ist eine Einstellung zum Tier...
Dennoch glaube ich, dass die positive Erziehung sicherlich schon große Wellen schlägt und es da auch zu einem Umdenken kommt. Natürlich sind solch große Institutionen vermutlich die Letzten, die auf den Zug aufspringen, das ist doch nichts anderes als zum Beispiel in der Kirche. Institutionen sind Regelwerke, starr, unbiegsam. Bis eine Veränderung dort ankommt, vergehen sicherlich Jahrzehnte. Aber dahinter steckt, wie gesagt, sicherlich kein tiefgründiges Warum...zumindest in meinen Augen.
Wollte nicht, dass der Beitrag sooo lange wird