Ein bissl muss ich der Userin schon recht geben, die meinte, man kann es uns nicht Recht machen. Ich hatte vor meinen jetzigen einen überfreundlichen Gänseblümchenhund (und das ist bitte nicht abwertend gemeint!), der am liebsten jeden begrüßt hätte und den (Dank meiner Großeltern die ihn damals immer VM über hatten und sehr kommunikativ waren) jeder in der Umgebung als den "lieben, braven und schönen Tino" kannte und ebenfalls begrüßen wollte. Mir ist das damals ziemlich auf die Nerven gegangen; ich wollte meinen Hund eigentlich nicht mit jedem teilen und fand es anstrengend, ihn jedes Mal, wenn uns jemand entgegen kam, zurück zu rufen.
Heute seh ich das allerdings etwas anders. Zum einen habe ich jetzt 2 Hunde, mit denen es nicht ganz so einfach ist - Chinua würde gerne jeden begrüßen, ist dazu aber nach wie vor zu stürmisch und Nanook hat zwar keine Angst vor Menschen, mag sich aber nicht immer und überall von jedem anfassen lassen (woran wir mit Sicherheit mit "Schuld" sind, weil wir in seiner Welpenzeit die vielen "oh ist der süß - darf ich ihn streicheln" abgewehrt haben - würd ich heute nicht mehr machen!).
Im Nachinein gesehen ist das permanente Gesäusel und Antatschen wollen von Fremden zwar nervig, aber ich würde es bei Welpen und jungen Hunden, die ihrerseits gerne Kontakt aufnehmen möchten zulassen, mehr noch, sogar als Trainingsmöglichkeit sehen und zusätzlich die Chance wahr nehmen, einem hundelieben Menschen freundlich ein bisschen darüber aufzuklären, dass man vorher fragen sollte, wie man einen Hund am besten anfasst und warum es nicht so toll ist, wenn jeder Fremde den Hund einfach füttert oder hochspringen lässt.
Sobald der Hund älter ist und ein bissl Gehorsam gelernt hat, ist es eigentlich keine Hexerei, ihn dann einfach vom Begrüßen fremder 2-Beiner abzuhalten und die 2-Beiner selbst finden ihn dann eh nicht mehr interessant.
Umgekehrt hingegen ist es ein langer und mühsamer Weg, einem ängstlichen Hund oder einem, der Menschen nicht so toll findet, das vielleicht sogar noch mehr oder weniger deutlich zeigt, zu vermitteln, dass Menschen nicht böse sind. Gerade in einer Gesellschaft wie der unseren heutzutage hat man es mit freundlichen und verträglichen "Gänseblümchenhunden" um ein Vielfaches einfacher, als mit Hunden, die Fremde nicht mögen oder mit Artgenossen wenig verträglich sind. Die Vorstellung, wie der Hund von heute zu sein hat, ist zwar in meinen Augen sowohl unrealistisch wie auch abnormal (selbstverständlich gibt es solche Hunde und die sind keineswegs abnormal, aber es ist abnormal zu verlangen und zu erwarten, dass alle Hunde so sind), aber leider nicht so einfach zu ändern.
Natürlich ist es nicht ok, dass es Menschen gibt, die ohne zu fragen füttern oder streicheln. Aber diese Menschen gibt es nun mal und man wird sie mit bösen Blicken oder unfreundlichen Worten nicht zur Vernunft bringen. Jetzt sagen einige: "es wär mir lieber, mein Hund und ich würden gemieden werden", aber glaubt mir - es ist kein schönes Gefühl. Ich habs nur annähernd einmal bei einem mehrwöchigem Aufenthalt in Dtdl. zu spüren bekommen, als wir in einem Gemeindebau lebten und wo der Großteil der Bewohner beim Anblick unseres weißen Plüschbären auf eine Liftfahrt verzichtet haben, weil wir bereits auf ihn warteten oder die Nachbarn sich beschwerten, dass der Hund soooo viel Dreck macht usw. Ich mag mir ehrlich gesagt gar nicht ausmalen, wie es Leuten mit Listenhunden oder großen schwarzen Hunden geht. Es ist kein schönes Gefühl gemieden, gefürchtet und schikaniert zu werden - da ist es 10mal angenehmer, alle 10 Schritte stehen bleiben zu müssen, weil schon wieder jemand beim Anblick meines Hundes in Verzückung gerät. Werden doch eh immer weniger Leute, die unseren 4-Beinern gegenüber positiv gestimmt sind, über die paar sollten wir uns eigentlich freuen, auch wenn sie zeitweise ein wenig nervig sein können.
Ich muss aber zugeben, dass auch ich des öfteren mit meinen Mitmenschen hänge. Interessanterweise bisher so gut wie nie mit hundelosen, dafür aber leider häufiger mit anderen Hundehaltern aufgrund deren rücksichtslosen Verhaltens ihrer Umwelt gegenüber. Ich krieg echt nen Hals, wenn ich sehe, dass Radfahrer absteigen müssen, weil Hundebesitzer nicht auf ihre Tiere schauen und zu faul sind, diese kurz zu sich zu rufen. Es macht mich grantig, wenn man es zulässt, dass ein Hund einem Jogger ums die Beine springt oder jemand keinen Finger rührt, wenn sein Hund einfach zu Fremden hinläuft und die beschnuppert. Es ist mir unverständlich, wieso jemand seinen Hund in eine Vorgartenwiese sch.... lässt (am besten noch genau neben das Schild, das besagt, dass Hunde da bitte nicht rein kacken sollen) und dann nicht einmal den Kot wegräumen können. Mir persönlich macht es v.a. zu schaffen, wenn andere Hundehalter die ihren zu meinen angeleinten Hunden laufen lassen, aber das ist ein anderes Kapitel und wurde eh schon hinlänglich diskutiert.
Die Aussage der Userin bezüglich Kleinsthund = Ratte war sicher nich ok und ich kann mir schon vorstellen, dass sich Besitzer kleiner Hunde darüber ärgern. Aber ich glaube nicht, dass sie´s wirklich so gemeint hat und sie hat sich ja außerdem bereits entschuldigt. Was mir an ihrem Beitrag viel mehr aufgestoßen hat (wundert mich, dass dazu sonst noch niemand was geschrieben hat), sind Aussagen wie: zieht an der Leine hin, brummelt, flescht aber eh net die Zähne und die anderen wagen es, darüber beunruhigt zu sein, weil man selbst weiß ja eh, dass er nix tut. Oder der kleine Hund wedelt eh schon mim Schwanz, also passt eh alles... Sofern das nicht mißverständlich geschrieben wurde, find ich das eigentlich wesentlich bedenklicher, als der etwas respektlose Titel für kleine Hunde...
P.S: Ich finds immer ganz witzig, wenn die Leute mit meinen Hunden statt mit mir reden. Einmal meinte eine ältere Dame zum Nanook: na geh, wieso musst denn da jetzt ins Auto einsteigen, das taugt da nicht, gell, tätst lieber spazieren gehen blabla. Hab ich mir ne Weile angeschaut und dann freundlich gesagt, dass der Nanook nicht mit jedem reden mag...