Hallo!
Hab gerade diesen Thread hier entdeckt und dachte, ich meld mich mal kurz zu Wort
Mich wundert es ehrlich gesagt, dass sich bis jetzt noch keine Akita Halter zu Wort gemeldet haben - gibt es denn gar keine hier im Wuff Forum?
Ich hab seit Dezember einen Akita Inu - Schäfermischling bei mir. Vom optischen her viel Schäfer aber charakterlich ein ganzer Akita! Efendi ist von Animal Hope und 8 Jahre alt. Mehr als 5 lange Jahre musste er im Tierheim verbringen. Mein damaliger Freund hat ihn auf Fotos entdeckt und sich sofort in ihn verliebt. Wir waren ihn dann besuchen und waren von Anfang an begeistert von seinem offenen, herzlichen Wesen. Er war einfach nur lieb und auch beim Spaziergang kam er uns sehr gelassen und souverän vor. Ich hatte zwar davor noch keinen Hund aber mein Exfreund schon, deswegen hab ich mich auf das "Experiment" eingelassen. Efendi wurde nämlich als eher unverträglich und dominant beschrieben. Er brauche eine konsequente Führung und sollte nur in erfahrene Hände.
Wie das Leben so spielt hat sich mein Freund dann im Jänner verabschiedet und da er sich nicht um den Hund kümmern konnte, lebt Efendi weiterhin bei mir. Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich gewusst hätte dass es so kommt, hätte ich mir Efendi nicht als Ersthund ausgesucht. War wohl nicht sehr vorausdenkend von mir, aber jetzt versuche ich, das beste aus der Situation zu machen.
Aber jetzt mal zum eigentlichen Thema
Alles was ich hier über Akita Inus gelesen hab, trifft zu 90% auch auf meinen Hund zu. Er ist sehr selbstständig, hat einen wahnsinnig starken Willen und schaltet auch gern auf stur, andere Hunde interessieren ihn prinzipiell nicht - nur zu nahe kommen dürfen sie ihm nicht. Ruhige, unterwürfige Hunde werden entweder in Ruhe gelassen oder kurz mal angeknurrt während es mit aufdringlichen Hunden auch schon kleine Rangeleien gab. Das mit dem "fremdeln" kann ich nicht ganz unterschreiben (aber gut, hab ja auch einen Mischling). Er liebt Menschen und geht auf fast jeden sehr offen und freundlich zu. Er lässt sich gerne streicheln und man darf ihm auch das Bauchi kraulen. Er fühlt sich aber trotzdem in gewissen Situationen sehr schnell bedrängt und da knurrt er dann sofort. Bei andere Menschen ist das so, mir gegenüber lässt er sich eigentlich alles gefallen (und das von Anfang an).
Gehorsamstraining gestaltet sich als seeehr mühsam. Ich hab fast ganze 3 Monate gebraucht, bis er sich draußen auf Kommando hingesetzt hat. Er ist auch ein Hund, der nicht wirklich auf Leckerlis steht bzw. draußen meist zu sehr abgelenkt ist dafür. Ich hab mir dann auch gleich eine Hundeschule in der Umgebung rausgesucht, weil mir schnell klar wurde, dass ich alleine mit Efendi eher schwer zurechtkommen werde. Der Kurs heißt "Mein Hund und ich" und es geht dabei um ein angenehmes Miteinander im Alltag. Leinenführigkeit, Grundgehorsam etc. Jede Woche bekam ich neue Tipps, weil Efendi bei nichts so wirklich mitgemacht hat. Das einzige, was von Angang an gut funktioniert hat, war das Abrufen. Aber er kommt nicht her um zu schauen, was los ist sondern stellt sich dann quer vor mich hin und haltet Ausschau. Als würde er meinen ich ruf ihn, damit er mich beschützt. Das ist ein weiteres "Problem" von ihm, er glaubt nach wie vor dass er für mich verantwortlich ist und er sich um alles kümmern muss. Deswegen ist er beim Spazieren gehen auch die meiste Zeit sehr gestresst.
Nachdem mir der Kurs zwar einiges an Therorie vermittelt hat, aber ich gemerkt hab dass Efendi dort nicht wirklich viel aktiv tun kann, bin ich jetzt bei Rally Obedience eingestiegen. Und ich muss sagen, er macht dabei überraschend brav mit. Die einzelnen Punkte bei den Stationen üben wir auch bei unsren täglichen Spaziergängen und wenn er dann mal in Stimmung dazu ist, gibt es auch immer wieder Erfolgserlebnisse. Aber diese Ignoranz mir gegenüber ist teilweise schon sehr deprimierend. Andererseits hat Efendi die letzten 5 Jahre alleine gelebt und alle Entscheidungen selbständig getroffen. Mir da sofort innerhalb weniger Monate eine komplette Verhaltensänderung zu wünschen wäre ja zu schön. Dazu kommt, dass ich selber noch viel gelassener und souveräner werden muss. Aber ich sehe es als eine Lebensaufgabe, die mir durch schicksalshafte Umstände zugeteilt wurde und deswegen werden wir das schon irgendwie gemeinsam meistern
Trotz allen Schwierigkeiten ist Efendi ein wahnsinnig toller und liebenswerter Hund, der einfach seinen eigenen Kopf hat, mit dem man umzugehen lernen muss. Er gibt es zwar nur ungern zu, aber ich weiß dass auch er mich sehr liebt und seine Dankbarkeit bekomm ich dann doch auch immer wieder zu spüren. Ich denke aber sehr stark, dass mein nächster Hund kein Akita mehr sein wird
Und noch kurz zu der Frage, was ein Akita denn eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Auf jeden Fall viele schöne und abwechslungsreiche Spaziergänge, frisches, saftiges Gras
im Winter meterhohen Schnee zum Durchstapfen, dann noch Leberpastete oder andere Highlights, ein warmes Körbchen und einen Menschen an seiner Seite, der ihn verwöhnt und auf den er aufpassen darf
Wenn er dann noch Hühner und Enten jagen könnte, wär das Leben überhaupt perfekt!
Liebe Grüße aus OÖ von Jenny & Efendi