Es kommt doch kein Hund „böse/schlecht/aggressiv“ auf die Welt; der Besitzer macht dies aus einem Hund (außer einer Krankheit), sehr oft aus Unwissenheit, Angeberei, zu wenig Verständnis/Respekt vor den Lebewesen Hund,…
Das sehe ich nicht ganz so. Sicher, kein Hund kann was dafür wenn er durch Menschen böse gemacht wird (durch falsche Erziehung z.B.), aber manche Hunde bekommen genetisch bedingt Veranlagungen dafür mit (Charaktereigenschaften wie z.B. Ängstlichkeit und Aggressivität vererben sich auch weiter!) Wenn ich mir z.B. einen Hund vom Vermehrer kaufe, wo die Mutterhündin überhaupt nicht sozialisiert ist und von Menschen ihr Leben lang schlecht behandelt wird, dann gibt sie das auch genetisch an einen Teil ihrer Welpen weiter.
Ich hab mal einen Beitrag gesehen (weiß leider nimma wo), dass Vermehrerhunde nach Monaten plötzlich ohne irgendeinen logischen Grund austicken und zubeißen. Da wurde glaub ich auch das mit der Genetik erwähnt, wenn ich mich da recht erinnere (bin mir aber wie gesagt nimma sicher, ob die Zahl wirklich stimmt), dann sind bei einem ängstlichen Rüden der mit einer ängstlichen Hündin verpaart wird 50 % der Welpen auch ängstlich (und wenn dann in der Sozialisation die der Mensch dann vornimmt ein paar Dinge falsch laufen, dann ist das Drama perfekt und der Hund eine tickende Zeitbombe).
Ich kenn hier leider keine wissenschaftlichen Studien dazu, würd mich aber interessieren obs hier was gibt, ich bin nur durch diesen Fernsehbeitrag damals nachdenklich geworden. Hab ja Biologie studiert und beim Menschen ist es auch so, dass sich Charaktereigenschaften weitervererben, also dass nicht alles durch die Umwelt bestimmt wird, wo der Mensch aufwächst, sondern dass ein Teil (wie viel Prozent, darüber wird aber gestritten) auch durch Gene bestimmt wird.
Warum sollte das also bei Tieren anders sein?
Ich denk mir: ich kann meinen Welpen selber erziehen und zum Teil formen, aber einige Voraussetzungen bekommt er auch so mit (Sozialisation während der ersten Lebenswochen durch Mutterhündin und Züchter bzw. Familie wo er aufwächst und zum anderen Teil durch Genetik). Einen Charakter eines Menschen kann man auch net grundlegend ändern (das ist sogar wissenschaftlich erwiesen).
Was ich damit sagen will: nicht immer ist die Familie, wo ein Welpe aufwächst schuld wenn ein Hund austickt. Manche Hunde zeigen ja als Welpen bereits "Auffälligkeiten" bzw. es gibt ja hier schon Unterschiede: der eine Welpe ist total aufgeschlossen und mag alles und jeden, der andere ist zurückhaltend und geht nicht auf alle fremden Leute unvoreingenommen zu, der eine ist mutiger, der andere zögerlich bei Neuem. Sicher, wenn man das als Mensch richtig auffängt und dem Hund dann seine Ängste nimmt oder diese gar nicht erst richtig aufkommen lässt, dann kann man auch viel abfangen. Wenn ich mir aber anschau, wie viele Familien kaum Ahnung von Hunden habe, wo ein Hund nur Familienhund ist, der in den Garten gelassen wird und wo man täglich um den Häuserblock geht, aber nciht wirklich Ahnung von Hunden und deren Bedürfnissen hat und die Hundesprache auch net wirklich versteht, dann wundert es mich manchmal nicht, dass einige Hunde irgendwie austicken. Vor allem, wenn ein Hund als Kinderspielzeug herhalten muss und die Kinder keine Grenzen gezeigt bekommen beim Umgang mit dem Hund (Hund im Schlaf nicht stören, Hundeplatz ist tabu, ...), dann wundert es mich nicht, dass der Hund irgendwann zeigt, dass das so nicht geht. Kein Hund beißt sofort zu, ein gut sozialisierter Hund hat andere Möglichkeiten zu zeigen, wenn ihm was zu viel ist oder ihm was net passt, beißen ist eigentlich der letzte Schritt,wenn gar nix anderes mehr hilft oder wenn ein Hund gelernt hat mit z.B. Knurren erreicht er nix. Dann kanns schon sein, dass er gleich zubeißt.
Ich seh bei meinem Hund genau wenns ihm zu viel wird, da reicht ein Blick, eine Körperbewegung, er mag Kinder echt gerne und spielt sehr gerne mit meinem Neffen, aber wenn er die Nase voll hat dann hat mein Neffe das gefälligst zu akzeptieren und ihn in Ruhe zu lassen, was er selber net merkt, dass es dem Hund zu viel ist, dafür bin aber ich da, mein Hund spielt mit keinem Kind ohne dass ich dabei bin. Und mein Neffe kann manchmal sehr stur sein und würd von sich aus net aufhören den Hund zu nerven, da ist es dann meine Aufgabe, meinen Hund zu schützen, würd ich das nicht machen würde es eines Tages mit Sicherheit so sein, dass mein Hund irgendwann mal zuschnappt, wenn alles andere nix nützt.
Man sollte trotzdem nicht vergessen und unterschätzen, wie wichtig für einen Welpen die Genetik und auch die ersten Lebenswochen sind (wo der Welpe ja noch nicht in der eigentlichen Familie ist).
Ich hatte mal einen Pflegewelpen (eine Hündin, ca. 3 Monate alt), die hat mitansehen müssen, wie kleine Jungs ihre Mutterhündin und ihre Geschwister zu Tode getreten haben. Die Jungs fanden es scheinbar lustig, mit den Hunden Fußball zu spielen, auch meine Pflegehündin hat einige Tritte abbekommen, sie war aber dank einer Tierschützerin die einzige, die das überlebt hat.
Dass diese Hündin Ängste haben wird war mir klar, nur dass es so arg ist, hat mich dann doch selber überrascht. Ich hab einen kleinen Neffen von mittlerweile 6 Jahren, der sehr lebendig und laut sein kann. Mein Neffe hat nicht mal einen Satz gesagt und sie hat ihn angebellt und konnte sich kaum mehr beruhigen, sobald er in ihre Nähe kam. Das war aber nur bei Jungs so, bei Mädchen (die Hündin kam in eine Familie mit einem kleinen Mädchen von 10 Jahren) verhielt sie sich normal. Ich hab meine Pflegehündin damals auch meiner Trainerin vorgestellt und sie um Rat gefragt wie man das üben soll, aber die Angst des Welpen saß natürlich sehr tief und die Fortschritte waren klein in der Zeit wo sie bei mir war.
Sie kam in eine tolle Familie (übrigens ist die Frau hier auch Polizistin, aber soweit ich weiß bildet sie keine Diensthunde aus), aber man muss hier schon aufpassen, wohin man so einen Welpen gibt und dass hier an an den Ängsten weitergearbeitet wird. Mir ist diese Hündin jetzt zufällig eingefallen, weil ich sie bald besuchen werde, sie ist Anfang November operiert wurde (bekam Goldimplantete in die Hüfte, hatte einen alten Beckenbruch, der auch von den Tritten kam) und ich bin schon sehr gespannt wie sie jetzt aussieht und wie sie sich entwickelt hat.
Wenn so ein Hund, der in seiner frühesten Welpenzeit so traumatisiert wurde, eines Tages mal unvorhergesehen wieder Ängste oder sogar Aggression gegen Kinder zeigt, obwohl monatelang oder jahrelang nix war, dann würde mich das ehrlich gesagt auch net wundern, weil es braucht nur ein Kind sein, dass ihn irgendwie vom Geruch oder was ich was an einen der Jungen erinnert, die es damals getreten haben. Bei einem traumatisierten Hund muss man noch mehr aufpassen wie bei einem normal sozialisierten Hund find ich.
War jetzt zwar OT zum eigentlichen Fall, aber das sind die Gründe, warum ich diesen Gesetzesentwurf wo einige Rassen diskriminiert werden, auch nicht für sinnvoll halte.