Das ist ein wahnsinnig schwieriges Thema und auch für mich war keine Antwort dabei, weil sie mir alle zu pauschal sind, bzw. weil ich selbst bei diesem Thema noch nie zu einem eindeutigen Schluss gelangt bin.
Gefühlsmäßig passt für mich die Aussage "zuerst die Hunde in Österreich" einfach genauso wie "Tierleid kennt keine Nationalität".
Ich kann viele Aspekte verstehen.
Zum Beispiel klingt es immer so großartig "Aufklärung vor Ort", nur wie sollte die konkret aussehen? Was soll man mehr machen als z.B. gratis Kastrationen anbieten. Die Einstellung der Leute eines Landes zu Tieren hängt ja an sehr vielen Faktoren, was kann Lieschen Müller daran in großem Rahmen ändern?
Dazu kommt eine generelle Frage, die ich mir im Tierschutz immer stelle: ist es nicht immer vor allem eine Einflussnahme auf Einzelschicksale? Wenn wir Kastrationsprojekte (von Katzen) machen, dann kommt es einem oft wie der Tropfen auf den heißen Stein vor. Tatsächlich haben wir aber in einigen Regionen nun nach Jahren schon alle Bauernhöfe "durchkastriert" und von dort kommen nur mehr ab und an Meldungen von einzelnen Tieren, die zugewandert sind. Wenn man da die Anzahl der sonst ums Eck gebrachten Leben zusammenzählt ist das schon beträchtlich, und es hat vor allem die Einstellung der Leute verändert. Begonnen hat es aber mit dem Tropfen auf den heißen Stein und bei ganz vielen Projekten bleibts ehrlicherweise auch genau bei diesem Tropfen und man hat nicht mehr verändert als ein paar Einzelschicksale.
Wir nehmen allerdings keine Kitten von Höfen, die die Kastration der Elterntier verweigern, nur: wie funktioniert das bei Hunden? Da muss man wieder ganz wo anders ansetzen, hier wie überall.
Außerdem ist es für mich eine Tatsache, dass Auslandstierschutz auch nur deshalb funktionieren kann, weil die Nachfrage besteht. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass vor allem die unproblematischen, handlichen, netten Hunde auch in Österreich keine Dauersitzer sind, sondern im Gegenteil sehr rasch vermittelt sind. Das Problem sind doch jene, die nicht so einfach sind, meistens die größeren, unverträglichen, schwierigeren Kandidaten und für die besteht nun mal keine Nachfrage. Es ist doch kein Zufall, dass z.B. der Modehund Mops so gut wie nie ein Dauersitzer in einem österreichischen Tierheim ist. Und über 7 ehemals slowakische Möpse, die heiße 14 Tage im WTSH sitzen wird sich auch niemand aufregen oder (wahrscheinlich im Gegenteil, weil der WTV da ja diese 30-Tage-Prämie bekommt),...
Wieso sollte man also keinen slowakischen Mops retten, der sonst umgebracht wird? Der nimmt doch einem österreichischen SOKA-Mischling den Platz nicht weg? Der Markt für den Mops ist da, für den großen "bösen Hund" nicht. (bitte den SOKA-Mischling je nach Präferenz durch eine andere nicht so gefragte Hunderasse bzw. Mischung zu ersetzen). Und ich kanns sogar verstehen, ich bin auch bereit, einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen, aber der muss auch mit meinem Leben vereinbar sein (also zumindest Menschen- und Katzenverträglich sein).
Das Argument, dass Händler Welpen für Tötungen produzieren hakt bei mir am Preis. Wieso sollte man für eine Tötung produzieren, wo man pro Hund vielleicht max. 50 € bekommt, wenn man ihn in Ö für mindestens 300 auf Willhaben oder aus dem Kofferraum raus verkaufen kann? Dass die Puppymill-Welpen, die nicht verkauft werden konnten im besten Fall in einer Tötung landen wird schon stimmen, das ist für mich aber auch kein Gegenargument für den Auslandstierschutz. Weil ganz ehrlich der Händler, der den Hund in die Tötung bringt, dem ist es doch eher unangenehm, wenn ein Mensch sich den Hund dann von dort und nicht von seinen nächsten Produktionen nimmt. Man macht es solchen Typen doch nicht einfacher dadurch, dass man einen Hund aus der Tötung nimmt oder hab ich da einen Denkfehler?
Die Aussage, dass es moralisch bedenklich ist, sich zwischen Tier 1 und Tier 2 zu entscheiden, weil das so ein bisschen "Gott spielen" ist kann nur von jemandem kommen, der nicht aktiv im Tierschutz arbeitet. Derjenige, der das tut, weiß nämlich, dass das zum täglichen Brot gehört und entsprechend belastend ist. Man kann aber nun mal immer nur nach den aktuell vorhandenen Ressourcen entscheiden.
Ich persönlich war übrigens noch nie in einer Tötung und hab damit eigentlich nicht die gleiche Berechtigung mitzureden wie jene Leute, die das schon getan haben bzw. regelmäßig tun. Ich fahr nämlich genau deshalb nicht in so eine Institution, weil ich die allererste wäre, die in verzweifelte Hundeaugen schaut und dann mit einem Auto voller Hunde, aber ohne Plan zurück kommt. Emotional kann ich vieles nämlich noch viel besser nachvollziehen als logisch.
Dieses ewige Züchter versus Tierschutz-Hickhack ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Ich teile aber auch nicht diese schwarz-weiße Vermehrer/Züchter-Ansicht hier. Tatsache für mich ist, dass es auch viel daran hakt, dass Leute, die einmal Verantwortung für ein Tier übernommen haben, diese mit dem Umzug des Tiers abgeben. Da mache ich aber auch keinen Unterscheid zwischen Züchtern, Orgas und Privatpersonen,...
Andererseits kann ich natürlich auch österr. Tierheime verstehen, die sauer sind, wenn sie zusätzlich zu den Hunden heimischer Idioten noch jene sämtlicher idiotischer Orgas aufnehmen dürfen, die sich nicht mehr um ihre Schützlinge kümmern.
Wie gesagt, ein schwieriges Thema,...