och, also ich finde details immer sehr spannend
Der Drache hat´s schon auf den Punkt gebracht.
Zur Erläuterung noch ein Beispiel, "Fuß":
Die meisten HF bauen das Fuß entweder zuerst über Futtertreiben auf oder führen den Hund als Welpen mit dem Leckerli. Was erreichst Du damit (auch, wenn du es später abbaust)? Der Hund lernt, im Grunde genommen, eine Übung zu machen, um an das Leckerli zu kommen - funktioniert, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Denn der Hund lernt dabei kein Verhalten, sondern nur eine Übung, die er eben machen muss, um zu seiner Bestätigung zu kommen. Und wenn die Bestätigung mal weg ist (Prüfung, Turnier...) bricht er Dir irgendwann mal ein. Das selbe gilt übrigens für Zwang... Zusammengefasst: Du führst den Hund mit dem Leckerli, er muss niemals selbst entscheiden, was ist jetzt richtig und was falsch. Damit lernt er im Grunde nichts. Das ist Dressur und nicht Ausbildung. Denn: Du hast damit einen reaktiven Hund.
Gehen wir mal den anderen Weg:
Wir bilden zuerst das Verhalten aus, dass er später in den Übungen umsetzt. Zuerst gehe ich mit dem Hund auf den Platz, leine ihn ab und lasse ihn einfach nur laufen. Jedes mal, wenn er von sich aus zu mir kommt (auch wenn ich eine viertelstunde da stehe) und aktiv Kontakt aufnimmt (ohne dass ich irgendwie rufe oder andere Signale setze), kommt Bestätigungswort oder Click und dann die Bestätigung. Das mach ich so lange, bis der Hund wirklich aktiv fordert, wenn ich auf den Platz reingehe. ACHTUNG bei triebigen Hunden: Mein Herder montiert mich mittlerweile fast ab, wenn wir den Platz betreten
Wenn das wirklich top funktioniert, beginne ich mit dem Rückwärtslaufen. ähnlich wie das Futtertreiben, nur eben ohne Futter in der Hand. Ich laufe locker rückwärts (beine leicht geöffnet, dass der Hund mit seinen Pfoten dazwischen kann) - wenn mir der Hund folgt und mir wirklich eng nachläuft (und das tun sie nach obigem aufbau eigentlich gleich, kann nur sein, dass sie springen und zwicken
, das ignorier ich dann halt oder wenns zu bunt wird, gibt´s mal ein nein), also grundsätzlich in der richtigen Position ist, gibts wieder Bestätigungswort/Clicker, Bestätigung... Die Länge und die Perfektion wird ganz langsam ausgebaut. Zuerst gibt´s was für´s nachlaufen, dann muss er mich schon ansehen, dann muss er schon "steigen" - ich bilde mir so das Verhalten aus, dass ich später beim Fuß sehen will. Das geht bis hin zur Ohrenhaltung - Bestätigung gibt´s eben nur, wenn er die Ohren schön aufgestellt hat, mich richtig ansieht, mit den Vorderläufen ordentlich steigt und aus der Hinterhand schub macht. (natürlich langsam aufgebaut). Kommando gibt´s keines dazu, es ist ja keine Übung, sondern ein Verhalten, dass ich haben will. das geht richtig schnell udn die Hunde machen richtig Dampf... Wenn ich das mal habe, brauch ich mich eigentlich nur noch aus dem Rückwärtslaufen eindrehen, zwei Schritte mit Kommando fuß gehen (normalerweise läuft der Hund dann auch die ersten zwei schritte ganz gleich weiter), dreh mich wieder um, laufe rückwärts weiter und bestätige wieder wie oben geschildert. Die "Fuß" sequenzen baue ich dann kontinuierlich aus. Die ganz exakte Position ist dabei noch nicht so wichtig, die trainiere ich separat.
Dazu kommen dann noch weitere Elemente wie Aggressionsverhalten, dass ich einsetze, damit der Hund mehr Druck macht etc. - aber das würde jetzt Bände füllen.
Was ist nun der Unterschied? Ich bilde ein Verhalten aus, dass der Hund dann immer abrufen kann, weil er weiß, das ist gut und macht Spaß. Die Übung ist dann das kleinere Problem - da bilde ich dann z.B. beim Fuß die Position aus, aber das Verhalten beim gehen neben mir zeigt er von sich aus... Der Vorteil: Ich habe NIEMALS ein Problem, Bestätigungen abzubauen - wenn ich das richtig aufgebaut habe, beginnt der Hund immer mehr zu fordern, je länger die Arbeitseinheit dauert bzw. keine Bestätigung kommt. Bei den Übungen, wo dann Geschwindigkeit gefordert ist( Hereinrufen, Bringen, Voran....) macht er dann richtig dampf... Der Hund zeigt Verhalten, die Übungen sind dabei eine Begleiterscheinung... Ich nutze das Rückwärtslaufen dann auch zum Einstellen oder als Zwischenbestätigung - das eigentliche Bestätigungsobjekt brauch ich eigentlich gar nicht mehr wirklich (zwischendurch natürlich schon) - weil´s meinem Hund einfach richtig spaß macht, mit mir zu laufen...
UND: Er wird auch stressresistenter, denn er hat ja immer ein Verhalten, in das er gehen kann, wo er weiß: das ist super, das ist lustig... Ergebnis: ich steig meinem Hund aus Versehen auf die Zehen. Früher: Quietschen, Irritation, Meideverhalten. Heute: Vielleicht kurzes Quietschen, dann aber sofort noch mehr Dampf in der Arbeit - ohren noch mehr gespitzt, rute geht, er pumpt so richtig... (dazu kommen aber noch weitere elemente wie aggressionsverhalten - aber das zu erklären sprengt hier jetzt wirklich den Rahmen...
Nun etwas klarer, worauf ich hinaus will? Zuerst das Verhalten, dann die Übung... Das ist der Unterschied zwischen Ausbildung und Dressur...
LG