Teil 5
Wie man sich dann doch keinen Kampfhund anschafft
Die Mitzi, die ja einen Hund wollte, die hat also endlich eine Anzeige gefunden - nicht gekriegt - wie man das bei einem dubiosen Subjekt vermuten tät, sondern tatsächlich gefunden.
Im Internet. Da stand was von 10 Wochen alten Welpen und die Anzeige war so liebevoll gestaltet, dass sich die Mitzi dachte, da müssen aber endlich echte nette Menschen dahinterstecken, hinter dem Inserat.
Die Mitzi war also entzückt, dass es sowas überhaupt noch gibt, nette Menschen, die einfach gute Plätze für ihre Hunde suchen.
Doch natürlich gab es da den berühmten Haken, die Mitzi empfand das quasi als linken Haken, wie im Boxkampf, denn was da wohlklingend feilgeboten wurde, das waren so Kampfhunde.
Also gewusst hat die Mitzi das erst, wie sie Wahrsagegoogle nach American Staffordshire Terrier befragt hat.
"Oida", hat sich die Mitzi gedacht, "ich will doch kan Kampfhund. Die sind doch gefährlich." Ja, genau das hat sich die Mitzi gedacht und sich ganz genau daran erinnert, wie ihr mal ein Kampfhund von der anderen Straßenseite ganz dämonisch zugeblinzelt hat.
Nein, einen Kampfhund wollte die Mitzi auf gar keinen Fall! Also hat sie das Anzeigenfenster beinhart wieder zugemacht. Jawohl!
Und hat weiter gesucht und gesucht und gesucht und gelesen. Ein paar Tage später war die Mitzi nicht nur leicht frustriert, sondern so richtig. Weil so einen Hund, wie die Mitzi haben wollte, von so Menschen, wo die Mitzi keine Bedenken hat, denen einen Hund abzukaufen, den gab es nicht.
Da ist die Frustbuchtelmitzi erneut auf das Inserat mit den gefährlichen Hunden gestoßen und hat`s halt noch mal gelesen. "Was das wohl für Leut sind, die nette Dinge schreiben und böse Hunde verkaufen?" hat sich die Mitzi ganz ernsthaft gefragt.
Weil der Mitzi grad ein bissl fad im Kopf war, wollt sie sich einen Spaß machen und ein bissl Undercover-Recherche betreiben. Wissen hat`s wollen, wie so Leute ticken, die Kampfhunde züchten.
Also hat sie erst einmal angerufen und gefragt, wo man sich die Welpen anschauen kann. Die Dame, mit der die Mitzi telefoniert hat, die klang sogar richtig nett, aber sowas kann ja immer total täuschen.
Trotzdem ist die Mitzi todesmutig aufgebrochen, um so zu tun, als würd sie einen Welpen kaufen wollen.
Tür Nummer 6, auf der 14er Stiege im Gemeindbau hat`s anläuten müssen und eine ganz dicke Frau hat ihr aufgemacht. "Na Servas!" hat sich die Mitzi gedacht und ist trotzdem mitgegangen.
Wie`s rein ist in die Wohnung, die Mitzi, da haben sie gleich drei Hunde überfallen, ein großer und zwei kleine, weil es waren nur noch 2 Welpen da, von 5.
Der eine Welpe ist die Mitzi ganz aggressiv angesprungen und hat gleich mal ihre Handtasche attackiert. Der andere Welpe hat sich wieder ein sein Körberl gesetzt und die Mitzi hat aus sicherer Entfernung und dem Augenwinkel ganz genau gesehen, wie sie der Welpe finster angestarrt hat.
Und der Mutterhund ist um die dicke Frau herumgesprungen und hat Kekse totgebissen. Da hat sich die Mitzi erstmal hinsetzen müssen, bei all der Aufregung.
Die dicke Frau hat gleich ganz hemmungslos zu erzählen begonnen, wie schwierig es ist gute Plätze für die Welpen zu finden und dass sie sich vorkommt, als würd´s ihre eigenen Kinder verkaufen. "Jaja, solche Kinder tät ich auch verkaufen." hat die Mitzi bei sich gedacht, während ihr der schwarze Welpe bösartig die Hand abschleckte, weil die Mitzi nicht aufgepasst hat, wo`s hingreift.
Dann hat die dicke Frau der Mitzi Kaffee angeboten und von der Hera, der Hundemutter, erzählt, was für ein herzensguter Hund das ist, wie umgänglich und freundlich und dass die Frau sich nie wieder den Stress antun tät, die Hera nochmal Welpen bekommen zu lassen, weil die Welpen einfach alles zerbeissen und überall Lacki machen und insgesamt eine, wenn auch liebenswürdige, Landplage sind. "Siehst, so sind`s die Kampfhunde." hat sich die Mitzi gedacht und das liebenswürdig gnädigerweise überhört, während der schwarze Welpe schon wieder eifrig der Mitzi ihre Handtasche angenagt hat.
Der tigerfarbene Welpe hat dann plötzlich beschlossen, er muss der Mitzi jetzt unbedingt auf den Schoß kraxeln und dort ist er dann sitzen geblieben, zwei Stunden lang.
Die dicke Frau hat geredet und geredet und die Mitzi, die ja eine höfliche ist, hat mitgeredet und grauslichen Kaffee getrunken und kam und kam einfach nicht dazu wieder zu gehen. Weil die dicke Frau war in Wahrheit gar nicht unsympathisch. Von ihren Hunden hat`s erzählt und von ihren Kindern und den Enkelkindern und wie ihr Mann früh gestorben ist und wie das war, in einem Beisl als Köchin zu hakln und nebenher noch 3 Kinder großzuziehen und dass es der jüngste Sohn war, der den Vater von den Welpen hat und dass sie ihm das damals nur erlaubt hat, weil er ihr versprochen hat, dass er jeden Tag mit dem Hund was unternimmt und ihn gut behandelt. Fotos hat sie hergezeigt, von den Kindern und den Hunden und gefragt, wie sich die Mitzi denn das vorstellt, mit einem eigenen Hund, und die Mitzi hat halt ein bissl erzählt.
Und hat dann auch die Hera gestreichelt, die eine ganz liebe war und der schwarze Welpe, der Ares, hat in der Zwischenzeit der Milly, denn so hat die dicke Frau geheissen, die Ohrringerl aus den Ohren gelutscht und ist damit triumphiernd durch die Wohnung geschossen wie ein Pfitschipfeil und die Chiara, der Schoßwelpe, ist auf der Mitzi ihrem Schoß sitzen geblieben und hat sich auch streicheln lassen.
Am Schluß hat es der Mitzi richtig leid getan, dass sie sich einfach nicht getraut hat zu sagen, dass sie so einen Hund aber gar nicht haben will, sondern sie hat stattdessen gesagt, dass sie sich das noch überlegen muss, was natürlich gelogen war.
Wie die Mitzi sich dann verabschiedet hat, hat sie sich ein bisschen geschämt, dass sie die dicke Frau so schrecklich fand, anfangs.
Und wie die Mitzi dann in der Straßenbahn gesessen ist und die neuen Eindrücke über Kampfhunde verarbeitet hat, da ist sie sich dann erst richtig blöd vorgekommen, weil die Mitzi, die ja von Haus aus eine Tiertante ist und sagt, dass sie alle Viecher mag und als Kind immer Tierärztin werden wollt, diese Mitzi, die hat am Anfang echt fast ein bisserl Angst gehabt, vor 10 Wochen alten Hunden. Das hat die Mitzi schon erschreckt, weil die Mitzi ja immer denkt, dass sie ein recht toleranter Mensch ist und nicht einfach alles glaubt, was sie so hört und liest.
Wie sich die Mitzi in der Bim das "Kampf" von den Hunden weggedacht hat, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sie den Besuch überlebt hat und auch die Milly und ihre Kinder und ihre Enkelkinder alle noch am Stück und anscheinend ganz lebendig waren, hat sie sich dann eingestehen müssen, dass das wohl doch ganz normale Hunde waren, die sie da besucht hat.