Linien- und Inzucht sind häufig verwendete Zuchtmethoden bei Hunden, weil sie sehr schnell zu Erfolgen bei angestrebten Zuchtzielen verhelfen. Dieses beruht auf der Tatsache, daß viele gewünschte Eigenschaften eines Hundes durch übereinstimmende Geninformationen zu Tage kommen. Das heißt beide Elterntiere müssen für diese Eigenschaften gleiche Geninformationen besitzen. Die Wahrscheinlichkeit, daß dieses der Fall ist, steigt bei verwandten Hunden erheblich.
Während es sich bei den Erbkrankheiten "nur" um ein Risiko handelt, kann man geradezu davon ausgehen, daß sich über kurz oder lang Vitalstörungen und Inzuchtdepressionen einstellen werden. Eine israelische Untersuchung hat ergeben, daß die Vitalität einer Rasse (dieses bezieht sich nicht nur auf Hunde) entscheidend davon abhängt, wieviele unterschiedliche genetische Merkmale in ihr vorhanden sind. Über diese Arbeit erschien ein Artikel in der Zeitschrift "Boxer Blätter". Auch ein Bericht in der "Hundewelt" (Ausgabe 4/1994) geht auf diese Untersuchung ein. Es wird anschaulich der negative Einfluß von Alleleverlusten auf allgemeine Fitness von Lebewesen beschrieben. Offenbar benötigt ein Organismus möglichst viele unterschiedliche Geninformationen für seine Reaktionen auf Umwelteinflüsse. Sonst kann es sein, daß er z.B. Infektionskrankheiten nicht mehr gewachsen ist. Bei unserer Rasse haben wir schon eine erhebliche Einschränkung der Genvielfalt durch die Tatsache, das unsere Hunde ausschließlich Weiß sind. Inzucht bewirkt immer mehr Hunde, die sich immer ähnlicher werden und je ähnlicher die Hunde sind, desto anfälliger werden sie. Als erste Anzeichen werden z.B. immer häufiger auftretene Hitzeperioden, Haut- und Verdauungsprobleme und häufige Infektionen genannt. Durch Gespräche mit vielen Besitzern haben wir den Eindruck gewonnen, daß beim Weißen Schäferhund vor allem Haut- und Verdauungsprobleme in letzter Zeit zugenommen haben. Das mag Zufall sein. Es könnten aber auch Anzeichen einer beginnenden Inzuchtdepression sein.
Das Fatale ist, daß wirkliche Probleme sich erst nach längerer Zeit bemerkbar machen können. Das sorgt für ein trügerisches Sicherheitsgefühl: Wir machen nun schon solange Linien- und Inzucht und noch ist kein Problem aufgetreten. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen aber das Gegenteil.
Quelle:
http://www.weisse-schaeferhunde.de/inzucht2.htm