Hallo,
ich bin die mit der Tschechoslowakischen Wolfshündin.
In Österreich gibt es momentan nur einen (seriösen) Züchter - vom Raunjak Hof. Sie sind in Kärnten zu Hause. Am besten, du nimmst mal per Mail Kontakt mit ihnen auf und vereinbarst dir dann einen Besuchstermin. Sonst würde ich mich v.a. Richtung Deutschland (Zlata Palz, Outlaws Heaven, von der Wolfsranch, Wolfgerstein...) umsehen, in Polen ist ebenfalls eine sehr liebe und seriöse Züchterin, in Tschechien gibts ein paar Gute, wobei man sich da ja nicht einreden lassen sollte, die Welpen müssen schon mit 6 Wochen von der Mutter weg (gibts ein paar Wahnsinnige, die das empfehlen). Die Italiener haben schöne Hunde, aber deren Vorstellung von Zucht ist nicht unbedingt die Meine (und die anderer vernüftiger, tierlieber Menschen).
Prinzipiell solltest du schauen, dass du einen Züchter erwischt, der dir zwar ehrlich sagt, was für Probleme auftauchen können und da nichts verschweigt, der aber andererseits die Tiere als das sieht, was sie sind: nämlich als Hunde. Es gibt immer noch genügend TWH-Leute, die im TWH den Sofawolf sehen, permanent die Nähe zum Wolf betonen und sämtliches Fehlverhalten damit rechtfertigen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass immer noch jede Menge Vorurteile über diese an sich tolle Rasse kursieren. In jedem Fall solltest du einplanen, einiges an Kilometern zu fahren, um einen geeigneten Züchter zu finden und nicht den erstbesten nehmen und du solltest mit Wartezeiten für den Welpen rechnen.
Hast du einen TWH schon mal live gesehen? Wenn nein, schau das du Kontakt mit Haltern aufnimmst, dich möglichst mit ihnen triffst und ihre Tiere kennen lernen kannst. Ein TWH ist nichts Exquisites und auch kein Hund nur für Wolfsexperten, aber man sollte wirklich wissen, was einen erwartet und sich sicher sein, dass er der Richtige ist. Es sind keine Hunde, die Fehler gut verzeihen und bei denen einmal eingefahrenes Fehlverhalten anschließend bei neuen Besitzern wieder "leicht" umlenkbar wäre.
Wie sie so sind? Also meine Maus find ich einfach nur toll, für mich ist sie der Hund fürs Leben; mein "Seelenhund". Aber sie hat Ecken und Kanten und wenn man einen Hund möchte, dem man nicht so viel Zeit widmen muss, der weniger aufwändig ist oder wenn man einfach nicht die Zeit hat, sollte man sich lieber einen anderen nehmen - gibt ja jede Menge tolle Rassen und Mischlinge.
Mit zeitaufwändig meine ich nun nicht, dass sie mehr Bewegung oder geistige Auslastung benötigen als andere Hunde - das absolut nicht und ich würde mir mit Aktivitäten Zeit lassen - nicht zu früh zu viel machen (zumal HD/ED durchaus ein Thema sind). Couchpotatoes sind sie allerdings auch keine. Aber sie lernen wirklich ihr Leben lang - vielen anderen Hunden zeigst du als Welpe/Junghund z.B. viel befahrene Straßen, führst sie langsam heran, lässt sie positiv verknüpfen und gut ist. Mit dem TWH musst du das wieder und wieder machen - einmal machen und es sitzt fürs Leben ist da nicht (zumindest nicht, solang sie nicht erwachsen sind und das sind sie erst mit 3-4 Jahren); er sollte immer wieder diesen Situationen ausgesetzt werden, damit er dabei souverän bleibt.
Scheu und reserviert - über diese Aussage haben schon viele gelacht, die meine Hündin kennen gelernt haben. Sie ist im Gegenteil extrem neugierig, muss ihre Nase überall hinein stecken; nichts ist vor ihr sicher (was nicht immer so super ist, wie es klingt, sondern auch äußerst mühsam sein kann). Menschen findet sie prinzipiell toll - so toll, dass man die Freude darüber überschwänglich kund tun muss, was mitunter Löcher in den Kleidungsstücken oder in der Haut der Begrüßten verursachen kann (und dafür sorgt, dass man von Verwandten und Bekannten die nächste Zeit eher gemieden wird). Wir arbeiten von Anfang an (das sind mittlerweile 20 Monate, die sie bei mir ist) daran, ihr das springen abzugewöhnen - zugegeben, es hat sich schon sehr gebessert, aber weg ist es nicht. Und wir haben schon lange sämtliche guten Tips durch.
Wenn sie sich allerdings erschrickt oder durch zu viele Eindrücke sehr gestresst ist, bekommt sie relativ schnell Panik, lässt sich kaum beruhigen und will dann einfach nur weg.
Soooo schwer zu erziehen sind sie auch wieder nicht, aber auch nicht so leichtführig wie manche andere Rassen. Konsequenz ist absolut wichtig, jedes kleinste bisschen Inkonsequenz wird ausgenutzt und bringt Rückschritte. Eine gerade Linie, eindeutige Kommunikation und die Fähigkeit, den Hund souverän durchs Leben zu führen, ihm Sicherheit zu vermitteln und sein Vertrauen gewinnen, aber ja keine Härte - die vertragen TWH absolut nicht.
Ich "weiß" von einem TWH-Halter, der mit seinem Rüden im ersten Jahr mehrmals zusammen gekracht ist - inwiefern der Rüde wirklich so dominant ist, wie alle die ihn kennen behaupten (und die sind bei Gott nicht alle Dominanzler) oder inwieweit da Fehler passiert sind, kann ich nicht sagen, weil ich die beiden nur 1x auf einer Ausstellung getroffen habe. Prinzipiell wird aber gesagt, Hündinnen wären einfacher als Rüden. Was nicht bedeutet, dass Hündinnen einfach sind. *g*
In jedem Fall hat meine Hündin ihren eigenen Kopf. Hat sie sich einmal etwas in diesen gesetzt, will sie das unbedingt erreichen - je nachdem was ihr gerade geeignet erscheint, präsentiert sie sich mal streichelweich, mal unterwürfig-schleimig, mal wird Gewalt eingesetzt. Nutzt das alles nichts, wird sie zornig.
Mit der richtigen Motivation, kann man sehr gut mit ihr arbeiten und ihr vieles beibringen, aber wenn sie einmal nicht will, dann will sie nicht - Punkt. Insofern kannst du gleich mal vergessen, einen TWH zum "perfekten" Hund zu erziehen (wobei ich der Meinung bin, dass kein Hund perfekt ist, so wie auch kein Mensch das ist) - das wird nicht klappen.
Die Pubertät ist (Chin ist fast 2 Jahre, aber wie gesagt - sie werden erst mit 3-4 erwachsen) im Gegensatz zur Welpenzeit eigentlich nicht mehr besonders aufregend. Die Welpenzeit hingegen war ätzend. Ich habe genug Horrorgeschichten über den TWH gehört, ich war vorbereitet auf einen kleinen Wildfang, aber ich habe es dennoch unterschätzt. Ich habe keinen lieben Welpen bekommen, bei dem ich die Welpenzeit genossen hätte. Ich hatte einen Wirbelwind, der jede Sekunde, die er wach war, Blödsinn gemacht hat. Ich hatte ein Hundekind, dass von einem "Folgetrieb" noch nie etwas gehört hatte, dass sich nicht streicheln lassen wollte und kein Interesse an Kontaktliegen o.ä. hatte. Ich hatte eine Wildsau, die mir die ersten Monate permanent blaue Flecken, Kratzer und Narben am ganzen Körper zugefügt hat, weil sie erstens vor überschäumender Lebensfreude, zweitens vor Gier, drittens wenn sie irgendwo festgehalten und angefasst wurde, wo sie nicht wollte und viertens immer dann biß, wenn man auf etwas griff, dass sie gerade hatte. Zeitweise hab ich sie fast schon gehasst. Ich muß aber dazu sagen, dass ich mir den größten Feger aus dem Wurf eingebildet und auch bekommen habe. Ihre Geschwister waren lange nicht so extrem. Im Übrigen hat sie 8 Monate gebraucht, um stubenrein zu werden.
Die ersten 3-4 Monate kannst und solltest du Übungen wie Sitz, Platz usw. also mal außen vor lassen und dich stattdessen dringend darum kümmern, deinen kleinen Wolfshund mit anderen Hunden, anderen Tieren, Menschen, der gesamten Umwelt bekannt zu machen - aber dosiert und mit viel Gefühl, um ihn nicht zu überfordern, sonst geht das ganze nach hinten los. Weiters immer wieder zum lösen rausgehen und hoffen, dass er´s irgendwann einmal richtig verknüpft, Pipi und Kacke aufwischen, wenn er´s doch noch nicht richtig verknüpft hat, hinter dem Zwerg herlaufen, wenn er den Küchenrollenfetzen verzaht, mit dem man das hunderttausendste Malheur grade aufgewischt hat, ihn zum zwanzigsten Mal innerhalb der letzten Stunde vom Telefonkabel unterm Kastl ablenken, verhindern, dass er den älteren Hund nervt, verhindern, dass er dem älteren Hund den Kauknochen klaut, nachdem er seinen eigenen versteckt hat, dabei die Socken aus Körberl, Box oder unter der Decke herausziehen, die er wieder mal unbemerkt geklaut hat, dabei feststellen, dass das Wölfchen irgendwann zum 20. Mal innerhalb der letzten 3 Tage auch auf sein eigenes Lager gepullert hat, die Decke in die Waschmaschine stecken, mühsam den Grant unterdrücken, was nichts hilft, weil das Zwergerl es trotzdem mitbekommt und wie wahnsinnig fiddelt und beim verzweifelten Versuch springend zu beschwichtigen lange Kratzer an Armen und Beinen hinterlässt, sich nach dem Klo gehen grün und blau ärgern, weil Klein-TWH beim begrüßen (schließlich war man ja sooo lange weg) dem 10. Shirt ein Loch verpasst hat, sich 50 mal entschuldigen, weil Klein-TWH auch der Mama, die zu Besuch kommt schon wieder die neue Bluse gestanzt hat, sich die vielen kleinen Bißwunden eincremen, die einem der Zwerg wieder neu verpasst hat, aufspringen und hinter ihm herjagen, um ihm die Creme wieder abzunehmen, sich den Kopf zermartern, wie man nun das Knödl das für 5 Sekunden unbeaufsichtigt in der Abwasch abgetropfen sollte, aus dem kleinen, aber unheimlich kräftigen Kiefer bekommt, wieder raus laufen, weil der Kleine so nach "Ich muss Pipi" ausschaut, davor großes Theater beim Brustgeschirr anziehen mit 3 neuen Bißwunden, weil das Hundekind keine Sekunde still sitzen kann, 10 Minuten warten, während Klein-TWH in aller Ruhe jeden einzelnen Grashalm umdreht um einen geeigneten Platz zu finden, weitere 15 Minuten warten, weil er bei jedem Menschen, bei jedem Vogel, sogar bei jeder Wolke mit verwunderten Augen guckt, als hätte er gerade das 7. Weltwunder gesehen und dabei auf sein Geschäft vergißt, bevor das Theater wieder von vorne losgeht, nach 25 Minuten vor lauter Verzückung über die 5 Tropfen Pipi aus dem Häuschen geraten mit dem Ergebnis, dass das Terrortier einem am Ärmel hängt, weil Frauli ja sooo lustige Geräusche macht, sich genieren, weil auch der entgegenkommende Fußgänger gleich mitbegrüßt wird, sich erschrocken entschuldigen, weil der kleine Furz von Hund Nachbars Bello richtig böse angeknurrt hat, am Heimweg angeekelt versuchen, ihn von der leckeren Hundekacke wegzubekommen, den Zwerg komplett geschafft vom Abenteuerspielplatz Welt wieder in die 4 Wände vefrachten, entnervt den Jungspund vom älteren Hund klauben, der überschwänglichst und grob begrüßt wird und einen mit einem "Was hast du uns da angetan-Blick" ansieht, 5 Minuten brauchen, bis man das Brustgeschirr wieder ausgezogen hat, hektisch alles wegräumen, was der liebe LG wieder mal liegen gelassen hat und für das Wölfchen nach Freßbarem aussehen könnte (und das ist fast alles) und schließlich mucksmäuschenstill dasitzen um die kurze Zeit, wo Klein-TWH endlich schläft genießen und noch ein kleines bisschen zu verlängern, während man sich dafür hasst, das man den ernsthaften Wunsch verspürt, dieses niedliche kleine Hundekind mit voller Wucht an die nächste Wand zu klatschen.
Und nein, ich übertreibe nicht!
Alles das machen Welpen anderer Rassen und Mischungen natürlich genauso, aber in der Ausprägung und Intensität hab ich es bisher noch nicht gekannt.
Heute beißt sie mich nicht mehr, andere Menschen sowieso nicht, lässt sich Spielzeug, Futter... halbwegs brav abnehmen (tauschen), hat gelernt, Futter sanft und ohne den Finger inklusive zu nehmen und lässt sich für kurze Zeit mal halbwegs festhalten, mag es aber immer noch nicht, fixiert zu werden (beim TA natürlich ganz klasse - sie kennt und mag unsere TA, weil sie eine Freundin von mir ist, sie lässt sich von ihr streicheln und alles, aber wehe es geht darum, sie abzuhören oder kurz mit dem ärztlichen Blick anzusehen, dann kann sie schon mal flippen). Da könnte es durchaus passieren, dass sie in Panik gerät und wenn sie nicht weg kann, beißen würde.
Was ein Problem werden könnte, ist die Verträglichkeit mit Artgenossen. Hunde, die Chinua von klein auf kennt, liebt sie heiß und innig. Das 1. Jahr war sie den meisten Artgenossen gegenüber sehr schleimig-unterwürfig (ein Extrem-Fiddler), unsichere Hunde oder diese ganz sanften Seelen, die keiner Fliege was zuleide tun, hat sie aber bereits als Welpe nicht gemocht und hätte sie gnadenlos gemobbt, wenn sie dazu gekommen wäre. Mittlerweile ist es so, dass sie von jedem Hund vor dem sie keinen Respekt hat, "Unterwerfung" fordert und das wirklich sehr nachdrücklich (die etwas jüngere aber ein Stückl größere Schauzerhündin einer Freundin hatte 2 "blaue Flecken" im Nacken - genau dort, wo sie sie - zwar ohne zu beißen, aber doch mit voller Wucht, auf den Boden gedrückt hat, als sie mir beim Beißkorb anlegen auskam). Hat sie vor einem Respekt, ist sie dafür selbst sehr unsicher. Schwierig daran zu arbeiten, weil einerseits total Mobber, andererseits selbst unsicher. Einfach mal neue Hunde kennen lernen, geht zur Zeit leider gar nicht - es bedarf oft einer langen Annäherungsphase, damit es klappt, ohne dass ein anderer Hund unschöne Erfahrungen machen muss. Das mag zum Teil sicher an Fehlern meinerseits liegen, aber ganz kann man die Rasse davon wahrscheinlich nicht frei sprechen - zumindest gibt es nur sehr wenige TWH, die mit zunehmendem Alter problemlos mit fremden Hunden laufen können.
Sie ist wirklich eine wahnsinnig tolle kleine Persönlichkeit, die ich mittlerweile über alles liebe und schätze, aber der Weg dahin war lang und mühsam und sie ist kein Hund, der mal eben so nebenher laufen und leben kann. Hundeerfahrung ist sicher von Vorteil, aber man sollte ja nicht den Fehler machen und denken: na beim vorigen ging das auch, also klappt es hier ebenfalls. Ich bin echt nicht hundeunerfahren, bin mit ihnen aufgewachsen, hatte davor schon welche, aber Chinua hat mich doch gerade am Anfang mehr als nur einmal an meine Grenzen gebracht, mich vor neue Herausforderungen gestellt und meine Nerven dabei ordentlich strapaziert...