Von Sticha Georg
Moin,
ich vermute ja, dass die Motivation zu diesem Beitrag nicht so sehr war, hier allgemein den Wissensstand der User zu erhöhen.
aber ich fände es sehr schade, wenn dieser sehrinteressante Beitrag einfach in einem geschlossenen Forum untergeht.
Ich gestehe, so ganz habe ich ihn noch nicht verstanden, aber da ich nicht allwissend bin und auch gern was dazu lerne, möchste ich ihn hier gern mal zur Diskussion stellen.
Ich fände es auch toll, wenn georg ihn noch etwas näher erläutern könnte, insbesondere welche Folgerungen das für die konkrete Hundeerziehung und -haltung hat.
Denn die ist es, die mich vor allem interessiert. Schließlich haben wir derzeit bei uns so einen 12-Monate alten Lümmel, der uns wirklich alles abverlangt.
Tschüss
Ned
Das Verhalten des Hundes wird unterschieden in angeborenen Verhaltensweisen die nicht eingeübt oder erlernt werden müssen und erlernte Verhaltensänderungen, resultierend aus Erfahrungen, die im Kurz- oder Langzeitgedächtnis eingespeichert sind.
Die angeborenen Verhaltensweisen beim Hund sind gekennzeichnet durch seine Abstammung vom Wolf und seiner Domestikation durch den Menschen. Dieses angeborene Verhalten wird nach K. Lorenz als Instinkthandlung bezeichnet.
In der neueren Verhaltensforschung spricht man statt von Instinkten von FORMKONSTANTEN VERHALTENSWEISEN.
Hierfür hat sich in der internationalen Literatur der Begriff „Fixed Action Pattern“ (FAP) etabliert .Im Deutschen Sprachgebrauch bietet sich hier die Bezeichnung , Komplexe , Konstante (art) -Typische Verhaltensweise ( Ko Ko T V ) an. Innerhalb einer Tierart und bei Tieren gleichen Geschlechtes werden die Ko Ko TV´s von einem bestimmten Schlüsselreiz ausgelöst. Sie führen zu komplexen motorischen Reaktionen. Die Einzelkomponenten dieser Reaktionen laufen in einer bestimmten Reihenfolge ab. Sobald die Ko Ko T V ausgelöst wurde, läuft das zugehörige Repertoire ab, ohne das weitere Reizeinwirkungen erforderlich sind.
In der neuen Verhaltensforschung wird der Begriff Trieb nicht mehr verwendet.
Triebe wurden / werden mit Energien gleichgesetzt, die die Intensität eines bestimmten Verhaltens steuern und auslösen. Energie ist ein Begriff aus der Physik und somit ungeeignet als Ursache für eine bestimmte Verhaltensweise zu dienen.
Selbst Konrad Lorenz, der das Trieb-Konzept entwickelt hat, gab dieses wieder auf, da es für ihn wissenschaftlich nicht haltbar erschien
Die Ursachen für Trieb wurden immer wieder neu definiert: 1920 wurde als Ursache für einen Aggressionstrieb ein nicht befriedigter Sexualtrieb angesehen, später wurde der Aggressionstrieb als Gegenspieler eines Lebenstriebes bezeichnet.
Senftleben führt in einer Seminararbeit allein 17 verschiedene Triebarten des Hundes auf, ohne diese jedoch deutlich von einander zu unterscheiden und ohne logische Klassifizierung. Er führt folgende verschiedene Triebarten auf: Selbsterhaltungs-, Arterhaltungs-, Jagd-, Beute-, Spiel-, Bewegungs-, Apportier-, Verfolgung-, Geselligkeits-, Meute-, Hüte-, Flucht-, Verteidigungs-, Wehr-, Schutz-, Sexual-, und last but not least den viel zitierten Kampftrieb des Hundes.
Aus der Sicht der kynologischen Wissenschaftlerin Doris Feddersen-Petersen aus Kiel bedeuteten Versuche mit Stromreizen, die keinen Zusammenhang zwischen Frustration und Aggression aufzeigen konnten das endgültige Aus für die Aggressionstriebtheorien. (Feddersen- Petersen, D.U., DTW 3/2001, S. 94 -101 )
Wenn also die Beschreibung des Hundeverhaltens mit Hilfe von Triebarten unwissenschaftlich und unbrauchbar ist, brauchen wir eine andere Vorgehensweise um Hundeverhalten im Rahmen der Hundeausbildung zu definieren.
Der Begriff Trieb, in allen seinen Varianten ist ungenau und sollte möglichst nicht mehr verwendet werden. Aus welcher speziellen inneren Motivation heraus ein Hund eine bestimmte Verhaltensweise zeigt ist häufig nicht erklärbar.
Die Art und die Stärke der inneren Motivation eines Hundes definiert sich durch die Weise , wie er gewillt ist sich die Befriedigung seiner Bedürfnisse (Ressourcen) zu erkämpfen und diese gegenüber Artgenossen, dem Menschen und Feinden zu verteidigen. Hierbei treten formkonstante typische Verhaltensweisen auf. Im Laufe des Lebens werden diese Verhaltensweisen durch Lernprozesse verändert.
Begriff: Konstante, komplexe (Art -oder sogar auch Rasse-) typische Verhaltensweisen des Hundes ( KO KO TV`S ).
Diese sind vergleichbar aber nicht identisch mit den früher als Instinkthandlungen bezeichneten Begriffen. Ko Ko TVs haben folgende gemeinsame Eigenschaften: Es handelt sich um komplexe MOTORISCHE ABLÄUFE mit einer genauen zeitlichen Abfolge Sie werden durch spezielle SCHLÜSSELREIZE (sogenannte Auslöser) ausgelöst. Sobald die Ko Ko TV ausgelöst worden ist, wird kein weiterer Reiz benötigt, um das weitere Verhaltensrepertoire abzuspulen.
Moin,
ich vermute ja, dass die Motivation zu diesem Beitrag nicht so sehr war, hier allgemein den Wissensstand der User zu erhöhen.
aber ich fände es sehr schade, wenn dieser sehrinteressante Beitrag einfach in einem geschlossenen Forum untergeht.
Ich gestehe, so ganz habe ich ihn noch nicht verstanden, aber da ich nicht allwissend bin und auch gern was dazu lerne, möchste ich ihn hier gern mal zur Diskussion stellen.
Ich fände es auch toll, wenn georg ihn noch etwas näher erläutern könnte, insbesondere welche Folgerungen das für die konkrete Hundeerziehung und -haltung hat.
Denn die ist es, die mich vor allem interessiert. Schließlich haben wir derzeit bei uns so einen 12-Monate alten Lümmel, der uns wirklich alles abverlangt.
Tschüss
Ned