(Re)sozialisierung oder Töten?

der english staffordshire bullterrier gilt als "the nanny dog", das wird teilweise sogar quasi als rassebezeichnung verwendet.

das image hat unter den hundekämpfen und unter manchen haltern :mad: gelitten.
 
Ich finde die verschiedenen Meinungen interessant.

5 Jahre lang hat mich dieses Thema immer wieder bei meiner Arbeit im TH begleitet und war letztlich auch ein Grund, warum ich "aufgegeben" habe...

Die Entscheidung, ein Tier zu töten, mußte von den Verantwortlichen immer einstimmig sein. Und da begann für mich das Dilemma:
Es gab Hunde, mit denen ich keine Probleme hatte, weil ich mir die Zeit nahm und eben dementsprechend mit ihnen umgegangen bin. Andere Pfleger oder Mitarbeiter sagten, sie seien unvermittelbar. Deshalb nehmen sie anderen Tieren den Platz weg. (Natürlich waren das wirklich schwierige Einzelfälle)

Ich kann mich aber an einen Colli erinnern, der auch nach langer Eingewöhnung keine Nähe duldete, kein Streicheln oder Anleinen möglich, eine Untersuchung undenkbar.
Und da muß ich eingestehen, daß ich mir für ihn kein Leben hinter Gittern, ohne menschlichen oder hundlichen Kontakt vorstellen konnte.

Ein Problem waren für mich aber auch Interessenten, die "als Tierschützer mit viel Hundeerfahrung kamen und einem armen TH-Hund eine Chance geben wollten". Mein Herz freute sich und umso enttäuschter war ich, als dann nach Welpen oder bei größeren und/oder älteren Hunden nach der Rasse gefragt wurde....

GsD konnte ich für relativ viele Problemkinder passende Menschen finden, die wohlüberlegt an die Sache herangingen und diese Vergaben immer auf Dauer funktionierten.

Ein Beispiel:
Mein Morphi kam mit ca einem Jahr traumatisiert ins Th, anfangs zurückgezogen, ängstlich. Über 1 1/2 Jahre suchten wir einen Platz für ihn.
Er lag immer auf seiner Hütte und wenn jemand hinging und ihn ansprach, fuhr er gegen das Gitter. Kein selbsternannter Hundefachmann (Interessent) gab ihm die Chance/Zeit, sich kennenzulernen.
Morphi´s Eigenart, auch heute noch, wenn er vor jemanden (Zwei- oder Vierbeiner) angst hat, geht er erst drauf los und zwickt. Nötigt man ihn aber, stehen zu bleiben u. die Situation zu erfassen, bleibt er ruhig.

Als ich über ein halbes Jahr im Krankenhaus war, kamen die Pfleger mit ihm nicht mehr zurecht, er sollte eingeschläfert werden. Der TA fragte nach meinem Einverständnis, da eben Einstimmigkeit herrschen mußte. So erfuhr ich um 22 Uhr, daß mein Bub im TA-Raum liegt, da er schon Beruhigungstabs bekommen hatte. Als er mich sah, kroch er mir entgegen und ich mußte ihn einfach zu mir nehmen.

Heute bin ich besonders stolz auf ihn:
Vormittags lernten wir einen 5jährigen Rüden kennen und nach einer Viertel Stunde spielte er sogar mit ihm!
Abends überholte uns ein "sprachloser" Jogger und auch da blieb er ruhig und brav. ("Jogger" habe ich positiv belegt, d. h., wenn mir Zeit bleibt, "Jogger" zu sagen, weiß er, daß keine Gefahr von diesem Mann ausgeht)


Sorry, mein Bericht ist etwas lang, aber dieses Thema hat mich viele schlaflose Nächte gekostet, denn die Entscheidung ist entgültig.
Ich wünsche niemanden, Herr über Leben und Tod spielen zu müssen!
 
Ich finde die verschiedenen Meinungen interessant.

5 Jahre lang hat mich dieses Thema immer wieder bei meiner Arbeit im TH begleitet und war letztlich auch ein Grund, warum ich "aufgegeben" habe...

Die Entscheidung, ein Tier zu töten, mußte von den Verantwortlichen immer einstimmig sein. Und da begann für mich das Dilemma:
Es gab Hunde, mit denen ich keine Probleme hatte, weil ich mir die Zeit nahm und eben dementsprechend mit ihnen umgegangen bin. Andere Pfleger oder Mitarbeiter sagten, sie seien unvermittelbar. Deshalb nehmen sie anderen Tieren den Platz weg. (Natürlich waren das wirklich schwierige Einzelfälle)

Ich kann mich aber an einen Colli erinnern, der auch nach langer Eingewöhnung keine Nähe duldete, kein Streicheln oder Anleinen möglich, eine Untersuchung undenkbar.
Und da muß ich eingestehen, daß ich mir für ihn kein Leben hinter Gittern, ohne menschlichen oder hundlichen Kontakt vorstellen konnte.

Ein Problem waren für mich aber auch Interessenten, die "als Tierschützer mit viel Hundeerfahrung kamen und einem armen TH-Hund eine Chance geben wollten". Mein Herz freute sich und umso enttäuschter war ich, als dann nach Welpen oder bei größeren und/oder älteren Hunden nach der Rasse gefragt wurde....

GsD konnte ich für relativ viele Problemkinder passende Menschen finden, die wohlüberlegt an die Sache herangingen und diese Vergaben immer auf Dauer funktionierten.

Ein Beispiel:
Mein Morphi kam mit ca einem Jahr traumatisiert ins Th, anfangs zurückgezogen, ängstlich. Über 1 1/2 Jahre suchten wir einen Platz für ihn.
Er lag immer auf seiner Hütte und wenn jemand hinging und ihn ansprach, fuhr er gegen das Gitter. Kein selbsternannter Hundefachmann (Interessent) gab ihm die Chance/Zeit, sich kennenzulernen.
Morphi´s Eigenart, auch heute noch, wenn er vor jemanden (Zwei- oder Vierbeiner) angst hat, geht er erst drauf los und zwickt. Nötigt man ihn aber, stehen zu bleiben u. die Situation zu erfassen, bleibt er ruhig.

Als ich über ein halbes Jahr im Krankenhaus war, kamen die Pfleger mit ihm nicht mehr zurecht, er sollte eingeschläfert werden. Der TA fragte nach meinem Einverständnis, da eben Einstimmigkeit herrschen mußte. So erfuhr ich um 22 Uhr, daß mein Bub im TA-Raum liegt, da er schon Beruhigungstabs bekommen hatte. Als er mich sah, kroch er mir entgegen und ich mußte ihn einfach zu mir nehmen.

Heute bin ich besonders stolz auf ihn:
Vormittags lernten wir einen 5jährigen Rüden kennen und nach einer Viertel Stunde spielte er sogar mit ihm!
Abends überholte uns ein "sprachloser" Jogger und auch da blieb er ruhig und brav. ("Jogger" habe ich positiv belegt, d. h., wenn mir Zeit bleibt, "Jogger" zu sagen, weiß er, daß keine Gefahr von diesem Mann ausgeht)


Sorry, mein Bericht ist etwas lang, aber dieses Thema hat mich viele schlaflose Nächte gekostet, denn die Entscheidung ist entgültig.
Ich wünsche niemanden, Herr über Leben und Tod spielen zu müssen!

DANKE im Namen deines Hundes !!! Deine Schilderung spiegelt jedoch die Problematik wieder, welche einige der User hier als Allheilmittel (Tötung) propangieren.

Ich wünsche dir noch VIELE schöne Jahre mit diesem Hund.

mfg
Sticha Georg
 
Morphi dankt es mir täglich.

A. Lindrgen schrieb:

Man kann aus einem Hund nichts hineinprügeln, aber man kann manches aus ihm herausstreicheln.

Vielen Problemhunden wäre geholfen, wenn die Menschen beim Umgang mit ihnen an diesen Satz denken würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie wäre es wenn man es mit einem Maulkorb versucht (bei der Resozialisierung) bevor man den Hund einschläfert? :confused: Ich würde es zumindest versuchen.
 
Ich habe das Thema Einschläfern eines Hundes vor ein paar Tagen erst mit einer Bekannten diskutiert. Je länger wir diskutiert haben, desto mehr haben wir gemerkt, wie schwierig und von wievielen Dingen die eigene Einstellung dazu abhängig ist.

Ich denke, dass man es sich manchmal sehr einfach macht mit dem Einschläfern.
Wenn ich z.B. an Morhi (Hund von Dog-family) denke. Ich kannte ihn ja auch seit er ins TH gekommen ist und ab einem gewissen Zeitpunkt hatten wir auch so unsere SChwierigkeiten. ABer aus irgendeinem Grund habe ich mich nicht bemüht das zu ändern (ich weiß wirklich nicht weshalb, weil ich es an sich sonst schon immer versucht habe). Als ich dann hörte, dass er hätte eingeschläfert werden sollen war ich wie vom Donner geschlagen. Ich habe auch mir selbst Vorwürfe gemacht - hätte ich mich doch mehr darum gekümmert unsere Probleme zu ändern! GsD wurde er nicht eingeschläfert. Nachdem ihn Sabine genommen hat hat es ein bisschen gedauert, bis wir Freunde worden sind. Aber dann haben wir immerhin 3 Jahre zusammen gelebt, sind gemeinsam spazieren gegegen - auch ohne Sabine und auch wenn ich mit ihm alleine war hatte ich keine Angst, dass er mir an die Gurgel springt und mich verletzt.
Seine Reaktion mir gegenüber, als er noch im TH war, war ein Argument ihn einzuschläfern (ich habe von alledem erst erfahren, als Morphi schon bei Sabine gewohnt hat).
Wenn ich Morphi jetzt sehe und daran denke, dass er ua wegen unserem Verhältnis fast eingeschläfert worden wäre - einfach unvorstellbar!
 
Ich muss jetzt dazu sagen, der betreffende Hund war nicht im Tierheim, hatte nur schlechte Erfahrungen in der Prägungsphase mitbekommen.

Ich kann zu diesem Thema nur sagen, dass ich bei einem Tierheim (bzw. Tierschutzverein) mal um einen Rat gefragt hab, da war eine Dame dran (im Hintergrund war eine Tierärztin- dies teilte mir die Dame mit). Die TA sagt laut im Hintergrund "kommen Sie vorbei, da hilft nichts anderes als Einschläfern". :mad: Sag ich zu der Dame am Apparat "Bitte, das ist jetzt doch nicht Ihr Ernst" Hab mich total aufgeregt....... und wenn ich jetzt dran denke, stellt es mir immer noch die Gänsehaut auf. Ich werde dort nie mehr wieder anrufen, dass hab ich mir damals geschworen und Hund habe ich denen auch keinen vorbeigebracht.
 
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