Falsche Kontraindikationen
Häufig unterbleiben indizierte Impfungen, weil bestimmte
Umstände irrtümlicherweise als Kontraindikationen angesehen
werden. Dazu gehören zum Beispiel:
▶ banale Infekte, auch wenn sie mit subfebrilen Temperaturen (< 38,5 °C) einhergehen;
▶ ein möglicher Kontakt des Impflings zu Personen mit ansteckenden Krankheiten;
▶ Krampfanfälle in der Familie;
▶ Fieberkrämpfe in der Anamnese des Impflings
(Da fieberhafte Impfreaktionen einen Krampfanfall provozieren können, ist zu erwägen, Kindern mit Krampfneigung Antipyretika zu verabreichen: z. B. bei Totimpfstoffen zum Zeitpunkt der Impfung und jeweils 4 und 8 Stunden nach der Impfung sowie bei der MMR-Impfung
zwischen dem 7. und 12. Tag im Falle einer Temperaturerhöhung);
▶ Ekzem u. a. Dermatosen, lokalisierte Hautinfektionen;
▶ Behandlung mit Antibiotika oder mit niedrigen Dosen von Kortikosteroiden oder lokal angewendeten steroidhaltigen Präparaten;
▶ Schwangerschaft der Mutter des Impflings (Varizellenimpfung nach Risikoabwägung, s. u. *);
▶ angeborene oder erworbene Immundefekte bei Impfung mit Totimpfstoffen;
▶ Neugeborenenikterus;
▶ Frühgeburtlichkeit: Frühgeborene sollten unabhängig von ihrem Reifealter und aktuellen Gewicht entsprechend dem empfohlenen Impfalter geimpft werden;
▶ chronische Krankheiten sowie nicht progrediente Krankheiten des ZNS.
* Derzeit ist das Risiko für ein konnatales Varizellensyndrom bei einer seronegativen Schwangeren mit Kontakt zu ihrem ungeimpften und damit ansteckungsgefährdeten Kind höher als das Risiko einer solchen Komplikation durch die Impfung und ggf. die Übertragung von Impfvarizellen durch ihr Kind. Indizierte Impfungen sollen auch bei Personen mit chronischen
Krankheiten durchgeführt werden, da diese Personen durch schwere Verläufe und Komplikationen impfpräventabler Krankheiten besonders gefährdet sind. Personen mit chronischen Krankheiten sollen über den Nutzen der Impfung im Vergleich zum Risiko der Krankheit aufgeklärt werden. Es liegen keine gesicherten Erkenntnisse darüber
vor, dass eventuell zeitgleich mit der Impfung auftretende Krankheitsschübe ursächlich durch eine Impfung bedingt sein können.