Diese Rückzüchtungen können bzw könnten nur dann funktionieren, wenn in einer Rasse noch genügend ursprüngliche Gene vorhanden sind. Sprich, solange es überhaupt noch genügend Individuen gibt, die diesem früheren Typus entsprechen. Das werden nur wenige sein, was bedeutet dass die neue Zuchtbasis erschreckend schmal ist und Inzucht rasant ansteigt. Mit allen verbundenen Nachteilen.
Der ursprüngliche Hund, der sich dem Menschen angeschlossen hat, war ebenso wie der Mensch selbst ein Generalist, der in allen Klimaten und in allen Lebensumständen mal mehr, mal weniger gut überleben und sich fortpflanzen konnte; und dessen Erbgut über genügend Variationsmöglichkeiten verfügte, um sich an verschiedene Umgebungen anpassen zu können.
Man muss sich aber klar sein, dass es bei den Qualzüchtungen nicht mehr um Variationen geht, sondern um Missbildungen. Dass hier über viele Generationen hinweg Gene bevorzugt wurden, die MISSBILDUNGEN hervorrufen. Es sind sozusagen Rassen, die sich darauf spezialisiert haben (oder darauf spezialisiert wurden),
Missbildungen zu sein. Eine extrem eingedrückte Nase, wie der Rassestandard sie heute fordert und wie sie auf Ausstellungen prämiiert wird, ist nichts anderes als eine Missbildung, die durch den Menschen am Leben erhalten und fortgezüchtet wird und ohne den Menschen und ohne medizinische Unterstützung keinerlei Lebenschancen hätte.
In der Natur können sich Generalisten, d.h. Arten die in vielen Lebensräumen überleben können, in neue spezialisierte Arten weiterentwickeln, die genau an bestimmte Nischen angepasst sind. Bekannt ist das Beispiel der Darwinfinken: Auf den Galapagos gab es keine Vögel, und als dort durch Zufall, irgendwie, Finken hingelangten, haben sie sich aus einer Finkenart in viele neue, an verschiedene Nahrungsquellen angepasste, spezialisierte Arten entwickelt.
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Aber hoch spezialisierte Formen entwickeln sich NICHT zurück, wenn ihre Nische verschwindet. Sie sterben aus. Nur die Generalisten überleben und können sich wieder zu neuen Arten weiterentwickeln.
Um bei Hunden zu bleiben: Man kann nicht rückzüchten. Man kann einen Pudel z.B. nicht wieder zu einem Wolf zurückzüchten. Man kann aus wolfsähnlichen Hunden einen Hund züchten, der wie ein Wolf aussieht, aber das ist halt in vieler Hinsicht kein Wolf.
Man kann auch einen Hund züchten, der so aussieht wie früher ein Mops oder ein French Bully aussah, aber das sind nicht mehr die gleichen Möpse oder French Bullys wie früher.
Der Name "Rückzüchtung" ist in sich irreführend. Besser wäre, von einer Abbildzüchtung zu sprechen, dann wäre zumindest klar wovon man redet.
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Insoferne würde ich z.B. den Retro-Möpsen, in die andere Hunderassen eingekreuzt wurden und werden, wesentlich bessere Erfolgschancen zumessen (bei wesentlich weniger Tierleid über Generationen) als diese Versuche, aus "rassereinen" Missbildungen mit nicht vorhandenen Nasen wieder Hunde mit Nasen zu züchten. Diese Perpetuierung von Tierleid über viele Generationen, auf dem Altar einer völlig fehlgeleiteten Vorstellung von Rasse-Erhaltung... das ist einfach nur traurig.