Kampf um Besitzrecht

Chiwest

Super Knochen
Obwohl der Titel sehr juristisch klingt, stelle ich mein Thema bewußt nicht unter "Recht und Gesetz" ein, da es mir vor allem um das moralische Recht geht.

Vorgeschichte: Zu Ostern 2010 kaufte meine erwachsene Tochter eine Chi-Hündin aus einer aufgelassenen Zucht. Nach erster Euphorie ein armes Hündchen gerettet zu haben, spürte sie die Probleme, die so ein armes "Käfig-Tier" mit sich bringt (Angstbeißen, Panik beim Leinengehen, Unsauberkeit). Zusätzlich bekam sie berufliche Probleme, was leider dann in eine arge Depression führte.
So bekam ich im Februar die Hündin in Pflege, Ende März meldete meine Tochter die Hündin an ihrem Wohnort ab, bat mich, sie bei mir anzumelden und übergab mir auch den Impfpass. Sie meinte, daß es die Hündin bei mir und meiner souveränen Chi-Hündin ein besseres Leben hätte.

Jetzt:
Meine Tochter ist besessen von der Idee, "ihren" Hund zurückzuholen, und kündigte an, das auch notfalls gegen unseren Willen mit Gewalt zu machen.

Wessen Wohl soll ich jetzt höher stellen? ...das meiner Tochter, oder das der Hündin?
Mir bricht fast das Herz, wenn ich denke, daß die arme kleine sich wieder umgewöhnen muß, ev. wieder lange allein bleiben muß und als Seelentröster herhalten soll.
Andererseits leide ich auch mit meiner Tochter mit, die an ihrer Einsamkeit zu zerbrechen scheint.

Bitte schreibt mir eure Meinungen!

LG Ulli
 
liebe ulli, das ist für dich sicher eine schwierige situation.
nur - deine tochter sollte lernen, dass ein anderes lebewesen, auch ein hund, nicht der spielball für ihre emotionen sein kann.
der hund kann ihre einsamkeit nicht heilen, das ist eine anforderung, die zu gross für ihn ist und an der er zerbrechen kann.
deine tochter muss ihre probleme bearbeiten und nicht auf den hund übertragen.
gerade die drohung notfalls gewalt anzuwenden zeigt deutlich, dass es ihr nicht um das wohl des hundes geht - und gerade darum sollte man den hund davor beschützen.
sie muss ihre probleme selbst lösen und sich ihnen stellen.
 
Oje, das ist für dich sicher sehr schwer....

Wenn ich die Entscheidung treffen müsste, dann würde ich den Hund nicht zurückgeben. Nicht weil für mich das Tier über dem Menschen steht, aber es gibt soviele Tiere die als Krücken missbraucht werden. Die Statthalter für alle möglichen psychischen Mankos sind....

Für deine Tochter gibt es andere Art von Hilfe - ich würde mich auch als Mutter nicht durch Mitleid(en) erpressbar machen. Wenn ich als Mutter dem nachgeben würde dann hätte ich das Gefühl dass ich die Krankheit auch noch unterstütze und forciere.

Du kannst deine Tochter nicht retten, das kann nur sie selbst. Unterstützen ja, aber in vernünftigem Rahmen. Kannst du damit leben, wenn es dem Hund schlecht geht?
Deiner Tochter wird es nur kurzfristig Erleichterung verschaffen - und dann? Leiden Hund und Tochter...
 
Hallo,

prinzipiell ist es so, dass Deine Tochter die Besitzerin der Hündin ist. Das heisst, dass die Hündin auch ihr gehört und Du sie ihr wieder aushändigen musst.

Allerdings hat sie den Hund Dir in Obhut gegeben. Das ist natürlich mit viel Aufwand und Kosten verbunden, welche sich in einer Hundepension auf ca. 15 Euro / Tag belaufen. Das macht in 6 Monaten 2700 Euro....

Vielleicht kann ein Jurist posten, ob diese Ansprüche im Streitfall auch geltend gemacht werden könnten.

Ich kenne einen Fall bei dem das so ähnlich war. Letztendlich hat die Schwiegertochter auf den Hund verzichtet und gemeint für das Geld bekommt sie 2 neue Hunde. Die armen Hunde.

lg,

Martin
 
Hallo Chiwest!

Im Prinzip kann ich mich da dem, was bluedog und Kischa geschrieben haben nur anschließen. In ALLERLETZTER KONSEQUENZ steht für mich das menschliche Wohl selbstverständlich über dem tierischen Wohl. Aber zuerst muß man IMMER versuchen eine Lösung zu finden, die Mensch und Tier gerecht wird und die Bedürfnisse aller berücksichtigt (und zuallermeist wird man die finden). Deine Tochter braucht Unterstützung - keine Frage - und selbstverständlich tut man als Mutter hier alles, was einem möglich ist für das eigene "Kind". Das ist auch gut und richtig so. Nur kann ein Tier menschliche Gesellschaft nicht ersetzen. Was Deine Tochter braucht sind wirkliche Freunde, vielleicht ein Partner und natürlich auch weiterhin die Liebe ihrer Eltern. Wenn sie sich dann emotional "stabilisiert" hat und einem Tier, die Verantwortung und Liebe entgegenbringen kann, die es braucht, spricht ja auch überhaupt nichts dagegen, wenn sie sich wieder einen Hund nimmt. Aber die "Drohung" den Hund auch gegen Deinen Willen aus der Umgebung zu holen, in der er sich jetzt wohl fühlt, zeigt eigentlich wirklich schon, daß Deine Tochter im Augenblick einem Tier nicht gerecht werden kann (was ja absolut nicht heißt, daß sie es in einem halben Jahr oder Jahr auch nicht kann - vielleicht wird sie dann eine wunderbare "Hundemama").

Liebe Grüße, Conny

PS: Ich würde das Wohl meiner Tochter immer über das Wohl eines Tieres stellen, trotzdem würde ich ihr in dieser Situation den Hund nicht zurückgeben. Aus dem einfachen Grund, weil es ihr nichts nützen, aber dem Hund schaden würde.
 
wohnt ihr so weit auseinander? vll wäre es eine möglichkeit "hundesitter" tagsüber zu spielen.. und die hündin bei deiner tochter übernachten zu lassen?

ich glaube wenn ich so traurig und verzweifelt wäre, würde ich mich freuen, wenn mich meine mama einfach mal fest in den arm nimmt und im notfall statt des hundes zu mir kommt :o


ich kenn dich nicht und deine tochter nicht, aber ich glaube da gehts um wesentlich mehr als "nur" um den hund.
bevor ein streit ausbricht würde ich auch das wohl des hundes unter dem der tochter ansiedeln... auch wenn es für die hündin nicht so toll ist und sie als seelenkrücke herhalten muss.
wenn es nicht funktioniert würde ich anbieten, den hund wieder zu dir zu nehmen und am wochenende zu ihr zu bringen.. wenn hundi zB nicht problemlos alleine bleiben mag.


ich drück die daumen, dass ihr eine tolle lösung für alle findet!!!
und deiner tochter, dass sie sich bald wieder besser fühlt

glg
julia
 
@ all!
Danke, daß ihr so rasch viele Antworten geschrieben habt.

Am meisten beeindruckt hat mich das PS von Conny:
Zitat:
PS: Ich würde das Wohl meiner Tochter immer über das Wohl eines Tieres stellen, trotzdem würde ich ihr in dieser Situation den Hund nicht zurückgeben. Aus dem einfachen Grund, weil es ihr nichts nützen, aber dem Hund schaden würde.

Ich glaube, sie hat damit den Kern der Sache getroffen.

LG Ulli
 
oj na das ist viel zu weit.. schade

ich wünsche euch, dass ihr wirklich einen guten weg findet..
lg julia
 
Wenn Deine Tochter eine diagnostizierte Depression hat, wäre der Hund, ohne Behandlung durch Fachleute, wohl kaum eine Krücke., sondern könnte sich während eines akuten Schubs als enorme Belastung herausstellen.
(Grundsätzlich ist sie die Eigentümerin, Du die Besitzerin- und hat rein grundrechtlich ein Anrecht auf Herausgabe).

Vielleicht kannst Du ihr raten, das Problem Hund auch im Zuge der Behandlung anzusprechen, sie vielleicht auch nach Absprache speziell zu diesem Thema mal zur Behandlung begleiten?
 
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster ... aaaaber....

.... bei einer akuten Depression ist man doch gar nicht fähig sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern. Eventuell die ersten paar Tage dann wird das auch zu viel (habe sowas leider in meiner Familie und Freundeskreis miterlebt).

In solche Hände sollte kein Hund, denn ein Vierbeiner kann nicht aus der Depression raushelfen - so etwas kann man nur selber mit Hilfe von Therapie.

Ich würde ihr den Hund also nicht zurück geben
 
Vielleicht kann sie sich einen Patenhund in einem Tierheim aussuchen und mit diesem regelmäßig Gassi gehen? Wenn sie das dann nicht schafft, zB wirklich jede Woche 3 x, dann sieht sie vielleicht selber ein, dass sie mit einem Hund derzeit total überfordert wäre?

Ich glaube auch, dass es nicht gut zusammenpasst, Hund und Depression. Es würde, wenn da noch eine 2. Person wäre, die sich um alles, was getan werden muss, kümmern würde, und der Patient nur dann, wenn er gerade kann - aber so ganz alleine, das geht wohl kaum.
 
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster ... aaaaber....

.... bei einer akuten Depression ist man doch gar nicht fähig sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern. Eventuell die ersten paar Tage dann wird das auch zu viel (habe sowas leider in meiner Familie und Freundeskreis miterlebt).

In solche Hände sollte kein Hund, denn ein Vierbeiner kann nicht aus der Depression raushelfen - so etwas kann man nur selber mit Hilfe von Therapie.

Ich würde ihr den Hund also nicht zurück geben

bei manisch depressiven erkrankungsbild aber schon, wenn die depression in manie umschlägt. da "kann man alles" allerdings nicht wirklich :(
 
ein hund, der selbst schon diverse probleme- wie oben beschrieben- hat,
gehört in ein stabiles umfeld.
die depressionen deiner tochter übertragen sich zusätzlich auf den hund, das schadet ihm enorm.
das ganze hin-und hergeschiebe das dann letztendlich rauskommen würde,
da tut mir nur der hund leid !
 
Interessant wäre mal zu wissen, wie es der Tochter jetzt geht.

Wenn sie Ende März eine Depression hatte, heißt das noch lange nicht, dass sie sie jetzt immer noch hat.
 
Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster ... aaaaber....

.... bei einer akuten Depression ist man doch gar nicht fähig sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern. Eventuell die ersten paar Tage dann wird das auch zu viel (habe sowas leider in meiner Familie und Freundeskreis miterlebt).

In solche Hände sollte kein Hund, denn ein Vierbeiner kann nicht aus der Depression raushelfen - so etwas kann man nur selber mit Hilfe von Therapie.

Ich würde ihr den Hund also nicht zurück geben


Ned bös sein aber das gilt nicht für alle die an Depressionen leiden. Und ich red da aus eigener Erfahrung und bin auch noch nicht lange Gesund, aber meinem Buben fehlt nix. Er wurde erzogen und er bekam alles was für ihn gut war. Er brauchte eine intensive Aufmerksamkeit und das war auch gut so. Er half mir über das Schlimmste hinweg. Natürlich war ich auch bei einem Therapheuten aber geholfen hat mir mein Hund.;)

Meistens kommen Depressionen weil einem alles zuviel wird und keiner da ist mit dem man das bereden kann.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Herzlichen Dank für all eure Meinungen und Ratschläge.
Es hilft mir hoffentlich, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich bitte aber zu verstehen, daß ich nicht mehr Details bekanntgeben will, und bitte daher den ADMIN, dieses Thema zu schließen.
LG Ulli
 
Herzlichen Dank für all eure Meinungen und Ratschläge.
Es hilft mir hoffentlich, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich bitte aber zu verstehen, daß ich nicht mehr Details bekanntgeben will, und bitte daher den ADMIN, dieses Thema zu schließen.
LG Ulli

liebe ulli,
unbekannter weise möchte ich dir noch ganz rasch mitteilen, (bevor der thread geschlossen wird) egal wie du dich entscheidest, in dem moment wo du die entscheidung triffst, wirst du es für richtig emfinden!

und auch wenn sich im nachhinein herausstellen sollte, dass dem nicht so war, stehe trotzdem hinter deiner entscheidung ... !!!

Man weiß immer erst im nachhinen was besser gewesen wäre (und nicht mal da, weil man auch nicht den ausgang weiß wenns anders gewesen wäre)... also wäge alle deine argumente sorgfältig ab und dann fasse eine entscheidung ... und lasse dich danach nicht mehr beirren!

alles gute ... dir, deiner tochter und dem wauzi!
 
Ende der Geschichte:
Meine Tochter war gestern bei mir, wirkte sehr vernünftig und einsichtig, schlug vor, 2 Wochen hier zu bleiben, damit sich der Hund wieder richtig an sie gewöhnen kann.
Da sie noch kein Quartier gefunden hatte und es schon spät am Abend war, erlaubten wir ihr eine Nacht im Gästezimmer zu schlafen. .....
Heute früh waren Tochter und Hund verschwunden.

@fuji: Weißt du ein "offizielles" Tierheim in Innsbruck, wo gefundene oder von der Polizei abgegebene Tiere hingebracht werden?
Wenn ja, dann schreib mir bitte die Adresse, damit ich dort vorsorglich meinen Namen deponieren kann, falls irgendetwas schief läuft.

@ atina: Danke für deinen Zuspruch, auch wenn ich jetzt schon weiß, daß ich falsch gehandelt habe.
 
ehrlich, sorry, aber ich krieg nen kloss im hals.

Da sie noch kein Quartier gefunden hatte und es schon spät am Abend war, erlaubten wir ihr eine Nacht im Gästezimmer zu schlafen.....

sie ist deine/eure tochter - wieso braucht sie ein quartier, wenn ihr ein gästezimmer habt ??

Meine Tochter war gestern bei mir, wirkte sehr vernünftig und einsichtig....
Heute früh waren Tochter und Hund verschwunden.

vernünftig und einsichtig ? wohl kaum....

also für mein gefühl stimmt bei euch wohl einiges nicht, depressionen bekommt man ja auch nicht ohne auslöser.....
das ist eure sachen, sollte aber vl. mal aufgearbeitet werden.
aber ein tier zum spielball der launen der menschen zu machen finde ich wirklich ganz schlimm und traurig. der kleine hund kann sich nicht wehren und muss dieses hin- und hergezerre ertragen.
 
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