Man muß unterscheiden, ob es sich bei einer Caniden-Gruppe um ein echtes Rudel handelt (bei Wölfen im Normalfall also eine Familie: ein Elternpaar und 1-3 Generationen an Jungtieren), ob es sich um eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Einzelindividuen a la die Pizzahunde handelt (wobei sich auch diese Gruppe - spätestens mit dem ersten auf die Welt gekommenen Wurf - mehr und mehr zu einem Familienverband entwickelt hat), oder ob es sich dabei um eine mehr oder weniger gezwungenermaßen zusammenlebende Gruppe von Caniden handelt, also z.B. die Wölfe, die in einem eingezäunten Areal leben, oder eben bei Mehrhundehaltung eines Hundehalters.
Für den Verhaltensforscher sicher wichtig - aber für einen Trainer
der ja selten Wölfe trainiert - sondern bestenfalls vor der Situation steht dass ein MehrhundeHB zu ihm kommt ...... Für das eigene Verständnis ist die Kenntnis wie funktionieren Wölfe und wie funktionieren Strassenhunde sicher wichtig aber für den MehrhundeHB ist das wurst - der will eine Lösung für seine Bande
Die sozialen bzw. - wenn vorhanden - familären Strukturen bestimmen die Art, wie "Hierarchie" aussieht. In einem kleineren Familienverband wird die Anführerschaft der älteren und erfahrenen Tiere wohl kaum in Frage gestellt werden (im Zweifelsfall gibts ja die Möglichkeit der Abwanderung). Sollte der Anführer/die Anführerin älter und körperlich schwächer werden, wird sich wohl eines der jüngeren, aber schon erfahrenen und selbstbewußten Tiere mehr und mehr in die Führung einbringen. Das ist meist ein schleichender, ganz natürlicher und selbstverständlicher Prozeß, bei dem es nur selten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Dabei darf man aber nicht vergessen, daß wild lebende Wölfe meist gar nicht so alt werden, daß dieser Umstand überhaupt eintritt. Und zudem gibt es da ja nicht nur den/die Anführer(in), sondern auch dessen Gefährten/Gefährtin, der/die dann bei Ableben des einen "Alttieres" die Geschicke des Rudels in die Pfoten nimmt. Wunderbar beschrieben sind diese Beobachtungen in Blochs Buch "Timberwolf Yukon und Co.", übrigens eines meiner Lieblingsbücher.
Das ist toll beschreben - aufbauend auf dieses Buch gab es mal eine TV Doku die supergut war
Hier ist also ein soziales System gewachsen, welches auf Vertrauen und Erfahrung aufbaut, wo es normalerweise gar keinen Grund gibt, eine Anführerschaft älterer Tiere (also wenn ihr wollt, die bestehende soziale Hierarchie, in die ein Jungtier ja von Welpenbeinen an hineingewachsen und sie als vollkommen selbstverständlich ansieht) in Frage zu stellen. Die vorhandenen Resoourcen und die vorhandene Energie dient in erster Linie dem Überleben und dem Erhalt des Rudels. Da bleibt kaum Zeit und Energie für solche "Alphablödheiten".
Ich glaube auch nicht dass ein gemischtes Rudel von Haushunden jeden Tag Ausscheidungskämpfe macht wer "Alpha" ist (sag mir ein besseres Wort dafür) es ergibt sich aus der Kompetenz der Mitglieder. "Alpha" sein passiert aufgrund von Faktoren....dass Wölfe nicht jeden Tag in den Ring steigen ist ja wohl klar
wäre kontrproduktiv fürs Überleben .....
Auch die Pizzahunde (und wahrscheinlich auch alle anderen wild lebenden Gruppen von Canidaen, die nicht (nur) aus Familienmitgliedern bestehen) haben eine soziale Struktur, die eher familiär ist, soziale Spannungen sind nicht so häufig. Es gibt ein paar ältere und erfahrene Tiere, die zwar im Sozialstatus ganz oben stehen, die auch für bestimmte Aufgaben zuständig sind, die aber kaum in Frage gestellt werden. In den meisten Fällen werden auch hier soziale Spannungen bzw. Ressourcenstreitigkeiten ganz selbstsicher über Körpersprache/Mimik gelöst. Wobei es keineswegs unerheblich ist, wie wichtig einem Individuum eine Ressource ist. Da macht es dann kaum einen Unterschied, ob dieses Individuum in der sozialen Struktur weiter oben steht, wenn eine Ressource diesem Individuum nicht so wichtig ist, wird sie auch problemlos einem "rangniedrigeren" Tier überlassen. Und wenn umgekehrt ein "rangniedrigeres" Tier eine - für ihn wichtige - Ressource unter seiner Kontrolle hat, wird dies auch von den anderen akzeptiert.
Vollkommenrechtgeb
aber wenn es einen Sozialstatus oben gibt - dann gibt es auch eine Hierarchie .... und die zu kennen wenn man nun mit einem solchen "Rudel" arbeiten wollte wäre doch nicht unerheblich....
Die dritte - und imho unnatürlichste - Art der Canidenhaltung ist das - vom Menschen "erzwungene" Zusammenlebenn von mindestens zwei oder mehr Individuen, die dieser Situation nicht durch Abwanderung entkommen können, sei es durch Zäune, Türen oder der Abhängigkeit zum Menschen. Daß sich hier andere Mechanismen zur Lösung sozialer Konflikte entwickeln (müssen), sollte auch niemanden verwundern.
Vollkommenrechtgeb
genau diese Mechanismen sollte man als HB kennen weil man sie ja "moderieren" kann und damit ein fröhliches Zusammenleben fördern kann ....
LG, Andy