@ birgit:
hallo birgit,
zuerstmal möchte ich dir sagen, dass du die kritik bzgl zitrus-halsband links rein und rechts wieder rausgehen lassen solltest. es ist leicht zu reden, wenn man NICHT vom verlust der mietwohnung wegen lärmbelästigung bedroht ist... hier ist nunmal keine zeit für grossartige therapieversuche, sondern eile angesagt und insofern gibt es gott sei dank diese geruchs-halsbänder! man vergisst gerne, wie es plötzlich um die existenz bestellt ist, wenn man seinen wohnsitz verliert...
weiters: ich kann gut nachvollziehen was du durchmachst, kenne mich mit angstbeissern recht gut aus. es wird nur recht schwierig für dich werden... dein hund hat sicherlich neben traumatischen erlebnissen (mit männern, schrotkugeln - also vmtl. auch laute geräusche) so wie du es schilderst auch eine fehlende umweltprägung. ein angstbeisser tut nichts anderes als aus vorsicht gleich mal zuzubeissen, bevor ihm jemand etwas tut. ohne zweifel sehr gefährlich.
sein ganzes leben besteht also aus stress und angst. seine einzige ruhe findet er in der sicheren höhle deiner wohnung, deine anwesenheit - als die ihn beschützende - vorausgesetzt. der rest ist der reinste horror für ihn...
aber wem erzähle ich das, du bist ja schon mittendrin...
natürlich wohnst du mit wien - und dann gerade im 7. bezirk - leider absolut ungünstig. alleine die stadtgeräusche, die gerüche, der lärmpegel werden ihn hoffnungslos überfordern. ebenso die anwesenheit vieler fremder menschen, keine möglichkeit auszuweichen etc...
was kann ich dir raten?
erstmals in der wohnung mit unterordnungskommandos anzufangen. "nicht schon wieder" wirst du dir denken... aber es hat nicht unbedingt den hintergrund, an den du jetzt denkst, sondern: dein hund hat absolut überhaupt ganz und gar kein selbstbewusstsein und du MUSST einen weg finden, es ihm zu vermitteln. das geht nur über den weg, dass du ihm so oft wie möglich positive erfolgserlebnisse vermitteln kannst, mit viel viel bestätigung und 'tüdelei' hinterher. mehrere übungen, so häufig wie möglich und immer 'einen haxen ausfreuen' wenn es klappt, sanft und ruhig korrigieren, wenn es nicht klappt (bloss keine strafen).
wenn das in der wohnung klappt, suchst du dir einen ABGESCHIEDENEN platz in freier natur und übst das regelmässig und so häufig wie möglich. wie gesagt, möglichst abgeschieden, keine lärmquellen, keine ablenkungen, keine tiere, keine menschen. lass lenni zur sicherheit an der leine. zeitgleich zuhause maulkorbtraining!!
klappt es dort, beginnst du das ganzemit mauli zu trainieren (und leine vorab). es geht nur darum, dass ihn der mauli nicht irritiert und verunsichert. er muss lernen, dass dies nichts böses ist. geht am besten in der wohnung in deiner anwesenheit mit viel bestätigung.
wenn das alles funktioniert, kann man beginnen die umwelteinflüsse langsam zu steigern, LANGSAM immer mehr geräusche, tiere, menschen. immer mit mauli oben aus sicherheitsgründen...
lerne ihm sich in diesen situationen ganz auf DICH zu konzentrieren - sonst ist einfach keiner da, nichts ausser dir existiert, klar?
bei mir hat das dann zum schluss immer so ausgesehen, dass mein hund (fürchteten sich teilweise anfangs sogar vorm rascheln der blätter!) zwar noch ein wenig unsicher war aber wusste, dass ihm wenn er mit mir oder familie unterwegs war, nichts passieren würde.
in der wohnung würde ich dir die anschaffung einer hundebox anraten, an welche du ihn langsam gewöhnst. beginne ihn darin zu füttern, lege von dir getragene kleidung hinein, decke sie an allen seiten bis auf den ausgang mit einem leintuch ab (evtl auch ausgang halb abdecken). wie gesagt darin füttern, anfangs türe offen und du daneben. türe dann immer weiter zu bis sie ganz geschlossen ist. du imme weiter weg, bis du ganz 'weg' bist. raunzt er, sage nur kurz und bestimmt (und einmal!) 'ich bin eh da' oder dergleichen (nicht mitleidig!), damit er beruhigt ist.
hat er die box als sicheren platz akzeptiert, wirst du weniger probleme mit dem alleinbleiben haben und auch besuch rückt wieder in den bereich des möglichen.
bitte gehe alle schritte LANGSAM an, wenn du auch nur einmal zu schnell vorgehst, wirft dich das um längen zurück.
weiters:
1) ich hoffe du hast schon mit tellington touch angefangen??? touchen und einsatz von körperbandagen wird dir eine grosse hilfe sein.
2) bitte doch dalmi, dir bei der zusammenstellung einer geeigneten bachblütenmischung gegen angstzustände zu helfen.
3) achte darauf seine ernährung eiweissarm zu halten und du MUSST eine möglichkeit schaffen, ihm ausreichend bewegung zu verschaffen!!! mit maulkorb zur sicherheit aller!!! aber aufgestaute energie verschärft verhaltensprobleme zusätzlich!
5) das anti-stress-buch leg dir wirklich zu, clarissa von reinhart soll auf dem gebiet der 'angsthunde-therapie' phänomenal sein.
6) bitte beschäftige dich auch intensiv mit den sogenannten calming signals!
abschluss: ich wünsche dir alles gute. sollte es dir nicht möglich sein, deinen hund von seinen ängsten zu befreien bzw. auf ein erträgliches maß zu reduzieren - oder einen platz zu finden, wo man das kann - muss ich dir ehrlich sagen, dass ICH ihn an deiner stelle einschläfern lassen würde. ein leben unter ständiger entsetzlicher angst und stress zu führen ist nicht lebenswert und daher wäre es NACH vergeblicher AUSSCHÖPFUNG ALLER MÖGLICHKEITEN eine erlösung...
alles gute!
angel