SydneyBristow
Super Knochen
Ich glaube ich habe es eh schon hier gepostet:
http://orf.at/stories/2283553/2283554/
„Das Essen schmeckt nicht?“
Was passiert, wenn die Nerven blank liegen, zeigt ein Fall aus dem Linzer Asylwerber-Zeltlager, der momentan in verschiedensten Varianten auf Facebook herumgeistert. Die „Krone“ hatte in zwei Artikeln getitelt: „Wegen Essen und Quartier: Wirbel im Asyl-Zeltlager“ und „Flüchtlinge bewarfen die Polizei mit Essen“. Von einem „Aufstand“ ist die Rede und von 50 „randalierenden“ Asylwerbern, die Lunchpakete auf den Boden warfen bzw. auf die Polizei, weil ihnen „das Essen nicht schmeckt“ oder „zu wenig“ ist. Acht Fahrzeuge der Polizei mit Einsatzkräften seien angerückt.
In einem oft geteilten Meme heißt es in Anspielung darauf (die Rechtschreib- und Grammatikfehler entsprechen dem Originaltext): „Die Unterkunft ist Schlecht ? Das Essen Schmeckt nicht ? Na wo ist daß Problem ?? Ab Nachhause !! Asyl - Betrug Stoppen !! Wer Fordert Fliegt! ! Abschieben wird zur Pflicht !! ( das Paradies wartet !!! )“
Zwei Semmeln mit Einlage, ein Stück Obst
Dass Asylwerber oder andere Schutzbedürftige kostenlos zur Verfügung gestelltes Essen achtlos und undankbar wegwerfen, ist ein Vorwurf, der seit Jahrzehnten wiederholt wird. Essen wegzuwerfen galt der Kriegs- und Nachkriegsgeneration, die Hunger noch aus eigener Erfahrung kannte, als größte Sünde. Die dahingehende Empfindlichkeit wurde an die Nachkommen weitervererbt. Die „Kronen Zeitung“ greift also ein altes Reizthema wieder auf, das besonders dazu geeignet ist, Asylwerber in ihrer Gesamtheit unbeliebt zu machen.
Aber was ist in Linz wirklich passiert? Ein verwirrter Asylwerber drohte damit, sich mit dem Buttermesser selbst zu töten. Im Gespräch mit der Polizei beschwerte er sich - unter anderem - auch über die zu geringe Menge an Essen. Zwei Semmeln mit Einlage und ein Stück Obst werden an manchen Tagen am Abend pro Person in der Polizeikantine angeboten. Es gibt erwachsene Menschen, die das satt macht. Es gibt aber auch Erwachsene, die mit dieser Menge an Essen nicht auskommen und hungrig ins Bett gehen.
APA/Fotokerschi.at/Werner Kerschbaummayr
Innenansicht eines der Zelte für Asylwerber
Ministeriumssprecher Grundböck führt ins Rennen, dass die Versorgung in der Kantine dieselbe wie für Polizisten ist. Dem kann man entgegenhalten: Ihnen ist es im Vergleich mit den Asylwerbern ein Leichtes, nach dem Dienst zu Hause noch etwas zu essen oder einen Snack mitzubringen. Grundböck sagt: Zur Not könne man sich auch an die Sozialbetreuung an Ort und Stelle wenden. Und es fänden laufend Gespräche zwischen Kantine und Bewohnervertretern statt, man sei um die Zufriedenheit aller bemüht.
Von wegen „Aufstand“ und „Randalierer“
Und was passierte damals weiter? Ein Aufstand von 50 Asylwerbern, die Polizisten mit ihren Lunchpaketen bewarfen? Petra Datscher von der Landespolizeidirektion Linz winkt ab. Drei bis vier von 50 Schaulustigen hätten dem Mann in seiner Kritik Recht gegeben und ihre Lunchpakete in Rage zu Boden geworfen - und nicht auf Polizisten. Als Aufstand von Randalierenden könne man das mit Sicherheit nicht bezeichnen, so Datscher. Der Rest der 50 Menschen habe versucht zu beruhigen oder zugesehen. Der Mann, dessentwegen der Polizeieinsatz begann, wurde wegen Selbstgefährdung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Um die aufgeheizte, teils aggressive Stimmung zu erklären, muss nicht nur auf die traumatischen Ereignisse, die Asylwerber nach Österreich führen, verwiesen werden. Auch die Unterbringung in Zelten, bei großer Hitze und bei Starkregen muss erwähnt werden - abgesehen von der bereits erwähnten Beschäftigungslosigkeit. Ganz zu schweigen von einer unzulässigen Pauschalverurteilung der Asylwerber und Flüchtlinge. An der Aufregung in Linz waren fünf Menschen beteiligt. Insgesamt leben in Österreich momentan laut Grundböck 28.000 Asylwerber und laut vorsichtigen und nach eigener Aussage vagen UNHCR-Schätzungen rund 50.000 bis 60.000 Flüchtlinge (also alle, denen Asyl gewährt wurde). Das sind insgesamt rund 80.000 bis 90.000 Menschen. Einer von ihnen erlitt einen psychiatrischen Notfall. Drei bis vier warfen jeweils ein Essenssackerl auf den Boden.
http://orf.at/stories/2283553/2283554/