Eigentlich war ich total gegen diese App mit dem Contact Tracing, aber mittlerweile denke ich, dass sie vielleicht doch sehr sinnvoll sein könnte - gerade in den Fällen, wo man Unbekannten begegnet.
Ich hab bis jetzt keine "Stop-Corona"-App installiert und glaub
auch nicht, dass ich das in Zukunft tun werde.
Zugegeben, das liegt nicht nur an rationalen Argumenten, sondern auch
ein gutes Stück weit daran, dass ich der zunehmenden Abhängigkeit von
Smartphone + dazugehörigen Apps im alltäglichen Leben, kritisch
bis ablehnend gegenüber stehe.
Rein rational gesehen bietet so eine App natürlich einen Vorteil -
nämlich dass die Info, dass man sich in der Nähe einer infizierten
Person aufgehalten hat, sehr viel schneller ankommt, als eine durch
"Contact-Tracing" zustande gekommene Info seitens der Behörden.
ABER: Meines Wissens kann so eine App ja nichts anderes erkennen als,
wie lange und in welchem Abstand man zu einem infizierten Menschen war.
Es macht aber einen entscheidenden Unterschied ob ich mich z.B. 10 min.
lang in 1,5 Meter Abstand, in einem Innenraum, ohne Maske angeregt mit
einem Menschen (vielleicht noch mit "flüssiger Aussprache") unterhalten hab,
oder ob der selbe Mensch genauso lange in demselben Abstand zu mir im Freien
bei der Strassenbahnhaltestelle gestanden ist und wir beide schon
die ffp2-Maske auf hatten. Die App "sieht" ja nicht, ob wir eine Maske auf
hatten, ob wir einender zugewandt stehen oder jeder in eine andere Richtung
schaut etc. etc. So gesehen kann die App mMn das Infektionsrisiko nur
sehr eingeschränkt beurteilen.
Ausserdem, wer verwendet so eine App? Sowieso nur ein sehr geringer
Anteil der Bevölkerung und da wahrscheinlich vor allem die, die ohnehin
auch sonst sehr vorsichtig sind. "Vorsichtig zu sein" bedeutet natürlich
leider nicht, dass man sich nicht infizieren kann - nur sind die "Vorsichtigen"
trotzdem nicht die, die die Pandemie antreiben. Den "Ich pfeiff mich nix-Super-Spreader"
wird man unter den App-Usern wahrscheinlich eher selten finden.
Ich will damit natürlich nicht sagen, dass die App völlig sinnlos ist - wird
sicher immer wieder mal vorkommen, dass dadurch Ansteckungen
verhindert werden. Aber ich seh die Hauptprobleme wirklich in
ganz anderen Bereichen, als in der geringen Beliebtheit der App.
Z.B. hier:
orf.at
Das Problem ist wirklich seit langer Zeit bekannt - Interpol spricht
seit Monaten von Fälscherwerkstätten in verschiedenen Ländern -
offenbar ist niemand in der Lage, dem Herr zu werden.
Oder hier:
Einer „Corona-Party“ hat die Polizei in der Nacht auf Sonntag in der Leopoldstadt ein jähes Ende bereitet. Die Räumlichkeiten waren offenbar eigens angemietet worden. Die jungen Partygäste versuchten teilweise, über die Dächer zu fliehen.
wien.orf.at
Es gibt doch fast täglich Meldungen über irgendwelche aufgelösten
Partys, aber es wird munter weiter gefeiert.
Und dass es beim "Contact-Tracing" massive Probleme gibt, weil viele nicht
bereit sind die Namen ihrer Kontaktpersonen zu nennen, ist ein Problem, dass
sich seit vielen Monaten wie ein roter Faden durchzieht. Dass sich gar nicht
so wenige Menschen gerne mal "Quarantäne-Ausgang" genehmigen, ebenfalls.
Selbst eine App die Infektionsrisiken tatsächlich realistisch erkennen könnte,
käme gegen die Unvernunft und Ignoranz von einem Teil der Bevölkerung nicht an.
Liebe Grüße, Conny