@Andreas: DAAAANKEEEEEE für den Beitrag!
Alternativen zu CM, zB Leinenaggression (kurz zusammengefasst. Nicht nachmachen, wenn man die Körpersprache nicht genau lesen kann, ich übernehme keine Haftung):
Den Hund nicht soweit provozieren, dass die Reizschwelle überschritten wird und er in einen Aggressionslevel getrieben wird, sodass der Hund sich mit den Zähnen wehren MUSS.
Anstatt dessen auf die Körpersignale achten und ihn gezielt aus der Konfliktsituation herausholen und ihm Führung geben in der Form, dass man ihm konkretes Alternativverhalten beibringt.
Das kann sein, zB VORERST anstatt frontal auf Artgenossen zuzugehen, einen Bogen zu schlagen, am Boden zu schnüffeln, den Blick abwenden usw.
Jedes erwünschte, ruhige, nicht konfrontativ auf den Artgenossen gerichtete verhalten wird bestätigt.
Alles andere wird ignoriert und der Hund VORERST kommentarlos mitgenommen - die Distanz vergrößert, wo er ansprechbar werden und bleiben kann.
Dazu muss man aber auch die feinen Signale des Hunde lesen lernen. zB ein kurzes nach hinten Kippen der Ohren oder auch nur eines der Ohren, womit der Hund schon signalisiert: "Ich befürchte, da kommt ein Konflikt, sag mir, was ich tun soll, sonst muss ich selbst entscheiden"...dazu kommt, zB die Rutenstellung verändert sich, schon alleine die Rutenspitze verrät sehr viel, der Hund macht sich größer, fixiert mit aufrechter Körperhaltung usw....das Verhalten STEIGERT sich je nach Reizlage und DA kann man lernen, rechtzeitig die Entscheidung zu treffen, die der Hund bereitwillig annehmen wird: Nämlich dem Hundeführer zu folgen, der den Hund nicht weiter in Bedrängnis bringt, sondern davor bewahrt.
Das hat nichts mit "Flucht" zu tun, sondern ist etwas, was ein Hund von sich aus auch tun würde.
Derart wahrgenommen lernt der Hund dem Menschen zu vertrauen und wird von sich aus immer mehr darauf achten, welche Entscheidung der Mensch trifft, WENN man sich auch wirklich mit seinem Hund befasst und nicht einfach nur Gassi geht, damit man seine "Pflicht" erledigt hat.
Zu einer Beziehung gehören immer mindestens 2. Man kann nicht erwarten, dass ein Hund im Kopf und mit seinen Empfindungen beim Menschen ist und bleibt, wenn der Mensch selbst dazu gar nicht bereit ist.
Natürlich möchte man erreichen, dass sich der Hund irgenwann mal kommentarlos auf engem Raum an einem anderen vorbeiführen läßt.
Man richtet sich jedoch dabei nach dem Zustand des Hundes und nicht nach dem eigenen Willen, den man dem Hund aufzwingen möchte.
Bei angstaggressiven Hunden (was der Großteil ist!) wird mit oben beschriebener Vorgehensweise erreicht, dass der Hund vorerst vom Stresspegel runterkommt. Adrenalin wird zwar schnell abgebaut, aber ständig immer wiederkehrend, chronische Adrenalinschübe richten ziemlichen Schaden an und bewirken ein Absenken der Reizschwelle, was bedeutet, die "Nerven werden immer weniger belastbar und die Aggression des Hundes "löst" noch viel schneller und intensiver aus....das steigert sich.
das wird oft so ausgelegt, dass der Hund seine "Dominanz" steigern würde, aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Seine UNSICHERHEIT und Ängste werden biologisch bedingt durch immer niedrigere Reize ausgelöst und er reagiert nur darauf, was man ihm zumutet!
Dabei finden auch Lernerfahrungen statt, die man nicht haben will: Aggressives nach vorne gehen bewirkt, dass die Konfliktsituation ohne Ernstkampf aufgelöst wird - weil Mensch den Hund wegzieht und natürlich eine direkte Konfrontation verhindert.
In dem Zustand, in dem er sich befindet, bezieht der Hund eine Korrektur, schimpfen usw. nicht auf sich und sein Verhalten, sondern verknüpft diese negativen Einwirkungen mit der Annäherung an den Artgenossen.
Also von Verhaltenskorrektur im eigentlichen Sinne kann man dabei gar nicht sprechen. Nicht das Verhalten an sich wird korrigiert, sondern nur erfährt, dass der Artgenosse gefährlich ist. Zu wenig intensive Einwirkung, vor allem verbales Einwirken, verstärkt die Aggression, weil der Hund sich bestätigt fühlt: Mensch regt sich genauso auf, also MUSS es gefährlich sein.
Körperliche Korrekturen, die zu wenig intensiv ausfallen um einen echten Verhaltensabbruch zu bewirken, stören den Hund massiv in seiner momentanen Ausführung der selbsterhaltenden Handlung und bestätigen ihn damit ebenso: Annäherung an Artgenossen ist brandgefährlich. Von vorne werde ich bedroht, und vom Menschen, der mich eigentlich schützen müsste, werde ich ebenso bedroht.
Das was unter Umständen Hunde untereinander tun, wenn zB einer einen anderen Hund davon abhält, nach vorne zu gehen, KÖNNEN wir gar nicht so punktgenau, zielgerichtet und für den Hund sinnvoll nachvollziehbar und damit "befolgbar" nachahmen.
Bleibt man nun in der Arbeit an dem "Problem" vorerst unterhalb der Reizschwelle , in der der Hund sich aggressiv nach vorne Wehren muss, bleibt der Hund ansprechbar und LERNFÄHIG.
Der Mensch kann ihn dann erleben lassen, dass viele Begegnungen ohne jeglichen Konflikt ablaufen UND der Hund Alternativen zum nach vorne gehen hat, die man sich dabei erarbeitet. Vom Bogengehen kann man dann übergehen, dass man in einer Distanz, die der Hund gut aushalten und sich noch auf den HH konzentrieren kann, ein Kommando erlernt und festigt, dass der Hund neben dem Menschen bleibt und sich weiter aufmerksam auf ihn konzentriert und IHN anschaut - nicht mehr den Artgenossen.
Man kann es "Fuß" nennen, andere nennen es "Unterordnung".
Mir egal, bei mir ist das eine freundliche Aufforderung, in meinem Schutzbereich zu bleiben und die Hunde wissen, dass ich meiner Verpflichtung nachkomme, sie zu beschützen.
Da man den Hund so gearbeitet hat, dass er vom chronischen Stresspegel herunterkommen konnte, wird er erstens belastbarer - die Reizschwelle steigt -und zweitens lernt er mit jeder weiteren Situation, die ihn nicht zwingt, sich aggressiv zu wehren, dass er mit beschwichtigendem Verhalten, wie Bogen laufen, auf den Hundeführer achten, heil aus diesen Situationen rauskommt. So kann er Vertrauen in die Führungskompetenz des Menschen und der Hund auch wieder in seine arteigene Kommunikation mit Artgenossen bekommen, DIE IHM DER MENSCH DURCH VIELE FEHLER QUASI ABGEWÖHNT HAT, da die anderen Hunde diese ebenfalls artgerecht beantworten werden, wenn man sich nicht unbedingt selbst verstörte Trainingspartner aussucht und die Distanzen werden immer geringer, die er braucht, um sich ungefährdet fühlen zu können, auch wenn ihn andere Hunde anpöbeln.
Der Hund lernt gelassen zu bleiben, kann das Kommando dann auch annehmen und befolgen, weil er es als vertrauenswürdig und hilfreich kennen gelernt hat.
Verhaltenabbrüche ala CM sind nicht notwendig und haben nur das Eine zur Folge: Mehr Angst vorm Hundeführer, als vor der Umwelt und demzufolge Meideverhalten und erlernte Hilflosigkeit.
Nachtrag: Korrekturen werden auch erarbeitet, so , dass der Hund sie als Korrekturen auch annehmen kann. Diese müssen nicht massiv gewalttätig ausfallen, wenn man den Hund LERNEN läßt.