das versteh ich ned so ganz
wie sollte man dann einen hund deiner meinung nach "ausbilden"...(kann man das so sagen
)
Eigentlich ganz einfach:
Wenn mein Chef mir nicht sagt, was im Job meine Aufgaben sind, wann ich Pause habe, ob ich privat telefonieren oder Internet surfen oder auch den Firmendrucker benutzen darf und auch nicht sagt, was nicht gestattet ist, werde ich es nicht wissen und folglich irgendwann automatisch einen Faux-Pass begehen (als Mensch habe ich aber natürlich die Möglichkeit vorher zu fragen, wenn ich mir unsicher bin - Hund kann das nicht, da er nicht unsere Sprache spricht).
Wenn mein Chef launisch ist und heute möchte, dass ich eine Aufgabe so erledige, es morgen genau umgekehrt wünscht und am Tag darauf wieder ganz anders, werde ich es ihm nicht Recht machen können, weil ich keinen Anhaltspunkt dafür habe, was und wie er es genau wünscht.
Wenn mein Chef zudem immer nur meckert, wenn ich etwas nicht nach seinen Vorstellungen erledigt habe, mir aber umgekehrt niemals sagt, wenn ich etwas gut gemacht habe, werde ich ebenfalls nicht eindeutig wissen, was und wie er es möchte und zudem bald höchst demotiviert sein.
Wenn mein Chef seinen Mitarbeitern gestattet, in der Mittagspause 10 Minuten privat im Internet zu surfen, werde ich das auch ausnutzen. Irgendwann wird möglicherweise der Zeitpunkt kommen, wo ich (durch Zufall, weil ich nicht auf die Zeit geschaut habe oder weil ich einfach grad nichts zu tun habe oder einen schlechten Tag habe oder weil es vielleicht aus welchem Grund auch immer grade nötig ist) länger als 10 Minuten surfe. Wenn ich dann drauf komme, dass die Regel des Chefs zwar lautet: 10 Minuten pro Tag, aber niemand darauf schaut und es keinerlei Konsequenzen hat, wenn ich diese 10 Minuten nicht einhalte, werde ich (je nach Typ Mensch) wahrscheinlich öfters mal länger als 10 Minuten surfen.
Und genauso ist es beim Hund oder jedem anderen intelligenteren Lebewesen:
Wenn ich meinem Hund nicht zeige, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht, kann er es nicht wissen.
Wenn ich von meinem Hund erwarte, dass er ein bestimmtes Verhalten heute so, morgen umgekehrt und übermorgen ganz anders ausführt, wird er sich nie richtig verhalten können.
Wenn ich meinem Hund immer nur "Nein" und "Pfui" und "Aus" sage, wenn er etwas falsch macht, ihn aber nicht lobe, wenn er etwas gut macht oder sich richtig verhält, wird er sich nicht richtig verhalten können, weil er gar nicht weiß, was richtig ist (sondern nur, was nicht richtig ist) und zudem bald demotiviert sein.
Und wenn ich meinem Hund sage: Couch ist tabu, aber nichts dagegen unternehme, wenn er dennoch drauf springt, wird er sie logischerweise auch weiter benützen - einfach weils funktioniert.
Ich finde, es ist ein großer Unterschied, ob ich eine unerwünschte Verhaltensweise meines Hundes darauf zurück führe, weil er mich nicht für voll nimmt und sich selbst für den Chef hält und ihn somit zu einem sich mehr oder weniger mutwillig falsch verhaltenden Lebewesen mache oder ob ich anerkenne, dass er einfach ein fühlendes Wesen mit Bedürfnissen ist, die er natürlich - so weit wie möglich zufrieden stellen möchte. Niemand verzichtet freiwillig oder ohne Grund auf Annehmlichkeiten. Niemand kann sich richtig verhalten, wenn er gar nicht weiß, was richitg ist. Und niemand will sich richtig verhalten, wenn richtiges Verhalten keine positiven Konsequenzen oder zumindest Resonanz bringt.
Meinst du mit Ausbildung im Sinne von richtigem Verhalten im Alltag oder meinst du damit irgendwelche Hundeplatzübungen und Tricks? Wobei es eigentlich keinen Unterschied macht. Ich überlege mir, was ich von meinem Hund möchte, ich lobe und bestätige ihn, wenn er erwünschtes Verhalten zeigt, ich ignoriere soweit möglich unerwünschtes Verhalten oder zeige dem Hund, was er stattdessen machen kann oder trainiere ihm ein mit der ursprünglichen Handlung unvereinbares Verhalten an oder bestätige die Abwesenheit des unerwünschten Verhaltens und in seltenen Fällen hab ich ein Abbruchsignal. Ich versuche, für meinen Hund eindeutig zu sein und - je nach Hund - muss ich mal konsequenter oder kann auch mal etwas nachlässig sein.
Ich brauche keine absurden Regeln wie vor dem Hund essen, über ihn drüber pinkeln, immer vor ihm laufen oder ihn ja nicht auf die Couch lassen, sondern pflege eine auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen aufgebaute Beziehung zu meinen 4-Beinern und behandle sie ganz einfach wie Lebewesen.
Im Bezug auf die Übung Platz: zuerst lerne ich meinem Hund die Übung, belohne ihn dafür, dass er es überhaupt macht. Wenn ich mir wirklich sicher bin, dass er die Übung verstanden hat (und dazu gehört, dass er sie auch an unterschiedlichen Orten und mit wachsender Ablenkung ausführt), kann ich - wenn es mir wirklich wichtig ist (und mir ist nichts wichtig, nur weil es irgendein Trainer oder irgendeine Prüfungsordnung so sagt) und immer unter Beachtung des Hundes (kann er es überhaupt aufgrund seines Alters, des Körperbaus, ver momentanen Verfassung - auch Hunde können mal einen schlechten Tag haben und ein schnelles Platz ist sicher nichts, was immer und unter allen Umständen klappen muss...), indem ich ihn einfach nur mehr bestätige, wenn er für das Platz statt 5 Sekunden 4 Sekunden braucht. Aus 4 Sekunden werden 3 usw... Zusätzlich könnte man - je nach Hund - z.B. auch mit Spiel arbeiten (z.B. aus dem Spiel heraus - wenn dem Hund z.B. seine Balli wichtig ist, wird er lernen - je schneller ich liege, desto schneller fliegt es wieder).