Naja, da heute Samstag ist, die Freundin beim Pferd verweilt und ich ein wenig herum kränkle, nehme ich mir die Zeit die ganze Sache jetzt noch zu verkomplizieren

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Oje! Ich wünsch dir auf alle Fälle gute Besserung und freu mich aber trotzdem, dass du uns so bereitwillig Auskunft gibst!
Ein gewisser Prozentsatz der Züchter handhabt es so, dass er einmal eine Linienzucht-Verpaarung vornimmt und mit diesen Nachkommen, dann in eine fremde Linie (Outcross) geht, um den Allelverlust in Grenzen zu halten.
Das dürfte sich der Züchter, der die Großeltern meines Rüden gezüchtet hat leider überhaupt nicht zu Herzen genommen haben.
Da kommen fast ständig die selben Namen vor!
Ein anderer Prozentsatz bleibt in der Linie und nimmt den Allelverlust (genetische Drift) in Kauf.
Jop.. Linie oder besser schon in der Inzucht.. oder?
Wenn man sich nun daran erinnert, dass bei der Konsolidierung der Merkmale, die zur Bezeichnung Rasse geführt haben, nur eine beschränkte Anzahl an Individuen (Gründerpopulation) beteiligt waren, die untereinander gekreuzt wurden, um eben die gewünschten Merkmale zu festigen, wird ersichtlich, dass es sich bei jeder Rasse genaugenommen schon um eine Linie handelt (und der Genpool eingeengt ist). Bis heute werden also innerhalb dieser Ausgangslinie (Rasse genannt) weitere Linien herausgezüchtet.
Wenn man das so betrachtet, wird mir plötzlich ganz schlecht!
Ich finde es einfach nur wahnsinnig beeindruckend, was du alles weißt und vor allem finde ich es noch viel beeindruckender, dass du es so verständlich ausdrücken kannst, dass sogar ein Laie wie ich damit etwas anfangen kann! RESPEKT! DANKE schön
Die Begriffe IK (Inzuchtkoeffizent) und AVK (Ahnenverlustkoeffizient) sowie Outcross (die Verpaarung von zwei Rassehunden, die nicht näher verwandt sind als der Durchschnitt der Rasse - niedriger IK) wurden bereits erwähnt.
Au ja... das ist interessant! Wie wird denn der IK berechnet??
Ich hab zwar zwei Rassehunde, bei denen der IK der Verpaarung jeweils unter 3% gelegen hat.. ABER wie schon erwähnt finden sich im Stammbaum meines Rüden fast ausschließlich die selben Namen
Ich wünschte ich hätte dich (hoffe ich darf Du verwenden), lieber Dorian, schon viel früher kennengelernt und dieses Wissen erworben!!
Grundsätzlich gilt ein geringer IK als Indikator für wenige Allelverluste. Was passiert aber, wenn man zwei "fremde" Linien (derselben Rasse) miteinander verpaart und welche Aussagekraft hat der IK dann noch?
Was mich noch mehr stört: der IK gilt nur für die aktuelle Verpaarung... dass eventuell beide Hunde schon schwer unter Inzucht / Linienzucht leiden wird da leider nicht berücksichtigt, oder??
Ein Beispiel (auf 3 stark ingezüchtete Generationen) - der (Rasse-)Hund dessen IK man berechnen will, heißt (fiktiverweise) Karl:
Tristan (Vater) /// Romeo (Großvater) Julia (Großmutter) /// Sonny (Urgroßvater 2x) Cher (Urgroßmutter 2x)
Isolde (Mutter) /// Clyde (Großvater) Bonny (Großmutter /// Pierre (Urgroßvater 2x) Marie (Urgroßmutter 2x)
Ja 3 Generationen... reicht das? Es müssen doch mind. 5 sein, oder?
Aber ich weiß es wirklich nicht sicher!

Dafür bin ich ja hier.. um genau das zu erfahren
Tatsächlich haben aber in den vorangegangenen Verpaarungen bereits enorme Allelverluste stattgefunden und der hier beschriebene IK besitzt keine Aussagekraft.
Diesen Eindruck hab ich allerdings auch... das hilft mir nur leider jetzt überhaupt nicht weiter...
In solchen Extremfällen hilft ein anderer Wert, der sog. AVK, der als Quotient aus der Anzahl der tatsächlichen Ahnen und der Gesamtzahl der möglichen Ahnen errechnet wird:
Ein Tier "verliert" immer dann Ahnen, wenn ein solcher Ahne öfter als einmal in der Ahnentafel des Tieres vorkommt. Geht man von 5 Generationen aus, kann der Hund 62 mögliche Ahnen haben. Tritt ein Ahne zweimal auf, hat das Tier aber nur noch 61 verschiedene Ahnen; bei 3 Ahnen, die zweimal auftreten, sind es schon nur noch 59 unterschiedliche Ahnen.
Wow! Davon hab ich ehrlich noch nie etwas gehört! Find es aber um so spannender!!!!
Das muss ich bei meinen beiden Wuffis ausrechnen! Ich hoffe ich kann das selbstständig, ansonsten musst du mit einer nervigen PN rechnen
Um also halbwegs abschätzen zu können, wie hoch der Allelverlust eines Hundes tatsächlich ist, müssen beide Werte beachtet werden: dabei sollte der IK niedrig und der AVK möglichst hoch sein.
Leuchtet ein

Aber wie berechne ich den IK?
Die Komplexität der Problematik nimmt auch dadurch zu, dass nicht alle Züchter die gleiche Anzahl an Generationen in ihren Berechnungen berücksichtigen. Manche berechnen 4 andere 5 und wieder andere 10 Generationen. Notwendig ergeben sich daraus auch andere Werte. Faustregel: je mehr Generationen bekannt sind, umso aussagekräftiger sind die Werte (in Kombination).
Das ist das ERSTE, das ich ändern würde und einheitlich für ALLE Rassen auf 10 Generationen festsetzen würde! Nur so lassen sich zuverlässige und vor allem einheitliche Werte ermitteln!
Danke Dorian für deine Ausführungen! Und sorry für meinen Roman!
Liebe Grüße
PS: Du hast jetzt genügend Zeit zu antworten... bin dann mal am Hundeplatz
