Siehts du und hier scheiden sich die Gesiter.
Ja, Hundezüchter sehen es bekanntlich anders als international renommierte Genetiker. (Es ist schade, dass hier keine wirklichen Biologen sich zu Wort melden)
Denn es gibt auch Rassen bei denen die positiven Merkmale gefestigt wurde durch Linienzucht und auch durch Inzucht.
Ich habe es bereits erwähnt: zur Konsolidierung einer Rasse ist In- und Linienzucht unabdinglich. Sie weiter zu betreiben, also nach erfolgter Fixierung eines Phänotyps/bestimmer Verhaltensmerkmale, stellt einen massiven Allelverlust dar, der notwendig (siehe Hardy-Weinberg-Gesetz) zu Inzuchtdepression führt.
Natürlich darf man dabei nie außer acht lassen wie groß ist der Genpol der Rasse und werden in späterer Folge auch Outcross durchgeführt, ansonten wäre es sinnlos.
Die Größe des Genpools ist in Bezug auf Linienzucht unerheblich - es dauert nur länger bis der maximale Allelverlust eintritt.
Was ist ein Genpool? Viele Züchter verwenden dieses Wort ohne zu wissen, worum es sich dabei wirklich handelt. Der Genpool beschreibt nämlich nicht die Anzahl der Tiere einer Rasse, sondern die genetische Variabilität - dh. ist eine Rasse hoch ingezüchtet, kann sie trotz Tausender Individuen einen kleinen Genpool haben.
Aber wenn ich mir z.B die Entwicklung bei Siberian Husky ansehe und mir ansehe wie viele gesunde Hunde aus diversen Linienverpaarungen hervorgehen (natürlich mit dementsprechenden Vorfahren) und wie viele kranke bei unserer Rasse aus Outcross. Lege ich persönlich Wert drauf dass die meisten meiner Hunde aus guten Linienverpaarungen stammen und die passenden Outcross mache ich selber.
Vielleicht sollte man den Leuten mal erklären, was ein Hundezüchter unter Outcross versteht: Die Verpaarung zweier Rassehunde, die möglichst keine gemeinsamen Ahnen haben und einen niedrigen IK aufweisen. Aufgrund des Umstandes, dass die meisten Zuchtbücher geschlossen sind, muss darauf verwiesen werden, dass so gut wie keine neuen Allele in eine Rassepopulation gelangen. Jede Rasse weist einen durchschnittlichen IK auf, dh.(fast) alle Hunde einer Rasse sind miteinander verwandt! Selbst wenn ein Züchter also Outcross züchtet, steigt der Inzuchtgrad innerhalb der Rasse an, nur weniger schnell. Outcross-Zucht stellt also keine, um einen veralteten Terminus zu verwenden, "Blutauffrischung" dar, sondern lediglich eine nur geringe Zunahme des Inzuchtkoeffizienten.
Betreibt man nun Linienzucht (noch schlimmer Inzucht) beschleunigt man den Prozess um ein Vielfaches - in der heutigen Hundezucht leider noch immer die Regel.
Selbstverständlich birgt auch die Outcross-Verpaarung Gefahren und natürlich auch die Auszucht (also das Verpaaren zweier Rassen). Wenn beide Elterntiere bspw. HD-belastet sind, werden die Nachkommen wahrscheinlich auch HD aufweisen, wobei - um das Ganze jetzt zu verkomplizieren - die Wahrscheinlichkeit bei Mischlingsverpaarungen geringer ist bzw. der Schweregrad der HD abnehmen kann (obwohl beide Elterntiere HD belastet sind) - dies ist auf den Heterosiseffekt zurückzuführen.
Übrigens mit dem Ergebnis dass die Problem eunserer Rasse massivst eingeschränkt wurden und keiner meiner Hunde hat ein Problem mit Inzuchtdepressionen, genausowenig wie die Vorfahren. Im Gegenteil sie sind weit besser gesundheitlich , intelligenzmäßig usw. drauf als viele Outcross die ich kenne.
Diese Aussage widerspricht allen wissenschaftlichen Fakten: ich habe in dem anderen Thread bereits die Amish erwähnt: dort sind enge Verwandtschaftsverhältnisse keine Seltenheit. Breit angelegte Studien haben Ergeben, dass die Personen mit einem höheren Inzuchtgrad weit weniger intelligent und auch körperlich weniger fit waren. Ich habe in dem Zusammenhang auch bereits die europäischen Herrscherhäuser erwähnt, wer mal die Muße hat in Geschichtsbüchern zu blättern und sich die Abbildungen der Monarchen anzusehen, dem springen Auswirkungen der In- und Linienzucht förmlich ins Gesicht.
Die Auswirkungen der Linienzucht machen sich auch nicht sofort bemerkbar (das ist das Schlimme daran und deshalb halten auch viele Züchter daran fest). Es kann sein, dass die eingeschränkte Genvielfalt deiner Hunde erst Generationen später zum Tragen kommt und du diese Auswirkungen gar nicht mehr erlebst - wie schon gesagt, die meisten Züchter erleben die "Früchte" der Linienzucht nicht mehr.
Was für die eine Erfolg bedeutet kann z.B Aufgrund des Genpols für die anderen der Untergang sein. Linienzucht in der Hand von Züchtern die etwas davon verstehen kann ein Segen für die jeweilige Rasse sein. Aber auch der Tod der Rasse in unerfahrenen Händen die einfach dass tun was man schon immer tut.
Ob populationsgenetischer Erkenntnisse bedeutet Linienzucht für jede Population den Untergang, die kleineren Populationen ereilt er nur schneller.
Die Hand, in der fortgesetzte Linienzucht Erfolg verspricht, muss erst gezüchtet werden.