Re: @alle
Original geschrieben von agilitytrainer
die Maiglöckchen kommen doch erst viel später, da ist der Bärlauch schon lang am Blühen und da ernte ich nicht mehr
Ist zwar schon etwas älter, aber sicher noch immer aktuell:
"Kurier" vom 7.4.1998
Ressort: Leben
Ausgabe: Wi.Abend
Nicht alles, was glänzt, ist Bärlauch
Besonders am Schluß der Saison besteht Verwechslungsgefahr mit Maiglöckchen-Blättern: Immer wieder Vergiftungen
Was im Sommer und Herbst Pilze und Schwammerln sind, ist vielen im Frühjahr der Bärlauch (Allium ursinum): Ein Anlaß für ausgedehnte Streifzüge durch den Wald. Doch ebenso wie bei den Pilzen kann es - vor allem gegen Ende der Saison - auch hier zu Vergiftungen durch Verwechslungen kommen: "Gerade im Wienerwald gibt es Standorte, wo Bärlauch und die giftigen Maiglöckchen nebeneinander wachsen", sagt Dr. Michael Kiehn vom Botanischen Garten der Uni Wien.
Vielfach wird der Knoblauchgeruch des Bärlauch als Unterscheidungsmerkmal herangezogen. "Doch das hilft nicht", sagt Kiehn: "Hat man bereits mehrere Bärlauchblätter abgerissen, überträgt sich der Geruch von den Fingern auch auf alle anderen Blätter, die man pflückt, also auch auf jene der Maiglöckchen. Eine Unterscheidung ist dann über den Geruch nicht mehr möglich." Kiehn rät deshalb, auf folgende Punkte zu achten:
** Die Laubblätter des Maiglöckchens glänzen auf der Unterseite, die des Bärlauchs auf der Oberseite.
** Beide Pflanzen haben ausgeprägte Blattnerven, die parallel zu einem Mittelnerv verlaufen. Beim Maiglöckchen sind sie viel feiner und enger beieinander.
** Die Blütenstände des Bärlauchs sind doldenartig, jene des Maiglöckchens traubenartig. Im Knospenzustand ist jeder einzelne Blütenstand des Bärlauchs von einem weißlichen Blatt umschlossen (oft stehen mehrere Blütenstände nebeneinander) - bei den Maiglöckchen sind die einzelnen Blütenknospen einer Traube erkennbar.
Maiglöckchenblätter enthalten herzwirksame Glykoside. Bei kleineren Mengen kommt es zu Magen- und Darmproblemen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Größere Mengen können Herzrhythmusstörungen auslösen. "Im Falle einer Vergiftung sollte man zur Herzüberwachung auf jeden Fall ein Spital aufsuchen", raten die Experten der Vergiftungsinformationszentrale am Wiener AKH (Notruf: Tel.: 0 1 / 406 43 43).
Noch gefährlicher ist es, wenn bei der Bärlauchernte Blätter der Herbstzeitlosen (mehrere Blätter in einer Rosette, in dessen Zentrum sich auch eine Frucht befinden kann) mitgepflückt werden - deren Zellgift ist für den Menschen tödlich.
Ernst Mauritz