Ich glaub, dass da mehrere Faktoren eine Rolle spielen.
Zu einem könnt ich mich nicht erinnern, dass ich in meiner Kindheit einer permanenten Informationsflut ausgesetzt gewesen wäre. Man kann mittlerweile 24 Std. am Tag TV schauen, Radio hören, im Internet surfen... Insofern benötigen die Medien möglicherweise auch mehr stories, um sich behaupten zu können - dies aber nur eine mir in dem Moment in den Kopf geschossene Vermutung.
Michaela hat an anderer Stelle auch schon ein sehr schönes Statement geschrieben; ich erlaube mir, es einfach mal hier zu zitieren:
Ich bin Jahrgang 1963.....
ich habe im Laufe meines Lebens einen totalen Wandel im Umgang Hund-Kind erlebt. Früher war es bei uns so (und nach Dwinas Erfahrungen scheint es im östlichen Ausland immer noch ähnlich zu sein), dass man den Kindern beigebracht hat, fremde Hunde sind immer als potentiell gefährlich zu betrachten und man muss im Umgang mit ihnen gewisse Vorsichtsmaßnahmen unbedingt beachten. Kennt man sie dann schon besser und sind die Hundehalter dabei, dann darf man - immer noch unter Einhaltung einiger Regeln - mit ihnen auch spielen.
Heute ist es so, dass vom Hund bzw. natürlich vom Hundehalter verlangt wird, dass er seinen Hund so erzieht oder zumindest verwahrt, dass egal welche Annäherung auch immer durch ein Kind erfolgt, nix passieren kann.
Auch gut und auch durchaus richtig - aber was wir brauchen würden, um Unfälle zu verhindern, wäre eine Kombination aus beidem! Genau so viel Vorsicht, Verantwortung und vorbeugende Erziehung und Aufklärung bei Eltern& Kindern wie früher üblich, plus bei Hundehaltern eben auch noch mal verantwortungsvoller, Gefahren vermeidender Umgang mit dem Thema.
Ich finde es erschreckend, dass sich viele Eltern heute kaum mehr Zeit für ihre Kinder nehmen - Urlaub am Bauernhof? - Out. All-inclusice-Club in Buxtehude mit Rund-um-die-Uhr-Animation für die Kids, damit Mama und Papa sich in aller Ruhe am Iss-soviel-du-kannst Buffet die Wampn vollschlagen können. Gemeinsamer Ausflug am Wochenende? Viel zu mühsam. Lieber die Kids vorm TV parken. Erziehung? Werte vermitteln? Wozu? Man gibt den Nachwuchs ja eh in die Schule - dafür sind doch schließlich die Lehrer da, oder nicht?! Kann man beliebig weiter spinnen.
Für mich waren Tiere als Kind das Größte überhaupt. Meine Eltern haben mit meinem Bruder und mir jedes Wochenende Ausflüge gemacht. Wandern, in die Natur, in den Zoo, Museen, Burgen usw. und uns v.a. Respekt vor dem Leben und vor anderen Lebewesen beigebracht. Nie und nimmer wäre uns eingefallen, ein Tier zu quälen, genausowenig wie anderer Leute Eigentum zu beschädigen o.ä. Wir wurden umhegt und umsorgt und sind sehr behütet aufgewachsen, aber es gab einiges an Regeln und Grenzen und wenn wir uns daran nicht gehalten haben, mussten wir auch die Konsequenzen dafür tragen. Ja, sowas gibts auch heute noch, aber meinem Gefühl nach viel zu selten. Man nimmt sich keine Zeit mehr für seine Kinder - t.w. durchaus verständlich, wo heute oft beide Elternteile Vollzeit arbeiten gehen müssen, um sich einen gewissen Lebensstandard leisten zu können und als Alleinerzieher kommt man sowieso am allermeisten dran.
Genauso wie es Kindern an Erziehung und Grenzen mangelt, mangelt es auch vielen Hunden daran. Und sie werden viel zu oft verniedlicht - der guckt doch so lieb, da kann nix passieren. Außerdem steht doch überall, dass die Rasse so kinderfreundlich und familientauglich ist - der kann in Wirklichkeit also gar nicht beissen. Ich finds sehr gut, dass die Mehrheit der HH heute nicht mehr mit Tritten, Schlägen, Brüllerei und Leinenruck erzieht und ausbildet. Dafür geht´s tw. ins andere Extrem - es ist ja fast schon jedes strenge Wort verpöhnt - könnte beim Hund schließlich Stress verursachen...
Dazu kommt, dass Mensch heute sofort alles haben muss, was ihm gerade gefällt. Das schließt auch Hunde mit ein. Wurscht, welche Bedürfnisse das Tier hat - der gfallt ma, den muss man haben um "in" zu sein - also her damit. Natürlich so schnell und billig wie möglich.
Ich glaub, das kann man noch eine ganze Weile so weiter spinnen - Fakt ist aber, dass wir in einer sehr oberflächlichen, schnell-lebigen Wegwerfgesellschaft leben, in der Rücksicht und Mitdenken fast schon Fremdwörter sind und die Verantwortung gerne abgegeben wird. Insofern wundert´s mich nicht. Und nein, natürlich war früher nicht alles besser. manches aber vielleicht schon...