Hallo Nora,
freut mich, dass es schon besser geworden ist!
Ich finde es schwer bis unmöglich, solche Situationen via Internet bestimmen zu können - insofern wird dir da niemand eine eindeutige Diagnose geben können.
Prinzipiell würd ich dir aber raten, vielleicht einfach mal deine Einstellung zu überdenken und deine Erwartungen "runter zu schrauben". Das ist jetzt bitte absolut nicht bös gemeint - ich kann den Wunsch nach einem "Ich-hab-alle-Artgenossen-lieb-und-alles-ist-Friede-Freude-Eierkuchen-Hund" wirklich sehr gut verstehen (hatte früher einen solchen Hund und lebe jetzt mit 2 "Nicht-tut-Nixen" zusammen), aber oft ist es dieser leider unrealistische Wunsch, der einem entspannteren Umgang in diesen Situationen dann erst Recht im Weg steht. Ich denke nicht, dass man einem Hund beibringen kann, jeden Artgenossen zu lieben. Man kann ihm aber, wenn man geschickt und geduldig ist und gezielt daran arbeitet beibringen, sich an ungeliebten Artgenossen vorbei führen zu lassen und sie zu ignorieren. Und je nachdem, wie du dein Trainingsziel definierst und in welche Richtung deine Erwartungen gehen, wirst du Erfolg haben oder aber herb enttäuscht werden.
Zumal sich dein Rüde für mich wirklich nicht unverträglich anhört, sondern lediglich nicht "amused" über derart unhöfliche Begegnungen wie von dir beschrieben bzw. nicht jedem x-beliebigen Hinz und Kunz zugetan. Aber muss er das denn sein? Oder anders gefragt: wieso sollte er das sein? Klar, es ist für uns Menschen natürlich angenehmer, aber wirklich "natürlich" (sofern man bei unseren Haushunden noch von natürlich sprechen kann) ist es für Caniden nicht, alles und jeden zu lieben.
Die von dir beschriebenen Situationen solltest du so gut wie möglich vermeiden. Ist natürlich leichter gesagt, als getan, weil die Welt ja auch von anderen Hundehaltern bevölkert ist, die sich leider häufig nicht darum kümmern, ob ihr Hund bei jedem Mitlebewesen wirklich erwünscht ist. In solchen Situationen kannst du neben verbaler Kommunikation mit dem anderen Hundehalter nur versuchen, möglichst souverän Abstand zu gewinnen oder den anderen Hund auf Abstand zu halten. Im Fall des Falles versuchen, nicht zu sehr ärgern und den Fall als "blöd-gelaufen - leider gibts überall Idioten" ad acta in eine hintere Hirnschublade ablegen.
Sonst würd ich weiterhin an der Leine auf die nötige Distanz und eine auf dich gerichtete Aufmerksamkeit achten, je besser das klappt, desto eher könntest du auch versuchen, entspannten Blickkontakt mit einem Artgenossen zu bestätigen (ev. clickern) - dh. "du darfst ihn wahr nehmen, aber bleib ruhig und provozier auch nicht". Direkte Begegnungen mit Artgenossen würd ich nur mit passenden Hunden zulassen - dafür taugen souveräne Tiere natürlich am besten.
Übrigens (weil zuvor darüber geschrieben wurde) resultiert dieses Radau schlagen häufig aus ursprünglicher Unsicherheit - viele Hunde haben einfach gelernt, dass ihnen nichts passiert, wenn sie sich wie wild gebährden (weil andere Hunde tatsächlich auf Abstand gehen oder von ihren Menschen tw. auch gar nicht hergelassen werden u.ä.). Sie bedienen sich quasi des Mottos: "Angriff ist die beste Verteidigung" und wenn sie mit dieser Strategie lang genug Erfolg gehabt haben, ist es irgendwann nicht mehr nötig, dass sie unsicher sind, denn sie wissen ja, dass es funktioniert und nix passiert.