Also ich trau mich eigentlich auch behaupten, dass ich in die Erziehung meines Hundes wirklich einiges investiert habe... Zeit, Geduld, Zeit, Geduld, Zeit (Jahre!), Geld... sogar ein 2-jähriges Studium und zig Seminare...
... um trotzdem einen Hund zu haben den ich bei Besuchern wegsperren muss, einfach weil ich nicht über jede Bewegung der (vielleicht hundeunerfahrenen) Gäste wachen will

Ich will mich auch unterhalten können bzw. den Rauchfangkehrer arbeiten lassen können... und nicht darauf achten, ob der jetzt die Hände in die Höhe reisst, den Hund anstarrt, sich zu schnell bewegt etc. etc.
Natürlich fällt Thyson nicht jeden Menschen sofort geifernd an... er ist ja nicht Cujo

.... aber ein "normaler" Hund ist er halt auch nicht.
Ich würd auch niemanden raten ohne mein Beisein in sein Territorium (sprich Garten, Haus, Auto...) einzudringen... ich würde meine Hand nicht für ihn ins Feuer legen.
Beim spazieren gehen kann ich auch nicht wie "normale" Hundehalter einfach gehen wohin ich will und die Leine locker, flockig in der Tasche einstecken haben... oder telefonieren... oder mich auf eine Bank setzen und warten bis der Hund sich ausgetobt hat...

(jetzt mal unabhängig davon ob man das auch will oder soll)
Ich muss immer auf meine Umgebung achten.... kommt da ein Kind? Ein Jogger? Ein Radfahrer? Ein fremder Mann mit Hut...? Schaut der den Hund schief an? Will er ihn vielleicht sogar antatschen (obwohl er knurrt)?
Ich kann den Hund auch nicht einfach um eine Ecke laufen lassen... könnt ja ein Kind/Mann dahinter stehen und ich wäre nicht da um kontrollierend einzugreifen...
Im Einkaufzentrum/Fußgängerzone etc. ohne Maulkorb führen? Würd mir in 100 Jahren nicht einfallen...

(und eigentlich nehm ich meinen Hund da gar nicht mit hin.. aber manchmal gehts halt net anders).
Da gehts ja dann schon weiter: ich muss immer jemanden finden der auf den Hund schaut.. weil ich ihn eben nicht überall mit hin nehmen kann, so wie 90% der anderen Hundehalter.. das beginnt bei Besuch von Freunden (die haben vielleicht Kinder oder Männer die er nicht mag

) und endet beim Heurigen im Sommer oder in der Eisdiele oder keine Ahnung (ach ja, Messen sind auch immer ein Thema.. wenn ich "Dienst" auf der Haustiermesse oder sonst wo hab.. jeder 2te hat da seinen Hund mit... das geht bei mir halt net) ... wenn auch kein Partner zu Hause sitzt der mal "schnell" schauen kann.. ist immer alles ein bisserl mühsam.
Nau... und dann finden wir mal einen zuverlässigen Sitter der mit den Verhaltensweisen eines HSH`s (dabei nur ein Mix!) umgehen kann und will. Einem 12-jährigen Mädchen aus der Nachbarschaft kann ich Thyson net in die Hand drücken...
Ich find halt Hunde die man überall mit hin nehmen kann, wo man sich nicht Sorgen muss ob jemand den Hund angreift usw. weit aus angenehmer... und alltagstauglicher.
Ich persönlich - als Halter eines "solchen" Hundes - verstehe es NICHT wieso man sich das freiwillig und in vollem Bewusstsein "antun" will... ehrlich
ICH wusste ja schließlich nicht, was ich mir ins Haus geholt hatte...
Und ich liebe Thyson, ich würde nicht mehr hergeben/eintauschen wollen... und er hat auch viele, viele gute Eigenschaften... aber ich würde es mir nicht noch mal (wissentlich) antun.
Nicht in der Stadt, nicht mit dem sozialen Background (viele Freunde, viel Besuch, ständig unterwegs, usw.)... vielleicht in der Pension... in der Pampa... (?)
Man kann es sich halt NICHT aussuchen ob sein HSH (oder in dem Fall: sein Molosser) auch einer ist, der es "mal nicht so genau nimmt" und auch mal "5 gerade sein lassen kann" oder doch nicht... weil jeder Hund zusätzlich zu den rassetypischen Eigenschaften, Erbanlagen etc. auch noch einen Charakter hat... sind ja keine Maschinen.
Und da nutzt die beste, tollste, konsequenteste Erziehung nun mal nix... Ich erachte es als einen großen Fehler immer alles auf die Erziehung zu schieben... aus eigener Erfahrung weiß ich... das stimmt so nicht.. damit macht man es sich zu leicht.
Und dabei hab ich bei Thyson "nur" Probleme mit Männern/Kindern (fremden Menschen oder große Tiere wie Pferde) ... jetzt stellen wir uns vor, er würde auch noch jeden Rüden fressen wollen der um die Ecke biegt.. oder wäre grundsätzlich mit Artgenossen unverträglich... ja wo führst du denn den Hund aus? Im Dunkeln um Mitternacht? Keine fremden Menschen, keine anderen Tiere.... also das wär nicht das Leben das ich würde führen wollen... Sorry
Vor allem... was willst du trainieren? Den Hund seine rassetypischen (und gewollten!!) Eigenschaften nehmen? Das wäre so als würde man mich extroviertierten Menschen zu einem introviertierten Menschen machen wollen... ich wäre todunglücklich!
Ich hab Thyson so weit, dass er mich zuerst ansieht und "fragt"... das hat Jahre (!) an Training gekostet und ist immer noch kein Garant für "er tut nix".... es ist lediglich ein Zugeständnis mir gegenüber... er vertraut mir, dass ich die Situation für ihn regeln kann bzw. ihn aus der Situation nehme... und das ist für soooooo viele Hundehalter eine normale Reaktion ihres Hundes ohne ihm das extra antrainieren zu müssen... ich begreife nicht, wieso man sich bewusst auf das "Risiko" einlässt, einen absolut selbstständigen und unbestechlichen Hund (das ist nicht nur positiv = geht auch in die verkehrte Richtung wenn man seinen eigenen Hund mit nix motivieren kann) zu bekommen?
Es ist in Ordnung wenn man das wirklich will.. soll so sein, ich muss nicht alles verstehen... aber man sollte sich wirklich absolut im Klaren darüber sein was das bedeutet und wie das Leben dann so ist... einige Jahre lang (nicht nur ein paar Monate).