warum hält man sich eigentlich einen killerhund?

Na sowas, Hab extra Nachtdienst gemacht, das ich abgelenkt bin und die Mitzi
genug Zeit hat. Aber nix hat´s gnutzt.

Gute Besserung, Energie, und weitere so tolle Gedankengänge.
 
Teil 14

Vom Intermezzo retour in medias res:


"Ja, spinnt die komplett, die Mitzi?", werden sich nun einige fragen. "Erst behauptet sie, sie würd über Kampfhunde sprechen und erzählt von Menschen und deren Lebensumständen, dann sagt sie plötzlich "Eigentlich sind alle Hunde Kampfhunde", gleichzeitig stellt sie in den Raum, dass die Leut Hunde einfach nicht verstehen und faselt sofort anschließend, irgendwas von Katzen. Außerdem mischt die Jagdtrieb und Territorialverhalten und einfach alles zusammen und... also, diese Mitzi will uns einen Bären aufbinden."

"Nö!" sagt die Mitzi, "mit Bären hat das eigentlich nichts zu tun. Oder nur sehr wenig."

Der Bär ist ja ein Raubtier. "Ja und? Der Hund auch!" werden nun einige sagen.

"Ja und nein" sagt die Mitzi. Der Hund wurde aus einem Raubtier heraus gezüchtet.

Der Hund ist gewissermaßen menschgemacht. Würde der Hund genauso ticken wie der Wolf, würde niemand mit Hunden zusammen leben, weil man mit einem Wolf nicht so ohne weiteres zusammen leben kann.

Der Hund ist aber seit tausenden von Jahren kein Wolf mehr. Der Wolf war nur der Prototyp, der Hund ist die auf menschliche Bedürfnisse zugeschnittene Variante des Wolfes.

Abgesehen vom Nährwert war der Wolf dem Menschen nie nützlich, sondern eher gefährlich. Warum an mehreren Orten dieser Welt Menschen versucht haben, Wölfe zu zähmen, ist völlig unklar. Jedenfalls ist es gelungen, wenn auch die ersten Experimentalgenerationen noch immer Wölfe waren und keine Hunde. Hund ist der Wolf erst geworden, als der Mensch versuchte, immer die menschenfreundlichsten Tiere zu verpaaren und bestimmte andere Eigenschaften, die ein Wolf mitbringt, so zu fördern, dass sie bis zu einem gewissen Grad vorhersagbar werden.

Die einen haben immer die freundlichsten und schnellsten Wölfe weiter gezüchtet, die anderen die freundlichsten und stärksten, wieder andere die freundlichsten, mit dem besten Geruchssinn, ganz andere wollten freundliche Wölfe, die keine Schafe fressen, sondern sie bewachen. Und die kreativeren unter den Steinzeitmenschen wollten vielleicht freundliche, scheckige Wölfe statt immer nur dieses langweilige Grau und Schwarz, vielleicht auch, damit man die freundlichen Wölfe von den unfreundlichen unterscheiden konnte, was in grauer Vorzeit eine lebensverlängernde Maßnahme darstellen konnte, oder ganz einfach nur zum Privatvergügen.

Ab wann nun der Wolf zum Hund wurde, kann niemand mehr sagen. Manche Menschen werden bei ihren Bestrebungen, freundliche Wölfe zu besitzen erfolreicher gewesen sein, als andere. Aber es wird unzählige Wolfsgenerationen gedauert haben, bis der Wolf das Wolfsein endgültig verloren hat und stattdessen zum Hund wurde.

Und wenn einer auf seine zahmen Wölfe nicht acht gegeben hat, dann kann ihm so ein wilder Wolfshallodri sein ganzen Zuchtbemühungen über den Haufen geworfen haben und er musste von vorne beginnen, hatte dafür aber wieder ganz andere Eigenschaften bei seinen neuen, wieder halbwilden Wolfswelpen, weil der Wolfsvater den Kindern der Nichtmehrganzwolfsmutter vielleicht mehr Jagdtrieb vererbt hat oder auch weniger.

Denn selbst ein reiner Wolf kann ganz unterschiedliche Eigenschaften haben, er kann ängstlich sein, oder mutig, kampfeslustig oder zurückhaltend, draufgängerisch, mürrisch, aufmerksam, ein guter Jäger oder ein weniger talentierter, schnell oder eher gemütlich.

Der Hund dagegen ist vereinfacht gesagt ein spezialisierter Wolf, jede Hunderasse, die sich der Mensch für bestimmte Zwecke geschaffen hat, denn der Hund war dem Menschen immer ein Nutztier, eine Art Arbeitsgerät, macht sich eine spezielle Eigenschaft des Wolfes zunutze. Aus den schnellsten Wölfen wurden nach hunderten oder eher tausenden von Jahren die Windhunde, aus den Wölfen mit dem ausgeprägsten Geruchssinn vielleicht Schweißhunde.

Man könnte es auch so formulieren: der Hund ist die Übertreibung einzelner wölfischer Verhaltensweisen und Eigenschaften - jede Hunderasse übertreibt ein anderes Merkmal des Wolfes - mit einer einzigen Ausnahme: die Scheu vor oder Agression gegenüber Menschen. Das hat der Mensch zu keiner Zeit gebrauchen können. Da hätt der Mensch keinen Hund erfinden müssen, wenn er agressive Tiere gewollt hätte.

Natürlich hätte der Mensch auch andere Raubtiere zähmen und vom Wildtier zum Haustier machen, also domestizieren, können, warum hat der das dann nicht getan?

Der Mensch war, bevor er sie alle aufgegessen hat, ja umgeben von Raubtieren und Fluchtieren. Die Raubtiere wollte den Menschen fressen und die Fluchtiere wollten nicht gefressen werden und sind deshalb davon gelaufen.

Zu versuchen, ein Tier zu zähmen, dass einen nicht aufressen möchte, ist natürlich einfacher, als ein Tier zu zähmen, das einen fressen möchte.

Schafe, Rinder und Pferde zum Beispiel hat der Mensch verhältnismäßig einfach domestizieren können. Obwohl auch das nicht ganz ungefährlich war.

Der Ausdruck Fluchttier ist ja eine verniedlichende Beschönigung.

Raubtiere haben nicht deshalb scharfe Zähne und verschiedene Jagd- und Kampftechniken entwickelt, weil die Fluchttiere, die sie fressen wollten, so putzig waren, sondern weil die Fluchttiere, die ja nicht von den Raubtieren gefressen werden wollten, ihrerseits Kampftechniken entwickelt haben, um den Raubtieren das Leben schwer zu machen. Natürlich alles im Zeitraum von Jahrtausenden oder sogar Jahrmillionen gesehen.

Der Mensch hat sich zum Beispiel das Pferd gezähmt, oder zumindest die Vorfahren des Pferdes, denn das Pferd ist, ähnlich wie der Hund, eine menschgemachte Spezies.

Heute, wo sich jeder gerne ein exotisches Haustier hält, könnte man für ordentliche Furore im Reitstall sorgen, wenn man sich ja ganz einfach ein Zebra kauft, das ja beinah ein Pferd ist, nur halt in gestreift. Das Zebra ist ein Fluchttier - und ein beißendes, tretendes, garstiges Untier, denn das Zebra ist eben nicht domestiziert. Die wenigsten Tiertrainer würden mit Zebras arbeiten, weil sie ihnen zu gefährlich und zu unberechenbar sind. So ein Zebra beißt dir die Hand mitsamt der Karotte ab, wenn es sich bedroht fühlt.

Denn wenn ein Fluchttier sich bedroht fühlt, dann wehrt es sich, sofern es ein Fluchttier ist, das nicht andere Überlebensstrategien entwickelt hat, die einen können noch schneller laufen, als ihre Fressfeinde, wieder andere klettern auf Bäume, wohin ihre Fressfeinde ihnen nicht folgen können und manche Fluchtiere greifen eben direkt an. In der Abhandlung über die Entstehung des Rottweilers wurden ja bereits Kühe angesprochen, vor den sich der Mensch zeitweilig schützen muss, obwohl Kühe Fluchttiere sind. Nur manchmal treten die die Flucht nach vorne an.

Trotzdem hat der Mensch versucht, Fluchttiere zu zähmen, weil zahme Fluchttiere sich leichter fangen und dann essen lassen und sich der Mensch so eine Menge Kämpfe mit Kühen und Pferden erspart, die nicht immer glimpflich für den Menschen ausgingen. Zusätzlich lassen sich mit zahmen Fluchttieren noch ganz andere Dinge anstellen, man kann sie nämlich zum ziehen von Lasten einsetzen und zur kräfteschonenden Fortbewegung des Menschen.

Auch wenn sich das heute kaum noch jemand vorstellen kann, bis vor rund 80 Jahren war das Pferd das wichtigste Arbeitsgerät des Menschen. Nur die Pferdestärken des Automotors und zahlreiche Sprichworte erinnern noch daran, welchen Stellenwert Pferde über tausende Jahre hinweg hatten. Ohne Pferd säße der Mensch vermutlich heute noch in seiner Höhle und würde farbige Handabdrücke an die Wand klatschen.

Noch wichtiger war für viele Menschen jedoch der Hund. Aus ganz simplen Gründen. 500 Kilo Pferd sind schwieriger zu ernähren, als 50 Kilo Hund.

Der Hund frisst zur Not alles was da ist, auch Ratten, die in Notzeiten meist prächtig gedeihen. Das Pferd dagegen braucht Gras und Heu und Getreide, würde man ihm Ratten füttern oder Abfälle, würde das Pferd bald verenden. Pferde vermögen zwar größere Lasten zu ziehen und zumeist auch größere Distanzen zu überwinden, aber nicht jeder konnte sich ein Pferd leisten, der Hund hatte also auch die Funktion als Pferd des armen Mannes.

(Für die jüngeren Leser: Die Zeichentrickserie "Niklas, der Junge aus Flandern", ein fürchterlich sentimentaler Animeschmarrn, wie die Mitzi findet, erinnert ganz nebenbei auch daran, dass Hunde - wie der wuschelige "Patras" - vor Wagen gespannt wurden, ein Einsatzgebiet des Hundes, das heutzutage völlig aus dem Blickwinkel geraten scheint, obwohl Generationen von Hunden Lasten zogen.

Selbst in Bergwerken gab es Zughunde. Der ominöse Grubenhund (Wobei mit Grube hier nicht die Pit, die Kampfarena in den Industriestädten, sondern das Bergwerk bezeichnet) ist zwar eine Zeitungsente, einem Leserbrief, womöglich aus der Feder von Karl Kraus, zuzuschreiben, doch die etymologische Verknüpfung von Hundt (dem Kohlewagen) und Hund scheint nicht völlig abwegig. Alles was klein war, wurde ins Bergwerk geschickt. Kinder, Hunde und Ponies.

Shetlandponies beispielsweise , diese niedlichen Fellwuschel, mit einer scheiß Beißkraft, wurden wegen ihrer geringen Größe wegen in England in den Minen eingesetzt, genau wie die bulligen Hunde der Arbeiter.)


Warum der Mensch nun keine anderen Raubtiere domestiziert hat, hat die Mitzi noch immer nicht erklärt, das tut sie dann im nächsten Kapitel.
 
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soeuftttzzzz..jetzt kann ich den Kopfpolster zerknüllen gehen, falls die Beutegreifer im Bett mich rein lasse :D

danke Mitzerl.....einfach super wie immer....
 
Hob goa scho glaubt, daß de Gschicht nie weidageht. Dank da sche (vergelt's wem a imma)! Voi guad!
 
na heast, waun i do scho aufaung zum schreiben, dann ziag i des a durch. is hoid manchmal ned gaunz kompatibel mitm tagesablauf, die schreiberei.
 
Danke, liebe Mitzitant, freut mich, dass es dir schon besser geht - gaaaaanz "uneigennützig" ....;)
Deine Geschichte ist so fesselnd und mit so viel Hintergrundwissen, dass man sich fragt ....
Vielleicht hast du dich ja nur ganz privat mit dem Thema - und Allem drumherum - intensiv beschäftigt ....
Wirst du uns - in Kapitel 257 oder so - mehr über dich selbst verraten?
Hab ja immer gedacht, ich bin nicht neugierig, aber ....:D
 
Danke, liebe Mitzitant, freut mich, dass es dir schon besser geht - gaaaaanz "uneigennützig" ....;)
Deine Geschichte ist so fesselnd und mit so viel Hintergrundwissen, dass man sich fragt ....
Vielleicht hast du dich ja nur ganz privat mit dem Thema - und Allem drumherum - intensiv beschäftigt ....
Wirst du uns - in Kapitel 257 oder so - mehr über dich selbst verraten?
Hab ja immer gedacht, ich bin nicht neugierig, aber ....:D


Ich würde eigentlich auch gerne mehr über der TanteMitzi ihren Hintergrund erfahren :)
 
Ich würde eigentlich auch gerne mehr über der TanteMitzi ihren Hintergrund erfahren :)

pfhahaha... die ernüchternde ernüchterung kommt dann in kapitel 309, ok?

und vielleicht ein orignial trainingsvideo - killerhunde erziehen die mitzitant, mitzitant mit schweißbeperltem gesicht "oida, ich hab keine ahnung, was ihr von mir wollts, kekse? banane? katze? - könnma ned einfach bitte links gehen? links?! na, moment... das ist rechts... aaaaaah! BaAUAUAUm!"
 
pfhahaha... die ernüchternde ernüchterung kommt dann in kapitel 309, ok?

und vielleicht ein orignial trainingsvideo - killerhunde erziehen die mitzitant, mitzitant mit schweißbeperltem gesicht "oida, ich hab keine ahnung, was ihr von mir wollts, kekse? banane? katze? - könnma ned einfach bitte links gehen? links?! na, moment... das ist rechts... aaaaaah! BaAUAUAUm!"

jaaaa bitte *brülll* :D :D
 
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