Mahleit!
Einige kennen Jack ja schon von meinen Erzählungen und wissen daher, dass er ein "typischer" Stresshund ist. Ihn machen Situationen nervös oder regen ihn auf, wo ein anderer Hund nicht mal den Ansatz eines Schwanzwedelns zeigt.
Ich hab dann natürlich auch jede Menge Ratschläge und Tipps bekommen, unter Anderem eben auch den Rat, dass er bestimmte Situationen einfach nicht erträgt und ich ihn diesen Dingen nicht aussetzen soll. Hab mich auch eine Zeit lang dran gehalten, bin jedoch dann zu dem Schluss gekommen, dass Jack nun mal bei mir lebt, sich mit meinem Alltag anfreunden und auch abfinden muss und dementsprechend auch Situationen ertragen muss, die ihm vielleicht nicht sonderlich taugen. Natürlich vermeide ich mit ihm den Großstadtbummel oder die Hunderunde mit 15 anderen Hunden auf der Donauinsel, aber trotzdem ist er voll und ganz integriert und ich bin der Meinung, einen gewissen Stresspegel muss er aushalten.
Bei ihm äußerst sich Stress bei Spaziergängen darin, dass er andere Hunde "anfliegt" (er tut nichts, er startet jedoch mit einem großen Keifer hin und stoppt erst einige Centimeter vor dem Fremdling ab), er vermutet in jedem Spaziergänger einen potentiellen Balliwerfer, begrüßt Leute, die er gar nicht kennt...
Inzwischen haben wir einen Kompromiss gefunden. Er muss in solchen überdrehten, durch Stress ausgelösten Momenten nach wie vor aufs Wort folgen, darf jedoch winseln. Sieht dann so aus: er sieht einen Hund, ich weiß, dass er schon zu aufgedreht ist, ruf ihn zu mir und er muss absitzen. Er darf den Hund beobachten und begleitet dies mit einem Huskygeheul, bis der Hund an uns vorbei ist. Aber er bleibt sitzen und kommt dadurch ein wenig runter. Weiters hab ich einfach die Sicherheit, dass er folgt und nicht hinstartet. Hat mich sehr viel Nerven gekostet und lange Zeit hätt ich ihn am liebsten hinfetzen lassen
Was ihn z.b.: auch total stresst ist die Autofahrt mit einer Freundin (+ Hund) zum Pferd nach Niederösterreich. Während der Autofahrt steigert er sich dermaßen rein, dass er zittert, hechelt, winselt, jault... volles Programm eben. Sind wir dann oben angekommen gibt's ein Heulkonzert, dass uns die Leute jedes Mal fragen, ob wir den Hund abschlachten. Lass ich ihn dann aus dem Auto raus braucht er 5 Minuten zum Laufen, alles anschauen, sich beruhigen und dann ist er der glücklichste Hund dort oben im Stall. Natürlich könnte ich sagen, die Autofahrt tu ich ihm nicht an, der arme Hund ist völlig fertig, wenn wir ankommen, aber ich nehm ihn trotzdem mit, weil ich der Meinung bin, die positiven Erlebnisse oben im Stall machen diese "Horrorfahrt" für ihn wieder wett.
Ich habe mich früher auch oft dabei erwischt, seinen "Stresspegel" als Ausrede zu verwenden. "Ach der reitet nur auf Ihrem Hund auf, weil er gestresst ist, sorry, da kann ich leider nix dafür!" Inzwischen versuche ich natürlich, es gar nicht so weit kommen zu lassen, aber falls es doch passiert, dann weiß er genau, dass ich das absolut nicht dulde, egal aus welchem Grund er es tut.
Das Buch von Clarissa v. Reinhardt hat mir ehrlich gesagt nichts genützt
Denn die üblichen Dinge wie Balliwerfen, Zerrspiele, ständiges Fordern und Bespaßen hab ich sowieso nie gemacht und trotzdem ist er, wie er ist. Sind vielleicht ganz nette Tipps, für einen Hund, der in bestimmten Situationen aufdreht, aber bei Jack, der als ganzer Hund sehr hibbelig und aufgeregt ist, bringt es meiner Meinung nach nichts.
lg Cony