Mein Vater erzählte vom Krieg...

Lykaon

Super Knochen
... Gerade vorhin.

die Krebstherapie plagt ihn und auch, dass seine Mutter im 102. Jahre nun doch ins Heim muss.
Ich schaff die alte Dame nicht neben dem Beruf, und er schaffts auch nimmer.

Also damals, 1943 etwa, lag in der Rauscherstraße ein totes Pferd. Da kamen die Frauen mit dem Weidling... und mit Messern... Da war es so blutig. Der vater graust sich vor der Erinnerung.

Öfters zog auch jemand einen Karren, aus dem Beine ragten.
Die Kinder fuhren mit selbstgebauten Tretrollern um die Blindgänger herum.
Die Blindgänger steckten in den Trümmern.

Und das Trinkwasser musste man vom Sachsenplatz holen. Mit Kübeln. Meine Oma trug die Kübel und der Vater hielt sich am Henkel fest. Einmal rann das Wasser aus.

Die Uroma (meine) hatte in Leopoldau einen Selbstversorgergarten. Wer dahin wollte, musste über eine Notbrücke über die Donau. Da hat man sich am Seil festgehalten.
Lisa, die Ziege, war ein Gfrast und musste doch gehütet werden.

Dann gab es noch Schweine für die Fleischernte und ein paar Gänse. Und Hasen. Andere haben ärger gehungert.
Und Obstbäume gab es. Allerdings haben die Russen den ganzen Kirschbaum mitgenommen.

Die Russen gaben auch einmal Weihnachtspakete, sogar mit Orangen. Die russischen Kinder bekamen das nicht, was den Kirschbaum wieder ausgeglichen hat.

Der Burschi und die Micki und auch die Katze bekamen zu essen, was die Menschen hatten und solange sie hatten. Ein Tierleben zählt gleich wie ein Menschenleben. Die Tiere blieben mit wurmigen Getreideprodukten und gelegentlicher, billiger Wurst am Leben.

Als die Bomben fielen, musste die Micki in der Brigittenauer Wohnung bleiben. Im Flakturm waren Tiere nicht erlaubt. Nachher hat sie aus der Ruine gebellt und gebellt und gebellt.
Dann bekam sie eine dicke Schwellung am Hals und erstickte beinahe, und man gab sie einem Tierarzt, der sie "eingeschläfert" hat. Die Oma durfte nicht dabei sein und wollte es auch nicht. Die Micki wurde etwa 14.
(Ich sage "Lymphsarkom", die Oma meint "Schreck von der Bombe", aber ist letzendlich egal.)

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Meistens verbrachte man die Bombenabwürfe im Keller. Da waren 2 Feldbetten und eine Karbidlampe. Die Gefahr der zerrissenen Lunge verstanden die Kinder nicht, obwohl ihr Opa so starb.
Der Vater hat nur gebetet, der Zwerg aus Pappe möge den Christbaum vor den Bomben schützen. An jedem Christbaum hängt bis heute dieser Pappe-Zwerg.

Flüchten? Nein.

Man flüchtet nicht. Man arbeitet, damit es wieder besser wird, wenns nur irgendwie geht.

Das sagt auch meine Mutter. Ihr Vater kam von der Russlandfront, hustete schlimm und starb nach wenigen Tagen. Die sudetendeutsche Uroma war eine Kräuterhex und brachte die Familie mit Pilzen und Wildobst aus dem Wienerwald durch.

Das haben wir Kinder gelernt: Du musst arbeiten.
Solange du noch irgendwie kannst, auch wenn du krank bist.
Vom Jammern und vom Wegrennen wird gewiss nichts besser.

Man rennt nicht weg. Man hält, was man hat.

Die Altvorderen wählen deshalb... Was wohl? ;)

Erstaunlicherweise sind sie keine Gutmenschen und sehen manche Dinge ein wenig enger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weglaufen...

ja, mein Großvater und mein Onkel (Bruder meiner Mutter) "rannten weg". Sie flüchteten vor den Nazis - ich denke, sonst hätten sie die darauf folgende Zeit nicht überlebt. Sie kamen zuerst ins ehemalige Jugoslawien über die grüne Grenze in der Steiermark. Dann nach Norditalien. Ein wirklich christlicher Priester hielt seine schützende Hand über sie - jahrelang. Dennoch wurden sie nach Auschwitz deportiert. Zuerst Auschwitz, dann Dachau. Da beide (Opa und noch ganz junger Onkel) Installateure/Elektriker (auch Starkstrom) waren, überlebten sie das KZ. Starkstromelektriker waren gefragt. :(
Sie wurden befreit und kehrten nach dem Krieg nach Wien zurück.

Oma und Mama blieben in Wien. Dank eines Formalfehlers beim Staatsbürgerschaftsansuchen für meine Mutter wurde diese "Staatenlos" und somit nicht zuständig für die Nazis. Sie konnte in Wien bleiben - Oma ließ sich sowieso rechtzeitig scheiden und konnte so als "Christin" in Wien bleiben.
Mama und Oma überlebten in Wien - Mama machte eine Lehre im Blumenhandel, bzw. in einer Blumengärtnerei. Von daher gab es genug Obst und Gemüse - Oma zauberte aus dem Wenigen, was zu erhalten war, Köstlichkeiten. Die sogar gegen Fleisch getauscht werden konnten.
Einmal - es gab Bombenalarm - wäre meine Oma fast durch einen Bombenangriff umgekommen. Das Haus wurde zum Großteil zerstört, auch der Luftschutzkeller bekam was ab.
Nach dem Krieg kamen die Russen. "Ura, Ura"... auch das Akkordeon meiner Mutter war dann fort. Einmal - in der Gärtnerei, hatte es ein russischer Offizier auf meine junge, sehr hübsche Mutter abgesehen.
Meine Oma stellte sich vor sie... "Nimm mich statt ihr!" Was er auch tat.

Oma und Mama gehörten zu den "Trümmerfrauen". Sie halfen mit, Wien wieder aufzubauen.

Irgendwann nach dem Krieg tauchte eine Ansichtskarte auf... nach so langer Zeit. "Geht uns gut, sind in Salzburg". Ehemann und Sohn, bzw. Vater und Bruder.
Sie kamen zurück - man erzählte aber nicht viel. Zu schwer zu beschreiben war das Grauenvolle in den KZs.
Oma nahm die Ehe mit Opa wieder auf.

Nur soviel... hätten Opa und Onkel nicht die Möglichkeit gehabt, zu fliehen, dort zumindest eine Zeitlang in Schutz genommen zu werden - hätten sie nie überlebt.

Vielleicht sollten wir bei den heutigen Flüchtlingen auch an dieses denken.....
 
Ich nenne sie Patrioten ........... welche wohl in nicht all zu ferner >Zukunft wieder gebraucht werden. :cool:


"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“


Max Mannheimer



Patrioten sind wohl das Letzte, das wir brauchen.


Denn wenn's mit den "Patrioten" so weiter geht hat auch diese Generation bald/schon(?) einen Grund sich zu schämen.




 
"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“


Max Mannheimer



Patrioten sind wohl das Letzte, das wir brauchen.


Denn wenn's mit den "Patrioten" so weiter geht hat auch diese Generation bald/schon(?) einen Grund sich zu schämen.





Jaja ich weiß - ich schäme mich gerade für deine Worte. Hoffentlich braucht Österreich in Zukunft keine Patrioten welche so Leute wie dich vor Schlimmen schützen. :cool:
 
Weglaufen.
Ja das wollte meine Familie auch als der Krieg kam. Mein Großvater war Sudetendeutscher und musste den großen Marsch antreten als er noch ein Kind war. Er redet nicht gerne davon und hat mir nur einmal erzählt wie es war. Kinder und alte Menschen starben. Wer nicht mehr gehen konnte wurde geprügelt oder gleich erschossen. Manche starben einfach aus Erschöpfung. Hab und gut war bei einem Anwalt unter Verschluss und dieser brannte durch. Die Familie konnte keine Auslöse zahlen. Alle kamen in ein Lager. Dort war es schmutzig und es gab kein Essen. Man war der Gewalt der Wächter ausgeliefert. Mein Opa brach aus als er 15 war. Er kämpft sich durch und landet halb verhungert in Österreich. Er bittet das rote Kreuz um Hilfe. Er ist sehr krank. Man verweigert die Hilfe, man hat genug eigene Landsleute zu versorgen. Schwer krank schleppt er sich weiter. Ein altes Ehepaar nimmt sich seiner an. Sie geben ihm Essen und Kleidung. Er überlebt die Krankheit.
Am anderen Ende ist meine Oma. Sie lebt am Grossbauernhof mit 9 Geschwister. Die Gegend hat schon mehrmals die Nationalität gewechselt durch kleine Scharmützel. Jetzt kommen die Russen. Alle müssen weg. Meine Oma redet nicht wie sie nach Wien kam. Es ist zu schwer für sie. Sie sagt es sei nicht wichtig.
Meine Großeltern treffen sich. Mein Opa hat eine kleine Holzbarracke in Wien. Dort leben nur Flüchtlinge. Es ist schmutzig, es gibt nur ein Plumsklo, Wantzen, Mäuse, Ratten und Ameisen überall. Opa verstopft alle Löcher in der Barracke und hängt Tücher über die Betten der Kinder damit sie etwas geschützt sind.
Er bekommt durch Zufall Arbeit beim Amerikaner. Mit dem bisschen Geld kann er Lebensmittel kaufen auf deren Station. Die Familie hat endlich wieder richtig zu essen. Nicht vergammelt oder übel riechend. Er ersteht zwei alte ausrangierte Theatervorhänge. Sein ganzer Stolz. Er hat Vorhänge für die Barracke. Er sammelt mit den anderen Flüchtlingen Holz, Pappe und anderes Zeug um Wege zu machen damit man nicht knöcheltief im Schlamm versinkt wenn man aufs Klon muss. Meine Mutter und ihr Bruder spielen mitten im Gerümpel zwischen rostigen Nägel und Schrapnell. Es gibt keine kinderfreundliche Fläche zum Spielen.
Nach über einem Jahr bekommt die Familie eine Wohnung von den Schweden. Die Schweden kamen und errichteten Häuser für die Flüchtlinge aus den Barrackensiedlungen. Es geht aufwärts.
Die Uroma redet gar nicht von früher. Sie weint sonst nur. Der Urgroßvater schreibt einen Brief. Er kommt heim von der Front. Sein Bein ist weg. Alle freuen sich. Er hat es aus Sibirien gemacht. Die Tage vergehen aber er kommt nie an. Die Familie muss sich über Wasser halten. Uroma arbeitet als Blumenhändlerin und liest die Karten. Opa lernt bei einem Büro an als Laufbursch und Oma geht putzen.
Danach: Opa ist manchmal depressiv wenn er sich an die Vergangenheit erinnert und wird bitter. Er liebt Österreich und sagt das er einer ist (alle anderen können ihn kreuzweise sagt er). Er wurde graphischer Zeichner und dipl. Ingeneur. Sein Meisterwerk war die Mitarbeit am Vatikan Atlas. Die Oma ist eine stille genügsame Frau und weint heimlich wenn niemand zu sieht. Ihre Augen sind sehr tief und nur manchmal hat sie leise etwas erzählt nur um wieder gefasst da zu stehen und zu sagen es ist lange her ich kann mich nicht mehr erinnern. Sie arbeitete als Bedienerin in einer großen Firma bis zu ihrer Pension.
Uroma lebte mit ihrer Schwester in einer Wohnung bis sie schwere Demenz hatte.
 
Ich nenne sie Patrioten ........... welche wohl in nicht all zu ferner >Zukunft wieder gebraucht werden. :cool:


Diese "Patrioten" haben Österreich überhaupt erstmal in diese Lage gebracht- daß es nämlich am Ende Bomben auch in Österreich gab.Bis dahin gab es etwa 65000 jüdische Opfer-das waren die, die nicht fliehen konnten, und dazu etwa 12000 politische Opfer bzw Leute, die der Gestapo in die Hände gefallen sind-etwa durch patriotische Denunzianten.
 
Diese "Patrioten" haben Österreich überhaupt erstmal in diese Lage gebracht- daß es nämlich am Ende Bomben auch in Österreich gab.Bis dahin gab es etwa 65000 jüdische Opfer-das waren die, die nicht fliehen konnten, und dazu etwa 12000 politische Opfer bzw Leute, die der Gestapo in die Hände gefallen sind-etwa durch patriotische Denunzianten.

Welche Patrioten meinst denn du? Meinst du die Kollaborateure welche auch als patriotische Verräter mit den Besatzern gemeinsame Sache machten?

Alleine das du den Begriff Patriot alleinig mit dem 2 Weltkrieg in Verbindung bringst zeigt mir deinen Mangel an Wissen bzw. den unlauteren Versuch alles was Linkslink stört schlecht zu machen.

Offensichtlich bist du der Meinung das jedes Mittel recht ist, um andere Personen "anzupatzen".

Und nur nebenbei ......................... die wenigsten bzw. vermutlich keiner hier im Forum hat nur irgendeine Schuld im 2 WK auf sich geladen, Daher erspar uns die linkslinke Polemik. :cool:
 
Ich kann mit dem Begriff "Patriotismus" auch nicht viel anfangen (ich würde wenn ich könnte fliehen und mich nicht für mein Vaterland erschießen lassen), aber z.B. die Franzosen sind im Vergleich zu vielen anderen Nationen ausgesprochen patriotisch eingestellt , sind das demzufolge lauter potentielle Denunzianten und Kriegstreiber ?
 
Zu bedenken gebe ich, dass "Patriot" nur sein kann, wenn man ihn Patriot sein lässt. Was ist "Heimat"? Sollte da man nicht etwas Gegenseitiges verstehen? "Heimat" ist dort, wo man sich wohlfühlt, wo man - menschlich - aufgenommen wird. Wenn die Umstände derart sind, dass man - als Mensch - nicht gewollt wird, sogar verfolgt - wie kann sich da "Heimatliebe" entwickeln?

Ich denke, viele Menschen lieben ihre Heimat. Nur - wenn sie dort verfolgt werden - wie kann dann "Patriotismus" entstehen?

Heimatgefühle entstehen, wenn man in der Heimat aufgenommen ist, zu Hause ist, sich wohl fühlt. In genau jener Gesellschaft sich geborgen fühlt.
Wenn dem nicht so ist, wenn Bürgerkrieg herrscht, die Zustände derart sind, dass man quasi von einem Teil oder insgesamt von der Gesellschaft - den Menschen dort- abgelehnt wird, gar verfolgt - wie kann dann "Patriotismus" entstehen?
 
Manchmal, wenn ich bei meiner Großmutter saß, erzählte sie vom Krieg. Nie viel und sobald sie merkte, dass man neugierig wurde hörte sie auf. Ich fragte mich immer warum. War meine Familie auf die „Butterseite“ gefallen, zumindest was die tradierte Version angeht.
Wenn meine Großmutter vom Krieg erzählte, dann erzählte sie mehr als einmal die Geschichte von den Hasen, die großgezogen und gepflegt wurden um wertvolles Fleisch zu haben. Dann zum Schlachttermin, wurden sie in die Freiheit entlassen. Mein Urgroßvater hatte Mitleid.
Ging es ihnen vielleicht gar nicht so schlecht und eigentlich war es ja gar nicht so schlimm?
War es die Geschichte für die Kinder, die die Tiere vielleicht liebgewonnen haben? Aber mein Urgroßvater war nie ein sehr nachsichtiger Mann und da meine Altvorderen ihre Mutter sehr früh -nicht im Krieg- verloren, ging die Hauswirtschaft an sehr bald an die drei Schwestern über.

Wenn meine Großmutter vom Krieg erzählte, dann erzählte sie von einem Arbeitseinsatz in Deutschland. Das es schön war zu singen, zu musizieren, die Gemeinschaft. Dass es ihr nie schlecht ergangen ist.

Nicht schlecht ergangen… Das war immer so. Denn gegen Kriegsende waren Lehrer knapp und so wurde meine Großmutter und ihre Schwestern, von denen eine mit 25 Jahren 60% ihrer Sehfähigkeit bereits eingebüßt hatte, noch vor dem offiziellen Ausbildungsende in den Schuldienst beordert. Da war man dann auch wer, konnte Weißbrot gegen Bauernbrot tauschen.
Meine Großmutter konnte es sich sogar leisten, geplant ein uneheliches Kind zu bekommen.

Meine Altvorderen waren keine Nazis, sie waren keine Opfer. Sie waren normale Menschen, die in den Umständen, die sie umgaben das Beste aus allem machte. Haben sie das für Österreich getan? Nein. Sie haben es getan, weil es ihnen nie richtig schlecht erging und weil man seine Heimat nun mal nicht einfach so aufgibt, nur weil es mal weniger zum Essen gab. Wären sie geflohen, wenn sie verfolgt worden wären? Wenn man sie vergewaltigt und verschleppt hätte? Wenn sie selbst in der Reihe der zu Deportierenden gestanden wären? Ja, ich denke schon. Aber sie taten es nicht. Es ist ihnen nie schlecht ergangen. Anders als der zu geheirateten Tante, Sudetendeutsche, die Verlust, Flucht und tot nie richtig verwand.

Ist ihnen etwas vorzuwerfen? Mangelnde Zivilcourage? Zuwenig Weitsicht?
Ich habe es nicht getan, wer weiß wo ich damals gestanden hätte.
Ich habe von ihnen nie gehört, dass im Krieg ‚nicht alles schlecht gewesen ist‘, aber ich habe auch nie richtige Geschichten vom Krieg gehört. Hat es ihn deswegen nicht gegeben? Ist unsere Familiengeschichte deshalb die einzig wahre vom Krieg?

Waren meine Großeltern Patrioten, nur weil sie blieben?
Weil sie die Zeiten eben nahmen, wie sie kamen? Weil sie nicht zu den Gruppen gehörten, die auf der Abschussliste standen?

Wenn meine Großmutter erzählte, dann blieb nie viel vom Krieg über.
Gegeben hat es ihn trotzdem.
 
Welche Patrioten meinst denn du? Meinst du die Kollaborateure welche auch als patriotische Verräter mit den Besatzern gemeinsame Sache machten?

Alleine das du den Begriff Patriot alleinig mit dem 2 Weltkrieg in Verbindung bringst zeigt mir deinen Mangel an Wissen bzw. den unlauteren Versuch alles was Linkslink stört schlecht zu machen.

Offensichtlich bist du der Meinung das jedes Mittel recht ist, um andere Personen "anzupatzen".

Und nur nebenbei ......................... die wenigsten bzw. vermutlich keiner hier im Forum hat nur irgendeine Schuld im 2 WK auf sich geladen, Daher erspar uns die linkslinke Polemik. :cool:

Na ja, man hat sich schon daran gewöhnt, dass Du die Dinge durch die azurne Brille berachtest und man ordnet diese Beiträge entsprechend ein.

Aber der zitierte Beitrag ist auch bei dieser Einordnung bemerkenswert. Wen genau der Feldmarschall meinte, soll er Dir selber erklären. Aber ich sage deutlich, wen ich in diesem Zusammenhang als Patrioten verstehe und nehme gerne in Kauf, dafür mit Deiner Lieblingsbezeichnung "linkslinks" ausgezeichnet zu werden: Ja, im Zusammenhang mit der jüngeren Zeitgeschichte nenne ich jene Patrioten, die in den letzten Kriegstagen versuchten, durch Kontaktaufnahme mit den Allierten ein neues Österreich zu ermöglichen und z.B. Wien die völlige Zerstörung ersparten. Das ist im Übrigen etwas was nur von einer einzigen im Parlament vertretenen Partei - von wem wohl - nicht ganz so klar gesehen wird.

Keine Patrioten waren für mich jene, die freiwillig in Nazi-Verbrecherorganisationen mordeten. Auch der normale Wehrmachtssoldat handelte nicht patriotisch - es blieb ihm ja unter dem damaligen System nichts anderes übrig.

Wehrsportübungen, Paintballspiele und Drei-Bier-bestellen sind für mich auch keine patriotischen Handlungen.

Überhaupt sollte man für sich selbst versuchen, den Begriff "Patriot" in der heutigen Zeit zu definieren - v.a. ich Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen. Man kommt dann zu ganz interessanten Schlussfolgerungen - bis hin zu Missbrauchsmöglichkeiten. Aber das würde wohl eine längere Abhandlung werden.

Ja, und zu Deinem letzten Satz: Auch ich gehe davon aus, dass von den heute hier Schreibenden wohl niemand im WK 2 Schuld aus sich geladen haben kann - dabei habe ich selber noch 4 Jahre dieser Zeit erlebt. Aber es hätte noch nie geschadet, aus der Geschichte zu lernen - was jedoch der Gattung homo sapiens sapiens bisher nicht möglich war.
 
Überhaupt sollte man für sich selbst versuchen, den Begriff "Patriot" in der heutigen Zeit zu definieren - v.a. ich Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen. Man kommt dann zu ganz interessanten Schlussfolgerungen - bis hin zu Missbrauchsmöglichkeiten. Aber das würde wohl eine längere Abhandlung werden.

Heute an diesem Tag ist es sogar für mich einfach, eine Patriotin zu sein! (obwohl ich sonst mit dem Begriff für mich persönlich nur wenig anfangen kann).
Aber heute bin ich mächtig stolz auf dieses Land und glücklich und dankbar, hier zu leben! Tausende Menschen, die sich zum Teil mitten in der Nacht aufgemacht haben, um anderen Menschen in Not zu helfen. Die um ihr eigenes Geld Dinge für jene kaufen, die gar nichts mehr haben. Menschen, die sich nicht aufhetzen lassen, sondern gemeinsam anpacken um zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird. Politiker, die endlich endlich verstanden haben, dass sie menschliche Entscheidungen zu treffen haben, und nicht nur zaudern, zagen und Worthülsen von sich geben dürfen.
 
Mein Opa war auch im Krieg Wehrmachtssoldat und wurde in Russland dann gefangen gehalten. Gekämpft hat er, weil ihm nix anderes übergeblieben ist. Das hatte mit Patriotismus nix zu tun. Mein Opa väterlicherlicherseits war in einem KZ als Soldat. Er war jetzt nicht gegen Hitler, aber auch kein glühender Anhänger. Er hat öfters mal in einem unbeachteten Moment sein Brot fallen lassen etc für die Leute dort. Er hat halt Soldat sein müssen. Wollen hat er das nicht.

Die Eltern einer Bekannten (sie ist schon 75) haben sich selbst als Patrioten gesehen und waren Nazis. Sie selbst ist so ziemlich das genaue Gegenteil davon und hat ihre Kinder auch so erzogen (sind gemeinsam wie so viele andere gegen die Blau/Schwarze Regierung protestieren gegangen usw). Auch ich war bei solchen Demos dabei und das waren für mich alle Patrioten.

Für mich sind die Patrioten von damals diejenigen, die versucht haben den Irrsinn so schnell wie möglich zu beenden und - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - auch versucht haben zu helfen. Patriotismus hat nix damit zu tun mit nem Schlachtruf voller Innbrunst in den Krieg zu ziehen und sich niedermetzeln zu lassen. (Braveheart spielts nunmal net bei uns)

Genauso wie für mich momentan - in der jetzigen Situation - die Patrioten sind, die auch jetzt versuchen zu helfen, ganz einfach weil "solche Zustände darf es doch in Österreich nicht geben". Patrioten sind sicherlich nicht diejenigen die sagen "sollens doch verrecken". Denn wer möchte schon stolz sein auf ein Land, eine Bevölkerung die so etwas zulässt? Ein Patriot ist für mich derjenige, der nicht zulassen möchte, dass in dem Land in dem er lebt, schlechtes passiert. Sei es gegen die Menschen, die Umwelt etc. Der Dinge verbessern möchte, sich für Sachen einsetzt. Aktiv mithilft, dass ein Land eine Krise bewältigt, soferne es möglich ist.

Persönliche Meinung:

Im konkreten Fall sind die Patrioten nicht die, die auf einen Blaumann ala Strache reinfallen, sondern diejenigen die in Traiskirchen Sachen aufteilen, Flüchtlinge bei sich aufnehmen usw. Warum? Weil sie unserem Land helfen wollen diese Krise zu bewältigen, weil sie sehen dass die Regierung damit heillos überfordert ist und weil es nun mal die Hilfe jedes einzelnen braucht. FPÖ Wähler findet man darunter in der Regel leider nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel)... aber gerade das sind diejenigen Leute die Biertischparolen ala "Österreich muss Österreich bleiben" klopfen.
 
Ich bin heute auch durchwegs stolz auf Österreich und auf die Leute die helfen. Auch Lob an die Regierung von Österreich und Deutschland die es in einer Nacht geschafft haben, gemeinsam eine Lösung zu finden. :)
 
Ich bin ganz einfach froh, dass es doch so viele Menschen gibt, die sich nicht aufhetzen lassen - die helfen. Menschlich bleiben.

Ein großes Lob dem ÖBB Chef!

Es gibt Hoffnung, dass wir es gemeinsam doch schaffen, anstehende Probleme zu lösen.
 
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