... Gerade vorhin.
die Krebstherapie plagt ihn und auch, dass seine Mutter im 102. Jahre nun doch ins Heim muss.
Ich schaff die alte Dame nicht neben dem Beruf, und er schaffts auch nimmer.
Also damals, 1943 etwa, lag in der Rauscherstraße ein totes Pferd. Da kamen die Frauen mit dem Weidling... und mit Messern... Da war es so blutig. Der vater graust sich vor der Erinnerung.
Öfters zog auch jemand einen Karren, aus dem Beine ragten.
Die Kinder fuhren mit selbstgebauten Tretrollern um die Blindgänger herum.
Die Blindgänger steckten in den Trümmern.
Und das Trinkwasser musste man vom Sachsenplatz holen. Mit Kübeln. Meine Oma trug die Kübel und der Vater hielt sich am Henkel fest. Einmal rann das Wasser aus.
Die Uroma (meine) hatte in Leopoldau einen Selbstversorgergarten. Wer dahin wollte, musste über eine Notbrücke über die Donau. Da hat man sich am Seil festgehalten.
Lisa, die Ziege, war ein Gfrast und musste doch gehütet werden.
Dann gab es noch Schweine für die Fleischernte und ein paar Gänse. Und Hasen. Andere haben ärger gehungert.
Und Obstbäume gab es. Allerdings haben die Russen den ganzen Kirschbaum mitgenommen.
Die Russen gaben auch einmal Weihnachtspakete, sogar mit Orangen. Die russischen Kinder bekamen das nicht, was den Kirschbaum wieder ausgeglichen hat.
Der Burschi und die Micki und auch die Katze bekamen zu essen, was die Menschen hatten und solange sie hatten. Ein Tierleben zählt gleich wie ein Menschenleben. Die Tiere blieben mit wurmigen Getreideprodukten und gelegentlicher, billiger Wurst am Leben.
Als die Bomben fielen, musste die Micki in der Brigittenauer Wohnung bleiben. Im Flakturm waren Tiere nicht erlaubt. Nachher hat sie aus der Ruine gebellt und gebellt und gebellt.
Dann bekam sie eine dicke Schwellung am Hals und erstickte beinahe, und man gab sie einem Tierarzt, der sie "eingeschläfert" hat. Die Oma durfte nicht dabei sein und wollte es auch nicht. Die Micki wurde etwa 14.
(Ich sage "Lymphsarkom", die Oma meint "Schreck von der Bombe", aber ist letzendlich egal.)
Meistens verbrachte man die Bombenabwürfe im Keller. Da waren 2 Feldbetten und eine Karbidlampe. Die Gefahr der zerrissenen Lunge verstanden die Kinder nicht, obwohl ihr Opa so starb.
Der Vater hat nur gebetet, der Zwerg aus Pappe möge den Christbaum vor den Bomben schützen. An jedem Christbaum hängt bis heute dieser Pappe-Zwerg.
Flüchten? Nein.
Man flüchtet nicht. Man arbeitet, damit es wieder besser wird, wenns nur irgendwie geht.
Das sagt auch meine Mutter. Ihr Vater kam von der Russlandfront, hustete schlimm und starb nach wenigen Tagen. Die sudetendeutsche Uroma war eine Kräuterhex und brachte die Familie mit Pilzen und Wildobst aus dem Wienerwald durch.
Das haben wir Kinder gelernt: Du musst arbeiten.
Solange du noch irgendwie kannst, auch wenn du krank bist.
Vom Jammern und vom Wegrennen wird gewiss nichts besser.
Man rennt nicht weg. Man hält, was man hat.
Die Altvorderen wählen deshalb... Was wohl?
Erstaunlicherweise sind sie keine Gutmenschen und sehen manche Dinge ein wenig enger.
die Krebstherapie plagt ihn und auch, dass seine Mutter im 102. Jahre nun doch ins Heim muss.
Ich schaff die alte Dame nicht neben dem Beruf, und er schaffts auch nimmer.
Also damals, 1943 etwa, lag in der Rauscherstraße ein totes Pferd. Da kamen die Frauen mit dem Weidling... und mit Messern... Da war es so blutig. Der vater graust sich vor der Erinnerung.
Öfters zog auch jemand einen Karren, aus dem Beine ragten.
Die Kinder fuhren mit selbstgebauten Tretrollern um die Blindgänger herum.
Die Blindgänger steckten in den Trümmern.
Und das Trinkwasser musste man vom Sachsenplatz holen. Mit Kübeln. Meine Oma trug die Kübel und der Vater hielt sich am Henkel fest. Einmal rann das Wasser aus.
Die Uroma (meine) hatte in Leopoldau einen Selbstversorgergarten. Wer dahin wollte, musste über eine Notbrücke über die Donau. Da hat man sich am Seil festgehalten.
Lisa, die Ziege, war ein Gfrast und musste doch gehütet werden.
Dann gab es noch Schweine für die Fleischernte und ein paar Gänse. Und Hasen. Andere haben ärger gehungert.
Und Obstbäume gab es. Allerdings haben die Russen den ganzen Kirschbaum mitgenommen.
Die Russen gaben auch einmal Weihnachtspakete, sogar mit Orangen. Die russischen Kinder bekamen das nicht, was den Kirschbaum wieder ausgeglichen hat.
Der Burschi und die Micki und auch die Katze bekamen zu essen, was die Menschen hatten und solange sie hatten. Ein Tierleben zählt gleich wie ein Menschenleben. Die Tiere blieben mit wurmigen Getreideprodukten und gelegentlicher, billiger Wurst am Leben.
Als die Bomben fielen, musste die Micki in der Brigittenauer Wohnung bleiben. Im Flakturm waren Tiere nicht erlaubt. Nachher hat sie aus der Ruine gebellt und gebellt und gebellt.
Dann bekam sie eine dicke Schwellung am Hals und erstickte beinahe, und man gab sie einem Tierarzt, der sie "eingeschläfert" hat. Die Oma durfte nicht dabei sein und wollte es auch nicht. Die Micki wurde etwa 14.
(Ich sage "Lymphsarkom", die Oma meint "Schreck von der Bombe", aber ist letzendlich egal.)
Meistens verbrachte man die Bombenabwürfe im Keller. Da waren 2 Feldbetten und eine Karbidlampe. Die Gefahr der zerrissenen Lunge verstanden die Kinder nicht, obwohl ihr Opa so starb.
Der Vater hat nur gebetet, der Zwerg aus Pappe möge den Christbaum vor den Bomben schützen. An jedem Christbaum hängt bis heute dieser Pappe-Zwerg.
Flüchten? Nein.
Man flüchtet nicht. Man arbeitet, damit es wieder besser wird, wenns nur irgendwie geht.
Das sagt auch meine Mutter. Ihr Vater kam von der Russlandfront, hustete schlimm und starb nach wenigen Tagen. Die sudetendeutsche Uroma war eine Kräuterhex und brachte die Familie mit Pilzen und Wildobst aus dem Wienerwald durch.
Das haben wir Kinder gelernt: Du musst arbeiten.
Solange du noch irgendwie kannst, auch wenn du krank bist.
Vom Jammern und vom Wegrennen wird gewiss nichts besser.
Man rennt nicht weg. Man hält, was man hat.
Die Altvorderen wählen deshalb... Was wohl?
Erstaunlicherweise sind sie keine Gutmenschen und sehen manche Dinge ein wenig enger.
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