Leon und ich wir leben gefährlich

Katzenliebe

Junior Knochen
Hallo,

ich möchte gerne wissen wie ihr das seht:

Leon ist ein Mischling aus Russland und blind, ca. 55-60 cm groß, er hat leider die Angewohnheit jeden Schritt von mir hinterher zu laufen. Er hat 2 Liegeflächen, die er selbst findet und auf die er sich auch ablegt wenn ich "Platz" sage, kaum aber stehe ich auf und gehe z.B. in die Küche, oder Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, ganz gleich, er ist immer hinter mir, wenn ich mich dann mal für ihn unerwartet umdrehe und dabei bei ihm kurz anstoße, dreht er total durch im Sinne von Panik, die Hinterbeine lassen oft aus, er fällt fast um und als nächste Folge dieser unkontrollierten Bewegungen bin ich auch schon zweimal gefallen und habe mich schon einmal am Kopf verletzt und geblutet, die Wunde musste genäht werden. Ich habe Angst, dass ich einmal schwer stürze, ev. noch auf ihn, was bei meinem 87 kg für ihn sicher nicht lustig wäre. Ixh bin natürlich mit meinen 71 Jahren nicht mehr sicher auf den Beinen wie ein junger Mensch.

Ich hätte nun die Idee einen großen Kennel zu kaufen und wenn er drin liegt die Türe zu schließen, damit er mir nicht immer nachlaufen kann. Natürlich würde ich die vielen Stunden die ich beim Schreiben im Arbeitszimmer sitze den Kennel offen lassen, obwohl er sowieso nie aufstehet, wenn er nicht hört, dass ich aufstehe.

Ich möchte natürlich nicht bei ihm die Panik steigern oder ihm etwas antun was nicht fein für ihn ist, könnt Ihr mir da etwas raten.
 
Hallo,

Leon ist seit Ende Oktober 2010 bei mir, es war sehr schwer ihm die notwendigsten Sachen zu lernen (z.B. Stiegen gehen), wir haben ja einen Lift, aber von der Haustüre bis zum Lift sind es 5 Stufen, er machte nicht einen Schritt, da stand ich mit einem Hund mit 30 kg und wusste nicht wie ich zum Lift kommen sollte, ich versuchte es dann mit den Stufen in den Keller und das ging dann ganz langsam, mit viel gutem Zureden, Stufe für Stufe und vom Keller sind wir dann mit dem Lift gefahren. Ich musste lange kämpfen, dass ich ihn in den Lift gebracht habe, er ist ein totaler Paniker, alles was er nicht kennt macht ihm unheimliche Angst, er wird wohl auch im Tierheim in Moskau keine guten Erfahrungen gemacht haben als Blinder, man sieht das auch an seinen zahlreichen Bissmarken. Bis heute ist es unmöglich ihn in ein Auto zu bringen, ich kann nicht mal neben dem Auto stehen oder etwas aus dem Auto holen, dann dreht er voll ab, schmeißt sich auf den Boden, versucht aus dem BG zu kommen, auch Gassigänge außerhalb des Parks wo wir wohnen in eine andere Richtung sind unmöglich. Darum möchte ich ihn auch nicht noch mehr verschrecken mit einem Kennel und frage lieber bei Euch nach, die ihr vielleicht damit Erfahrung habt.
 
Ich kann dir eigentlich nur den Rat geben lasst euch Zeit.
Von Oktober bis jetzt ists noch nicht so lange, und im TH wird er auch nichts kennengelernt haben. Das ist jetzt auch für dich eine Zeit, in der du vielleicht einiges umdenken musst. Du wirst auch sicher lernen auf deinen Hund so Rücksicht zu nehmen, dass es dann ganz einfach zum Alltag gehört, keine unüberlegten Bewegungen nach rückwärts zu machen, oder dir für alles mehr Zeit zu nehmen. Nimms gelassen. Wirst sehen das wird schön langsam. Schau, dass kein Stress aufkommt wenn ihr wegfahren oder weggehen müsst.

Dass er keine Stiegen kannte, oder in kein Auto steigt kenn ich auch von sehenden Hunden, das kann bei TH Hunden schon vorkommen, wenn sie das nicht kennen, aber das ist Übung und positive Erfahrung, die ihm die Angst (hoffentlich) nimmt.

Einsperren würde ich ihn nicht.
 
Meine sehenden Schäferhunde sind mir auch in jedes Zimmer gefolgt. Sie hatten dort ihren Teppich und legten sich drauf. Das Sozialwesen Hund will , daß das Mini - Rudel besammen ist. Erst recht strebt ein Hund, der nichts sieht, danach.
Du willst ihn sicher ohnehin verstehen...

Hast Du schon ein klein-schrittweises Aufbauen des "Bleib" probiert?
Sprichst Du mit ihm in ruhigem Ton, wenn Du Deine Stellung zu verändern gedenkst, wenn Du vor hast, Dich wo anders hinzubewegen?
Er muß alles gesagt bekommen, wobei Du ihn auch - behutsam! - an Berührung gewöhnen kannst - diese kurz ganz ruhig - ankündigen...
Wenn er diese dann kennt und panikfrei aushalten kann, dann kannst Du ihm auch durch Berühren "zeigen", was Du willst, daß er tut.

Er braucht geduldigen ruhigen Aufbau, um Euer Zusammenleben gelassen auszuhalten.

Dafür wünsche ich Dir

Alles Gute!

F-K
 
Hallo,

ich habe schon bemerkt, dass ich bei ihm nur mit größter Ruhe was erreichen kann, denn alle etwas lauter gesprochenen Worte (ich schreie nie mit den Hunden, aber ich spreche mal etwas lauter und strenger) das löst bei ihm das Gegenteil aus, er wird sofort panisch und das tut mir dann so leid. Ihr habt recht, ich muss das auch erst lernen. Neulich wollte ich auf die Bank (10 Minuten von unserem Zuhause) und bei der Hälfte der Strecke hat er die Panik bekommen und wollte partout nicht mehr weiter, hat sich auf den Boden geworfen und versuchte sich aus dem BG zu winden. Natürlich habe dann ich die Panik bekommen, weil wir auf dem Gehsteig einer Hauptverkerhrsstraße waren, ich habe mich dann zu ihm gehockt und ganz langsam auf ihn eingeredet, ihn gestreichelt und ihn zu nichts animiert, als er dann von selbst aufgestanden ist, habe ich ihn gelobt und wir sind langsam weitergegangen, ich habe dauernd mit ihm gesprochen und wir konnten die paar Meter bis zur Bank tatsächlich gehen. Mir ist dann eingefallen, dass ICH der Auslöser war, ich leide ja seit Jahren unter der "richtigen Platzangst", also vor freien Plätzen, Straße etc. und bewege mich dadurch eigentlich nur in nächster Umgebung des Hauses, also ich war selbst etwas angespannt, da solche Erledigungen mir auch innerlich Anspannung machen und das hat er wohl gespürt. Normal macht diese Sachen alle mein Mann.

Ich werde jetzt versuchen ihm das "Bleib" mittels Leckerchen (er frisst für sein Leben gern) beizubringen. Ich weiß nicht ob es mir gelingt, aber ich werde es versuchen. Das mit dem Auto habe ich abgeschrieben, ich glaube nicht, dass ich diese Panik aus ihm rausbekomme. Da Autofahrten nur für den TA-Besuch nötig sind, habe ich die Lösung getroffen, dass der TA zu mir kommt, für den großen Gesamtcheck haben wir ihn in Narkose transportiert, weil er die sowieso für einen kleinen Eingriff (Wolfskralle) gebraucht hätte.

Ich werde es mir zu Herzen nehmen und mit ihm viel reden und Ruhe bewahren, Ihr habt recht, es ist auch für mich eine Lernprozess. Ich hatte schon blinde Hunde, aber keine "Paniker".
 
Hallo,
ich habe meinem blinden Hund das Kommando "ausweichen" beigebracht. Ich sage es immer dann, wenn ich einen Richtungswechsel mache und dort hin muss, wo der Hund gerade steht. So hat er anfangs gelernt, dass es bei dem Wort gleich zu einem Kontakt mit meinem Fuss kommen wird (ich habe mich natürlich vorsichtig bewegt ;)), und später dann ist er mir dann automatisch aus dem Weg gegangen. Zusätzlich hört er durch mein Reden automatisch, wo ich gerade stehe.
Das könnte auch deinem Hund helfen.

Weiters habe ich mir einen recht schlurfenden Gang angewöhnt und wenn ich länger wo stehe, sage ich immer etwas, bevor ich mich wieder bewege. So kann er mich leichter orten. Vielleicht hilft dir das weiter?

Weiters würde ich mir überlegen, ob du nicht einen DAP-Stecker oder Halsband verwendest: Darin sind Wohlfühlhormone enthalten und können bei manchen nervösen Tieren zur Entspannung beitragen. Auch könnten bei deinem Hund eventuell Bachblüten oder Homöopathie helfen, um sein Nervenkostüm etwas zu verbessern. Erkundige dich disbezüglich mal bei deinem TA.:)

Weiters würde ich Leon unbedingt zusätzlich zum Geschirr an einem Halsband führen. Nicht auszudenken, wenn der sich mal wirklich aus dem Geschirr windet...

Und ich würde ihm sehr wohl einen Kennel kaufen, ihn langsam an diesen gewöhnen und zu bestimmten Tageszeiten die Türe zumachen: So lernt dein Paniker, dass es auch Zeiten der absoluten Ruhe gibt und er kann sie dann auch finden.:)
 
Ich denke auch, dass bei Leon wahrscheinlich nur absolute Gelassenheit und Ruhe helfen wird. Wer weiß was er alles erlebt hat, in Moskau als blinder Hund sicher nicht lustig.
Gewöhn Dir an viel mit ihm zu reden, wenn er Deine Stimme hört, wird er sicher ruhiger werden weil er dann weiß, Frauli ist da.
Ein Kennel ist sicher keine schlechte Idee, allerdings musst Du ihn in ganz kleinen Schritten dran gewöhnen, mit viel Leckerlies und am Anfang auf gar keinen Fall die Türe zumachen und der Kennel muss immer am gleichen Platz stehen.
"Bleib" wird er sicher lernen, dauert halt, aber lernen wird er es sicher.

Man muss sich als Mensch auch dran gewöhnen sich nicht einfach umzudrehen und zu gehen, ein schlurfender Gang ist super, da steigt man nicht drauf und stupst ihn nur an wenn man mal nicht aufpasst.

Ansonsten kann ich Dir nur den Tip geben, versuche mal Bachblüten od. hom. Globulis, welche genau muss Dir ein TA sagen der sich auskennt, man kann damit sehr viel erreichen und der Hund wird ruhiger und entspannter.
Lg Ingrid
 
vielleicht kaufst du dir solche Absicherungstüren um die er nicht herumkam.
Aber unsere Hündin war auch blind und die hat alles super gemeistert ?.?
Ich würde mal vorsichtshalber zum Tierartzt gehen, sicher ist sicher.
 
Hallo,

du hast mir wirklich sehr geholfen, vielen Dank, das sind alles sehr gute Anregungen, ich weiß ja nicht wieviel Zeit dem Leon noch bleibt, er ist immerhin schon 13 Jahre, für so einen großen Hund ist das ziemlich alt und ich möchte gerne, dass er diese Zeit wirklich genießen kann. Einmal ist er mir schon aus dem BG geschlüpft und ich habe mich der Länge nach hingeschmissen auf der Straße um ihn zu halten (mag für die Leute wohl etwas komisch ausgesehen haben). Ich werde ihn ab jetzt doppelt sichern, weil man ja nie weiß, was grad so eine Panik auslöst.

Herzlichen Dank für deinen Beitrag.
 
Weiters würde ich Leon unbedingt zusätzlich zum Geschirr an einem Halsband führen. Nicht auszudenken, wenn der sich mal wirklich aus dem Geschirr windet...

würd ich auch tun...und war das erste was ich mir gedacht hab...:) nachdem er so ein paniker ist, is der schneller weg als du buh sagen kannst..blind auch noch..keine gute kombination...
 
Hallo,

ja solche Absicherungstüren wären ev. auch eine Möglichkeit, nur lernt er damit nichts, ich möchte gerne, dass er das "bleib" lernt, das wäre für mich viel einfacher, ich habe ja noch einen Hund und Katzen, die sind dann auch behindert.
 
ehrlich?
Was für ein Zufall, meine war auch 13, hatte ne schlimme vorgeschichte und war blind :)
Und so wie du es beschreibst, bist du sicher ein sehr, sehr sehr guter Freund für deinen Leon.
Ich meine, nicht jeder würde sich für seinen Hund auf die Straße schmeißen, hut ab!
Viel Glück noch,
lg Sarah
 
Hallo Sarah,

ja, ich liebe alle meine alten Hunde, ich habe seit fast 20 Jahren nur sehr alte, blinde, dreibeinige, kranke Hunde betreut und versucht ihnen noch ein bisschen ein schönes Leben zu geben. Diese innige Verbundenheit, diese Dankbarkeit für ein bisschen Hundeleben ist so berührend und ich bin sehr traurig, dass es nun zu Ende geht, da ich mit 71 Jahren wohl gerade meine letzten 2 Hunde betreue.
 
Hallo,

ich möchte gerne wissen wie ihr das seht:

Leon ist ein Mischling aus Russland und blind, ca. 55-60 cm groß, er hat leider die Angewohnheit jeden Schritt von mir hinterher zu laufen. Er hat 2 Liegeflächen, die er selbst findet und auf die er sich auch ablegt wenn ich "Platz" sage, kaum aber stehe ich auf und gehe z.B. in die Küche, oder Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, ganz gleich, er ist immer hinter mir, wenn ich mich dann mal für ihn unerwartet umdrehe und dabei bei ihm kurz anstoße, dreht er total durch im Sinne von Panik, die Hinterbeine lassen oft aus, er fällt fast um und als nächste Folge dieser unkontrollierten .


:) Dieses unabdingbare Hinterherlaufen hat mein Panik-Hund auch ne Zeitlang gemacht.

Ich persönlich würde ihn in dieser Phase auf keinen Fall davon abhalten. Sichtlich bist DU seine Basis. Ein erzwungenes "bleib" ohne Dich, könnte zu noch mehr und mehr Unsicherheit und damit auch Panik führen.

Dazu kommt noch, dass er sich durch die Blindheit sichtlich an Deinem Schrittmuster orientiert, was ihm Sicherheit gibt.

Du sagst selbst, er ist 13 Jahre. Meiner Meinung nach, bei der Geschichte, sollte man ihm das, was ihm gut tut und Sicherheit gibt, nicht nehmen.

Damals hab ich für mich ein "gnadenloses" Verhaltensprogramm aufgestellt: keine schnellen Bewegungen, kein Heben der Arme, nur flüstern und und und...

vielleicht kannst Du Dich darauf konzentrieren, Dich eben NIE schnell umzudrehen.

Wenn Du lernst, ihn immer mit einem leisen Wort anzusprechen, bevor Du Dich umdrehst, gewinsnt Du genau die Zeitspanne, die nötig ist, damit Du ihn nicht anrempelst.
 
Ja, das werde ich wohl tun, ich möchte ihm auf alle Fälle keine Beschränkungen geben, die ihm von der Lebensqualität was nehmen, es war eben nur, dass ich Angst hatte, dass wir beide mal stürzen, er rutscht dann oft auf dem Parkett aus, weil er sich so schnell dreht, obwohl ein Teppich liegt, am Rand ist halt doch noch Parkett und ehrlich, wenn ich stürze und würde mir mehr weh tun, dann wäre die Betreuung meiner Tiere total offen, das macht mir Angst.

Ich muss mir also wirklich angewöhnen, keine schnellen Bewegungen und kein plötzliches Umdrehen. Ich werde das schon schaffen.

Danke.
 
Also Hut ab - sich mit 71 der Länge nach auf die Straße werfen, um den Hund zu sichern ... Zeigt auch von noch großer Sportlichkeit und sehr guten Reaktionsvermögen. Ich denke Du schaffst das ganz bestimmt, daß Du Dich daran gewöhnst den Hund anzusprechen und sich entsprechend vorsichtig zu bewegen.
 
Danke Euch, diese alten Geschöpfe (gleich ob Hund oder Katze) sind einfach mein Lebensinhalt, ich liebe sie über alles.
 
Ich finde deine Entscheidung super, den Leon als Senior ein gutes Zuhause zu bieten.

Was das Nachlaufen betrifft - es ist meiner Meinung nach Stress. Stress für dich, Stress für den Hund. Außerdem muss er immer wachsam sein - wann verlässt du wieder den Raum, was für einen blinden Hund sicher viel, viel anstrengender ist als für einen sehenden.

Ich würde ihn schon einen Kennel besorgen und ihn versuchen zu vermitteln, dass dies sein Rückzugsort ist. Hier wird zu fixen Tageszeiten geschlafen! Vielleicht versuch ihn zuerst mit Kauzeug udgl. an den Kennel zu gewöhnen. Wenn er fix weiß, Kennel = schlafen = Erholung, dann wird das für ihn auch sehr positiv sein. Er kann sich so nie wirklich erholen, am Tag nie wirklich tief und fest schlafen.
 
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