Problem Verhaltensabbruch über Strafreiz:
(Das hab ich gestern in der Nacht nimmer mehr so ausführlich beschreiben wollen.) Stellen wir uns also den Walter mal bildlich vor, wie er sich im Wald genüßlich gegen einen Baum erleichtert.
Walters Herrchen (oder auch Frauchen) möchte dieses Verhalten unterbinden (ist ja auch eklig sowas) und schmeißt ihm seine Leine rauf (oder bestraft ihn mittels Pfefferspraysprühstoß
).
Walter erschrickt, verspürt einen Schmerz und unterbricht völlig irritiert und verunsichert sein eigentlich völlig natürliches, von extrem erleichternden Gefühlen begleitetes
und somit stark selbstbestätigendes Verhalten abrupt.
Was lernt Walter nun aus diesem Strafreiz?
Pinkeln gegen
diesen Baum tut weh.
Pinkeln gegen
irgendeinen Baum tut weh.
Pinkeln
im Wald tut weh.
Pinkeln tut
grundsätzlich weh.
Die
Leine tut weh.
Jedem
Geräusch, daß die Leine verursacht, folgt was Schmerzhaftes.
Herrli oder Frauli ist bös und tut mir mit der Leine weh.
Ein
Geräusch in der Jacke (oder woher auch immer) des Walterhalters (z.B. Schlüsselbund) führt zu Schmerzen.
Der
tepperte Schwammerlsucher (den Walter grad gesehen hat, während er noch gepinkelt hat) hat irgendetwas gemacht, was ihm weh tut (der Arsch, dem hau ich jetzt eine auf die Rübe!!!)
usw. usf. etc. blabla...
Daß Walter eigentlich dafür bestraft wurde, daß er nicht nur gegen den Baum gepinkelt hat, sondern auch auf die dran
angelehnte Tasche, die Frauchen oder Herrchen dort abgestellt hat, hat er aber leider überhaupt nicht mitbekommen - weil die hat er gar nicht mal gesehen.
Grööööööööööölllllllllllllll Du stellst ja unsere Hunde und HH ja als Vollidioten hin
Anderer Aspekt:
Herrchen/Frauchen weiß über das Training mit positiver Motivation Bescheid und verwendet "Verhaltensabbruch über aversive Reize" nur in absoluten Ausnahmefällen - wie diesem hier. Walters H/F (Herrchen/Frauchen) "weiß" also, daß dem Verhaltensabbruch nach einem aversiven Reiz eine positive Bestärkung folgen muß.
Zurück also zu Walters ungehörigem Verhalten des Pinkelns an einen Baum und zum Verhaltensabbruch durch Leinenwurf/Sprühstoß:
Walter erschrickt, verspürt einen Schmerz und unterbricht völlig irritiert und verunsichert sein eigentlich völlig natürliches, von extrem erleichternden Gefühlen begleitetes
und somit stark selbstbestätigendes Verhalten abrupt.
H/F zeigt Walter ein Balli und kreischt "Braver Walter - hols Balli!!!" oder ein Leckerchen und sagt "Guter Walter, da hast ein Leckerchen!"
Versetzt Euch jetzt bitte alle in Walters Lage: er mußte wirklich dringend, kriegt völlig überrschend eine drüber, unterdrückt völlig irritiert und frustriert sämtliche weiteren dringenden Bedürfnisse, sieht sich gehetzt um und da steht ein menschlicher Vollidiot und hält ihm ein Balli/Leckerli vor die Nase.
Wie würdet Ihr Euch in dem Moment fühlen? Wäre dieses Balli/Leckerli in dieser Situation jetzt wirklich so eine positive Bestätigung für Euren braven Verhaltensabbruch?
Klar hab ich das jetzt bewußt überzeichnet, aber die verschiedenen Fehlverknüpfungen im Falle einer Einwirkung über Strafreiz sind völlig alltäglich und passieren laufend, täglich, bei Millionen von Hundehaltern. Daß Hunde also häufig völlig verunsicherte und verängstigte Lebewesen sind, liegt zu einem sehr großen Teil auch an uns Hundehaltern selbst. Auch wenn uns die täglichen kleinen Fehlverknüpfungen alleine erst mal gar nicht auffallen oder scheinbar (noch) keine Auswirkungen haben.
Eins was ich immer wieder hier herinnen lerne, das ich seit 25 Jahren alles nur erdenkliche falsch gemacht habe
Bin ich froh das ich auf dieses Forum mit seinen Fachlich so kompetenten Leuten gestoßen bin.
LG, Andy