Hund als Kindersatz oder doch ganz was Anderes?

Familie ist für mich nicht gleichzusetzen mit Verwandtschaft?

Oder vielleicht ist es einfacher zu beschreiben, wenn ich von 2 Arten von Familie ausgehe:

1 - die Familie im biologischen Sinn, die eigene Seite plus die „angeheiratete“. Von den Großeltern bis zu den Enkelkindern und was auch immer sonst noch da ist. Mehr oder weniger eng verbunden, nicht immer geliebt, manchmal entfremdet….

2 - alle, mit denen ich derzeit freiwillig zusammen lebe und mit denen täglich vieles teile. Das Dach über dem Kopf, unser Essen, den Garten, manchmal das Bett, zumindest die Couch, viele Ausflüge und manche Reisen, den Alltag, Freud und Leid, gute und schlechte Laune. Für die ich sorge, die ich beschütze, für deren Wohlbefinden ich mich unmittelbar zumindest mitverantwortlich fühle.

Zu dieser Familie gehören neben meinem Mann selbstverständlich auch die Hunde🤷🏼‍♀️

Und wenn meine Tochter oder mein Bruder oder genau so eine liebe Freundin mal für ein paar Tage hier auf Besuch sind, dann gehören sie vorübergehend zu beiden Arten der Familie dazu, ausgenommen die Freundin, die fällt dann vorübergehend unter 2.😎
Und gibt’s dann Haustiere, die nicht unter Familie fallen? Katzen? Und warum ist es für dich wichtig, deine Hunde als Familie zu bezeichnen? Was macht für dich das „mehr“ aus? Warum reicht es dir nicht, zu sagen, „das sind meine heissgeliebten Hunde“?
 
"Meine heißgeliebte Hunde" könnte man genauso sagen. Familie ist halt das stärkere Wort und drückt für mich in Bezug auf Hunde das Gleiche aus.
Im Sinne von dem Satz im "Kleinen Prinzen": "Du bist immer verantwortlich für das, was du gezähmt hast."
Was für mich bedeutet, dass ein Hund, der bei mir einzieht, für immer bleiben darf, auch wenn es schwer wird. Dass ich ihn pflege, für ihn sorge, mich kümmere und nicht nur als Gartendekoration halte. Keinesfalls ihn jemals abschieben werde.
Familie auch deshalb, weil er überall dabei ist und alles mitmacht. Ich versteife mich aber nicht auf dieses Wort. Ist ja auch nicht ganz richtig, so wie Rudel .....
Katzen würde ich übrigens auch dazuzählen ....
 
Ich denke dass man mit dem Wort "Familie" auch gegen Nutztiere abgrenzt.
Man sagt damit auch: Dieses Tier benutze ich nicht für Arbeit und Essen etc. Es steht mir emotional nahe, ich könnte es nicht schlachten oder verkaufen. Sondern das ist für mich wie ein Familienmitglied.

Natürlich gibts fließende Übergänge. Aber mit einem Tier, das man als Familienmitglied sieht, würde man eben vieles nicht machen was man mit Nutztieren macht.

Der Begriff Familie bedeutet für mich aber auch dass von dem Tier emotional etwas kommt. Es ist zahm, anhänglich, es erkennt mich und drückt seine Zuneigung zu mir aus, es freut sich wenn ich da bin. Einem Fisch im Aquarium ist das wurscht. Aber z.B. ein Papagei - wenn er genügend sachkundige, liebevolle Zuwendung von seinem Besitzer bekommt - kann sehr wohl selbst Zuneigung zum Besitzer entwickeln und zu einem Familienmitglied werden.

Es geht da um eine Gefühlsbeziehung, und Gefühle sind notorisch schwer in Worte zu fassen. Wenn ich sage "Ich liebe meinen Hund" dann bedeutet das Wort "Liebe" ja auch nicht das gleiche als wie wenn ich sage "Ich liebe meinen Partner / meine Kinder / mein Hobby / mein Zuhause". "Liebe" drückt zwar immer eine emotionale Nähe und Freude aus. Aber die genaue Bedeutung liegt im Kontext. Und so ist es wohl mit dem Wort "Famile" auch.
 
Sorry, ich will hier nicht insistierend rüberkommen, für mich ist das einfach sehr unverständlich, und ich würd es gern verstehen.
Schon ok, vielleicht hilft ja eine Gegenfrage: wie definierst du „Familie“? Und warum gehören die Hunde da nicht dazu?

Katzen, wenn ich welche hätte, würden auch dazu gehören.
Und der Goldhamster? Angie und Brigie haben es schon gut erklärt, die Übergänge sind fließend.

Was die Hunde - für mich - so eindeutig dazugehören lässt, ist die gegenseitige emotionale Beziehung einerseits, sie lieben mich und ich liebe sie, und das gemeinsame Verbringen von Alltag und Freizeit andrerseits.
 
Wenn wir Familie -treffen haben, bringen meist alle ihre Hunde mit. Das ist einfach herrlich, die nehmen oft die Spannungen raus. Die sind einfach Familie, ich könnte es gar nicht anders ausdrücken.

Der Hund hat sich mich nicht ausgesucht, er lebt selbstverständlich meinen Alltag mit, alle meine Launen, alle meine Stimmungen. Er schläft, wenn ich ihn nicht "brauche" und und ist in der Sekunde da, wenn ich Zeit für den Wald habe. Ich will ihn verstehen und mit ihm kommunizieren. Mehr als ich es bei manchen Menschen möchte. Der Hund liebt mich ganz eindeutig auf seine Weise, und ich kann ihm das nur zurückgeben.

Wir haben auch Schafe bei uns, haben mehr oder weniger einen "Job", alle einen Namen und Charakter, und kommen nicht in die Wurscht. Es ist schön sich darum zu kümmern, sie bringen Leben und Freude. Aber zur Familie gehören sie eher nicht. 😁
 
Böse gesagt: ich frag mich weniger oft, warum Menschen den Hund zur Familie zählen, als warum sie überhaupt Kinder bekommen haben und diese nicht loslassen können.
 
Besser so als umgekehrt.
Loslassen ist sehr schwer. Meine Kinder haben uns damals vor vollendete Tatsachen gestellt. Sind beide innerhalb von wenigen Wochen ausgezogen.
Sie waren bereit für ein eigenständiges Leben, also können wir nicht allzu viel falsch gemacht haben. Aber loslassen ist schwer und tut weh ...
Unser damaliger Hund konnte nur ein bisschen Trost sein, aber kein Ersatz.
 
Dann habt ihr alles richtig gemacht. Und Beziehung/ Familie werdet ihr ja trotzdem/deswegen weiterhin haben. Die Beziehung zum Freund Hund verlangt das halt nicht. Soll auch nicht.
 
Für mich ist Familie tatsächlich nur die nähere Verwandtschaft. Da gehört aber sogar mein Exmann dazu. Ich käme nie auf die Idee, meine beste Freundin zur Familie zu zählen, Freundschaft ist für mich unendlich viel mehr. Und mein Hund ist wieder was ganz anderes.

Irgend jemand hat es erwähnt, der Hund hat uns nicht ausgesucht. Jetzt liebt er mich, aber was, wenn ihn mein wirklich unsympathischer Nachbar genommen hätte? Den würde er doch genauso „lieben“, oder nicht?
 
Für mich ist Familie tatsächlich nur die nähere Verwandtschaft. Da gehört aber sogar mein Exmann dazu. Ich käme nie auf die Idee, meine beste Freundin zur Familie zu zählen, Freundschaft ist für mich unendlich viel mehr. Und mein Hund ist wieder was ganz anderes.

Oha, somit lese ich raus, das But dicker wie Wasser ist. - Ich hätte zwar Familie ( sonst gäbe es mich nicht ) aber bin zuerst im Säuglingsheim und danach in einem SOS Kinderdorf aufgewachsen! Meine SOS Kinderdorfmutter ist meine Mama, auch wenn nicht Blutsverwandt, Kinder mit denen ich aufgewchsen bin, sind meine Geschwister, auch wenn nicht Blutsverwandt - somit meine Familie. Finde die Einstellung ( perönlich ) " nur die nähere Verwandtschaft " etwas erschreckend.

Hunde sind die einzigen Lebewesen auf Erden, die den Menschen als vollwertigen Sozialpartner anerkennen. Oft sogar wichtigr sind, "Art ihres Gleichen". Meine Hunde bringen viel Freude ins Leben, agieren und leben mit uns.
Meine Hunde gehören natürlich zu Familie.
Als Partner, Kinder, oder gar als Spielpartner für Kinder würde ich niemals ein Lebewesen sehen!
Tiere sind Tiere die auch so behandelt werden wollen und müssen. Alles andere ist Tierquälerei!

Auf die Idee einen Exmann als Familienmitglied zu bezeichen, würde ich niemals kommen.
Ausnahme, wir hätten gemeinsam eine Familie gegründet -
 
Wenn man den Begriff "blutsverwandte Familie" ganz genau nehmen will, gilt der alte römische Rechtsspruch:
Mater semper certa est, pater incertus. Die Mutter ist immer sicher, der Vater nicht.
D.h. sicher blutsverwandt sind nur die Mutter, die einen geboren hat; die von der gleichen Mutter geborenen Geschwister; und als Frau die selbst geborenen Kinder.
Das wäre die matrilineare Familie.
Da unsere Gesellschaft aber patrilinear ist, hat das römische Recht hinzugefügt:
Pater est, quem nuptiae demonstrant. Der Vater ist derjenige, den die Ehe als solchen bezeichnet.

Und daraus folgt, dass matrilineare Familien tatsächlich auf Blutsverwandtschaft beruhen, patrilineare Familien aber immer (auch) ein Rechtskonstrukt sind: Der Vater ist, wer die Mutter geheiratet hat und das Kind als seines anerkennt. Dabei ging es nicht um emotionale Beziehungen, sondern um Besitz, der vererbt wurde - nur ein rechtlich anerkanntes Kind konnte erben.

Heute kann man natürlich per DNA feststellen wer tatsächlich der Vater ist, und da gibts ja, wenn man es denn mal überprüft, oft Überraschungen. Heute könnte man sagen:
Pater incertus est nisi DNA indicat. Der Vater ist ungewiss außer die DNA besagt es.

Wie weit man den Begriff "Familie" fasst ist wieder was anderes. Ob man damit nur die Kernfamilie meint oder die Großfamilie. In Kärnten (und ich glaube generell am Land) waren Verwandtschaftsverhältnisse ein sehr beliebtes Gesprächsthema, dieses "Wem gheast?" Man wollte wissen, zu welcher Famile jemand gehörte, mit wem diese Familie wie verwandt war, ob zwischen einem selbst und dem anderen vielleicht eine Verwandtschaft bestand, egal wie weit auch immer, über diverse Uromas und Großcousins, ob direkt verwandt oder angeheiratet... Das wurde alles genauestens durchgehechelt. Also ich hab mich da nie ausgekannt, das war oft soooo kompliziert.
Das betraf natürlich nur Menschen, kein Bauer wäre je auf die Idee gekommen Tiere anders zu sehen als als essbaren, kauf- und verkaufbaren, vererbbaren Besitz.
 
Irgend jemand hat es erwähnt, der Hund hat uns nicht ausgesucht. Jetzt liebt er mich, aber was, wenn ihn mein wirklich unsympathischer Nachbar genommen hätte? Den würde er doch genauso „lieben“, oder nicht?
Wenn deine Kinder jetzt die des Nachbarn wären, liebten sie ihn jetzt ja genauso. Ich verstehe diesen Zugang nicht wirklich.

Aber Emotionen kann man nicht wirklich erklären, und das ist auch gut so. 🙂

Für mich gehört zum Beispiel meine komische Schwester nur zur Stammfamilie und nicht zur Wahlfamilie.
 
Den Begriff "Familie" mögen Menschen ja unterschiedlich definieren - bzw. kann man ihn genauer definieren und erklären, was für einen persönlich Familie bedeutet.

Aber der Begriff "Ersatz" kann sich - zumindest für mich - nur auf unbelebte Gegestände beziehen.
Für die kaputten Winterschuhe sind die neu gekauften ein Ersatz.
Aber ein Hund kann nie ein Ersatz für einen früheren, verstorbenen Hund sein - geschweigedenn für ein Kind. Man verliert im Laufe des Lebens leider geliebte Lebewesen und dann und wann beginnt wieder eine neue, wertvolle Beziehung zu einem anderen Lebewesen. Aber eins kann nie ein Ersatz für ein anderes sein.

Liebe Grüße, Conny
 
Den Begriff "Familie" mögen Menschen ja unterschiedlich definieren - bzw. kann man ihn genauer definieren und erklären, was für einen persönlich Familie bedeutet.

Aber der Begriff "Ersatz" kann sich - zumindest für mich - nur auf unbelebte Gegestände beziehen.
Für die kaputten Winterschuhe sind die neu gekauften ein Ersatz.
Aber ein Hund kann nie ein Ersatz für einen früheren, verstorbenen Hund sein - geschweigedenn für ein Kind. Man verliert im Laufe des Lebens leider geliebte Lebewesen und dann und wann beginnt wieder eine neue, wertvolle Beziehung zu einem anderen Lebewesen. Aber eins kann nie ein Ersatz für ein anderes sein.

Liebe Grüße, Conny
Es stimmen deine Definitionen, ja
Dennoch nennen wir es umgangssprachich " Ersatz für ... " - jeder weiß was damit gemeint ist!
 
Ein Lebewesen kann nie ein anderes ersetzen einfach so.
Aber, die Leere, die entsteht, wenn man ein geliebtes Lebewesen verliert, die kann ein anderes auf seine ganz eigene, wieder andere Art zu einem gewissen Teil ausfüllen. Und sich zusätzlich neue, eigene Räume in meinem Herzen schaffen🥰

So fühlt es sich für mich an🤷🏼‍♀️
 
Ein Lebewesen kann nie ein anderes ersetzen einfach so.
Aber, die Leere, die entsteht, wenn man ein geliebtes Lebewesen verliert, die kann ein anderes auf seine ganz eigene, wieder andere Art zu einem gewissen Teil ausfüllen. Und sich zusätzlich neue, eigene Räume in meinem Herzen schaffen🥰

So fühlt es sich für mich an🤷🏼‍♀️
Danke, so sehe ich das auch.
 
Ein Lebewesen kann nie ein anderes ersetzen einfach so.
Aber, die Leere, die entsteht, wenn man ein geliebtes Lebewesen verliert, die kann ein anderes auf seine ganz eigene, wieder andere Art zu einem gewissen Teil ausfüllen. Und sich zusätzlich neue, eigene Räume in meinem Herzen schaffen🥰

So fühlt es sich für mich an🤷🏼‍♀️
Das hast du wunderschön beschrieben! 💕
 
Ein Lebewesen kann nie ein anderes ersetzen einfach so.
Aber, die Leere, die entsteht, wenn man ein geliebtes Lebewesen verliert, die kann ein anderes auf seine ganz eigene, wieder andere Art zu einem gewissen Teil ausfüllen. Und sich zusätzlich neue, eigene Räume in meinem Herzen schaffen🥰

So fühlt es sich für mich an🤷🏼‍♀️
Doch diese Räume brauchen oft viel Zeit, um wirklich offen zu sein.
Die Sitterhündin, die mir mein Enkel für so 1 1/2 Wochen überlassen hat, liebt mich seither heiß und hinterlässt immer noch ihre "Freudenlackerl", wenn sie mich wiedersieht, aber ich kann leider nicht dasselbe empfinden.
Natürlich bin ich auf ihre Bedürfnisse eingegangen und habe mich gefreut, endlich wieder einen Hund im Haus zu haben! Aber so richtig von mir aus konnte ich keine Bindung aufbauen. Das war aber der kleinen Pudeline eh wurscht ....
 
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