@ Brigitte: Halleluja!
Hat nur knappe 15 Seiten gebraucht, bis du die Tür von deinem dicken Panzer an Vorurteilen mal ein Stückl aufschiebst...
Ich bin überzeugt davon, dass es das Training, welches du im Kopf hast, immer noch gibt. Ich bin aber genauso überzeugt davon, dass es genügend Vereine gibt, die schon länger nicht mehr so trainieren. Und ich hab zig Beiträge lang versucht, zu verdeutlichen, dass so ein Saurier Training bei einem Hund wie meiner gar nicht funktionieren würde. Ebenso wie ich versucht habe zu erklären, dass und warum sie UO Training nicht als furchtbar empfindet, sondern es sogar gern und damit viel lieber macht, als von dir als natürlicher empfundene Möglichkeiten der Beschäftigung.
Animal Learn verpöne ich sicherlich nicht grundsätzlich. MMn haben sie stark zu dem dringend nötigen Umdenken beigetragen. Einige Werke aus dem AL Verlag gehören zu unserer dringend empfohlenen "Pflicht"Literatur für neue HH. Leider hat sich AL aber schon ins Extreme entwickelt. Und genau DAS lehne ich ab.
Was Prüfungen und Turniere oder Seminare bzw. Training vor Zuschauern betrifft: in dem Moment, wo ich meine Hündin frage, ob wir was tun wollen (= Signal für "Jetzt wird UO gemacht") wird die 1, 2 cm größer und tänzelt mit hoch erhobener Rute, gespitzten Ohren und lächelnd zum Ausgangspunkt. Das ist übrigens die Haltung, die sie auch zeigt, wenn sie einen Hundefreund ausgetrickst hat und vermutlich verschmitzt grinsend denkt, wie toll sie nicht ist. Im Laufe der UO senkt sich die Rute dann ab. Nicht weil sie´s scheiße findet, sondern weil sie hochkonzentriert ist. Wir beide vergessen dann, was um uns herum ist. Gerade bei einer Prüfung existieren dann nur noch wir 2. Möglicherweise stapfe ich etwas unelegant über den Platz, sie hingegen schwebt leichtfüssig (der typische Wolfhundgang) neben mir her. In der Regel schauen wir uns die meiste Zeit an und ich versuche, dabei zu lächeln (was vor lauter Konzentration nicht immer gelingt), weil ihr das auch zeigt, dass alles passt. Ich empfinde das viel mehr als einen gemeinsamen Tanz, denn ein "den Hund vorführen".
Nur war das alles eigentlich gar nicht das Thema. Das Thema war "Gefallen wollen". Mein Weißer Schäfer himmelt mich beim Training (wurscht welches) an, der hat glückselige Herzerln in den Augen, wenn er mit mir etwas machen darf und es dabei auch noch richtig macht. Der überschlägt sich fast, vor lauter "Mich zufrieden stellen wollen". Das verstehe ich unter Gefallen wollen. MIR liegt das nicht. Und deswegen möchte ICH nicht so arbeiten, womit das womöglich noch verstärkt oder gefördert würde. Kann gut sein, dass Haflingerin das anders meinte. Und es hat mich (wie bereits mehrmals erwähnt) erstaunt, dass gerade DoJo darauf angesprungen ist. Ich weiß allerdings bis jetzt nicht, was genau DoJo ausdrücken wollte - seine Beiträge scheinen häufig etwas wirr.
edit: Du vergisst außerdem, dass die fertigen Übungen - wenn es ein gewisses Niveau haben soll - häufig aus vielen kleinen Teilübungen bestehen. Z.B. die Übung Ablegen unter Ablenkung: abgesehen davon, dass Hund die Übung Platz grundsätzlich ausführen können muss, muss er das auch auf eine Dauer von mehreren Minuten beherrschen, obwohl das andere Mensch-Hund-Team für eine gewisse Ablenkung sorgt und sein HH mehrere Schritte entfernt vom Hund steht. Alleine das sind - zusätzlich zum hinlegen auf das Signal Platz - 3 weitere Übungsschritte, die getrennt voneinander erarbeitet und dann zusammen gesetzt werden müssen. Dazu kommt, dass man - je nach Hund, gerade bei dem Part wo´s um die Distanz geht - mitunter z.B. ganz gezielt das weggehen oder aber das zurück kommen und neben den Hund treten üben muss. Plus vom Platz zurück in die Grundstellung gehen. Wenn du bei einer Prüfung die Übung Ablegen unter Ablenkung siehst, besteht diese aus vielen, vielen kleinen Teilübungen und nicht einfach aus: Hund hat Platz gelernt und in Folge dessen nimmt der HH mit seinem Hund in jeder Trainingseinheit auf der Seite eine GS ein, leint ihn ab, dirigiert Hund ins Platz, verstaut seine Leine, tritt 20 (oder 30 - ich habs grad nicht im Kopf) weg, dreht sich zum Hund, verweilt 5 Minuten in dieser Position, geht zurück zum Hund, tritt neben ihn, holt ihn zurück in die GS und leint ihn an. Ähnlich ist es beim Fuß. Du siehst einfach einen Fuß laufenden Hund, wurscht, wohin, wie und wie schnell sich der Mensch bewegt. Dahinter stecken zig Teilübungen, die mitnichten immer das Gleiche sind!