Grundsätzlich wäre es wohl für jeden (!) erstrebenswert so viele Fremdsprachen wie möglich zu lernen. Und, ehrlich gesagt, finde ich es auch oft schade, dass viele Migranten diese Chance für ihre Kinder ungenützt lassen, vor allem dann wenn ein Elternteil (weil 2. Generation, beispielsweise) Deutsch eigentlich fließend beherrscht.
Aber woran liegt das deiner Meinung nach? Ich find es generell schlimm, wenn Eltern die Bildung der Kinder nicht an 1.Stelle stellen. Ich werf den Migranteneltern Rassismus vor, wenn sie den Kindern verweigern, sich sprachlich vollständig zu integrieren. Sie verweigern ihren Kindern damit nicht nur die Anerkennung in einer anderen Gesellschaft sondern auch ein berufliches Weiterkommen.
Schleierhaft bleibt trotzdem wie man, ungeachtet der Nationalität, ein Schulsystem durchlaufen kann, ohne danach zumindest die Unterrichtssprache zu beherrschen.
Das kann ich dir leicht erklären - Deutsch als Schriftsprache wird in vielen Berufen nicht mehr so gebraucht und durch das Internet ist die Sprache verkommen. Jeder schreibt alles klein, Beistriche, Punkte werden nicht mehr gemacht. Unter den Jugendlichen ist es auch "in", im Dialekt zu schreiben ...
Schlimm ist, dass die Lehrer aufgrund der Klassengrößen, der Sprachproblematik und einer kulturellen Problematik (muslimischer Vater erklärt, dass Frauen nichts zu melden haben) oftmals machtlos sind, gegen dieses Verkommen der Sprache anzukommen.
Sicher, das beginnt in der Volksschule. Ich war auf einer Dorfschule. Man wusste von der ersten Klasse an, wer in die Hauptschule gehen würde, wer ins Gymnasium. Manche Familien waren einfach dumm. Über Generationen
hinweg. Jeder wusste das. Auch die Lehrer. Merkwürdig.
Das war bei uns nicht anders. Aber ich würd nicht sagen, dass gewisse Familien dumm gewesen wären. Sie sahen keine Notwendigkeit, dass die Kinder in die Mittelschule gingen, es reichte Hauptschuly und Poly aus, einen Lehrberuf bekam man noch ziemlich leicht zur damaligen Zeit und damit hatte man für das berufliche Auskommen der Kinder gesorgt. In meinem Heimatort waren dies vor allem die "alteingesessenen", diejenigen die aus der Stadt aufs Land zogen, deren Kinder gingen zu über 90% ins Gymnasium - obwohl auch deren Eltern oft selbst nur einen Lehrberuf erlernt hatten.
Noch merkwürdiger war es im Nachbardorf, da gingen noch viel weniger aufs Gymnasium und viel mehr noch in die Hauptschule, es war ein ungarisches Dorf und alle Kinder waren, nebenbei bemerkt, zweisprachig (ja ich bin aus dem Burgenland, Gott - wenn ich denn an einen glauben würde - was und wie lange habe ich mich dafür geschämt!) und es gab viele, die kamen in die Sonderschule - - das waren die Roma (nicht einer von ihnen schaffte es in die Hauptschule).
Mangelhafte Integration oder institutionalisierter Rassismus?
In Österreich kann dein Kind nur in die Sonderschule "abgeschoben" werden, wenn du als Elternteil dieser "Abschiebung" zustimmst. Ich glaube daher, dass es eine Mischung aus beidem ist. Die Eltern sind schlecht integriert (auch weil sie selbst nicht die Notwendigkeit von Bildung erkennen) und stoßen immer wieder auf institutionalisiertem Rassismus, es würde Kraft kosten, dagegen anzukämpfen und das eigenen Leben würde nicht mehr so "rosig" aussehen. Und deshalb scheitern die Kinder oft am Unvermögen der Erwachsenen - und auch der engagierteste Lehrer gibt irgendwann auf, wenn die Eltern die Kinder nicht fördern wollen.
Englisch ist also erste Fremdsprache sowieso denkbar ungeeignet, weil die erste Fremdsprache zum Modell für das Erlernen weiterer Sprachen wird, und Englisch dafür zu einfach ist, und so den Erwerb zukünftiger anderer Sprachen erschwert.
Das find ich nicht - ich hab mir mit Englisch am härtesten getan. Französisch ging schon von allein - wobei mir sicher der harte Drill von Latein generell beim Fremdsprachen-lernen geholfen hat. Ich find zb. Russisch sehr einfach, weil du aufgrund der kyrillischen Schreibweise keine bekannten deutschen Laute damit verbindest.
Warum nicht? Weil wir um "unser" Schnitzel (Leitkultur!) fürchten?