Der beste Hund der Welt...

Pixel

Super Knochen
Weil ich heute wieder einmal daran erinnert wurde und ich dann lang an ihn
gedacht habe, schreib ich euch heute die Geschichte vom ersten Hund in
meinem Leben… Es ist lang ausgefallen, aber noch immer die absolute Kurzfassung,
ohne witzige Anekdoten... :)- aber die kommen vielleicht auch noch nach...


Unseren ersten Hund - Rolfi - den habe ich von einer Bäurin geholt, mit meinem
damals besten Freund (wir waren beide ca. 7). Rolfi war ein Mischling – ich
schätze ein Schnauzer mit etwas wie einem Cesky Fusek. Er war ganz
schwarz, mit drahtigem Fell, hatte borstige lange Augenbrauen, die ihm (wie
mit der Rundbürste gefönt) über die Augen hingen und einen langen
verfilzten roten Bart. Meine Oma nannte ihn deshalb immer Rübezahl.

Die Bäurin wollte ihn einschläfern. Er war ein Kettenhund, im betonierten Hof
an seine Hundehütte gekettet. Im Sommer wie im Winter.

Und dann wurde sie seiner überdrüssig und wollte ihn nicht mehr.
Er bellte zu viel. Sie kontaktierte die Mutter meines Freundes - die TÄ.
Sie sollte ihn einschläfern... und davon bekamen wir Kinder Wind… und protestierten…

Also sind wir nachmittags da hin und haben ganz frech gesagt: „Wenn Sie
den Hund nimmer haben wollen, dann nehmen wir ihn mit, bevor er
eingeschläfert wird. Wir wollen ihn.“

Sie hat ihn uns, ohne mit der Wimper zu zucken, mit einem Nylonband, das
man bei Kartoffelsäcken verwendet zum Zubinden, mitgegeben… um die
Kette war ihr wohl zu schad... „Rolfi“ kam die nächsten Tage bei der TÄ im
Zwinger unter.

Ich hatte deshalb so eine Bindung zu ihm, denn wenn er mal von der Kette
gelassen wurde und die Besitzer dabei unvorsichtig waren (er wurde
manchmal weil er viel bellte, in den Stall gesperrt), war Rolfi eine Wolke.
Und dann bei meiner Oma und ihrer Hündin anzutreffen.

Ich seh noch das Bild vor mir, wie Rolfi vor dem schwarzen gusseisernen
Gartentürl steht und seine Freundin Mira schwanzwedelnd begrüßt… wie
sich die zwei gern gehabt haben! Als Kinder waren wir überzeugt davon,
dass die beiden so etwas wie ein verheiratetes Paar waren. Und wir sollten
Recht behalten: bis zu Miras Tod waren die beiden unzertrennlich.

Einmal waren wir wieder bei meiner Oma und Rolfi kam angestakst - er war
der TÄ offensichtlich entwischt. Wir beschlossen, ihn am Weg nach Hause
bei ihr vorbeizubringen… und ich und meine Geschwister haben meine Mutter
bekniet, die sich dann doch noch anders entschlossen hat.

Wir nahmen ihn mit zu uns nach Hause und dort angekommen, hat er uns
ganz groß angesehen und sich ganz brav hingelegt. Es muss so gewesen
sein, dass er um keinen Preis auffallen wollte und sich mustergültig
verhalten hat, um nur ja bleiben zu dürfen… und gottseidank – er durfte
bleiben…

Ein Streuner blieb er natürlich - und wenn Rolfi bei uns abgehauen ist, war
er spätestens 3 Minuten später (er war schnell wie der Wind) bei seiner Mira
anzutreffen… da stellte er sich vor das Türl und bellte, bis man ihm
aufmachte…

Wir haben mit Rolfi noch wunderschöne Jahre gehabt. Er hat mich fast
durch meine ganze Jugend begleitet.

Leider wurde er sehr krank, ein Tumor im Nasen- und Rachenraum machte
ihn zuletzt schwer zu schaffen. Er konnte nicht mehr alleine bleiben, hatte
furchtbare Panik, wenn wir nicht um ihn waren… In den letzten Wochen
nieste er sehr viel und blutete oft, wenn dabei das Gewebe wieder
aufgerissen wurde.

Meine Schwester und ich haben uns in dieser Zeit eine Locke von seinem
Fell stibitzt, die ich übrigens heute noch habe…

Es war an einem Sonntag-Morgen, als ich mit meinem damaligen Freund im
Auto saß. Nach dem Besuch in der Disco blieben wir in der
Morgendämmerung oben bei uns am Berg stehen und haben die aufgehende
Sonne und auf das Haus meiner Eltern betrachtet…

Und plötzlich sah ich meinen Vater Rolfi zum Auto tragen.
Wir fuhren sofort hin und auf der Rückbank lag mein „Rübezahl“. Meine
Mutter hatte ihm schon die Tablette zur Beruhigung gegeben, die die TÄ ihr
für den Fall der Verschlechterung mitgegeben hatte… Ich hab ihn
gestreichelt und lieb auf ihn zugeredet...

Wenn ich heute darüber nachdenke, habe ich mich gar nicht richtig von ihm
verabschiedet. Mir war der Umfang – auch wenn ich schon 17 war – nicht
bewusst. Ich habe diese Situation einfach nicht wirklich realisiert… ich war
irrsinnig traurig und er tat mir unendlich leid, aber dass dies mein Abschied
für immer – und dieser Moment sein letztes Bild von mir sein würde, dass
begriff ich nicht…

Natürlich gibt’s vieles, das ich erst jetzt verstehe oder das ich heute ganz
anders machen würde… zB viel bewusster mit ihm leben… aber das ergibt
sich auch daraus, dass ich mich weiterentwickelt habe und diese Erfahrung
notwendig war, um zu meinem heutigen Standpunkt zu kommen…

Meine Eltern haben mich damals nicht zum TA mitgenommen… und ich wäre
damals mit der Situation auch überfordert gewesen… es war wahrscheinlich
ganz gut so…

Aber was ich euch sagen wollte… Rolfi kam aus sehr schlechter Haltung… er
wurde geschlagen, man hat ihm immer das Gefühl gegeben, dass er nicht
erwünscht war… in sengender Hitze im Sommer, in eisiger Kälte im Winter…
mit Resten abgespeist…

Und trotzdem war dieser Hund so positiv. Er war immer ein sanfter Freund,
wenn man ihn brauchte, ein wilder Spielkamerad, wie man ihn sich
wünschte, immer ein guter Zuhörer, der einem zu Füßen lag und Anteil
nahm…

Er war – natürlich mit allen nachfolgenden Hunden meiner Eltern und meinem
ersten eigenen Hund Pixel – der beste Hund der Welt.

Ich freu mich, die Geschichten Eurer besten Hunden der Welt zu lesen! :)
Alles Liebe!
VERA
 
Zuletzt bearbeitet:
Vera das hast du so wunderschoen geschrieben, Rolfi war echt ein besonderer Hund, der das Glueck hatte bei euch leben zu duerfen.:)
 
Oh nein ... ich hab Tränen in den Augen! Das ist eine sehr berührende Geschichte - hatte alle Bilder vor Augen beim Lesen...
 
Wunderschöne berührende Geschichte, ich hab Tränen in den Augen. Gott sei Dank durfte er bei euch noch erfahren was Liebe bedeutet und vor allem ist er nicht alleine gestorben.
Ich war ca. 5 Jahre alt, als meine erwachsene Schwester einen Spanielwelpen, Prinzi, nach Hause brachte. Es war bei uns beiden Liebe auf den ersten Blick. Ich nahm ihn auf den Schoss und dort blieb er sitzen, er hat sich sogar auf mir angepinkelt. Da er sehr viel bei uns war begleitete er mich durch meine ganze Kindheit und einen Teil der Jugend. Sicher wurden mit der Zeit andere Dinge wichtiger, wie das halt so ist bei Kindern, aber mein Prinzi war immer da. Dann wurde er sehr krank, ich glaube er war ca. 11 Jahre alt. Eines Tages kam ich von der Schule zurück und meine Mutter hat ihn beim TA einschläfern lassen, es ging nicht mehr anders. Ich konnte mich nicht mal von ihm verabschieden und ihn nochmal drücken, das hat mich sehr belastet. Meine Schwester hatte danach immer Hunde, aber zu keinem konnte ich so eine Beziehung aufbauen. Von da an stand für mich fest, ich möchte eigene Hunde haben, leider musste ich fast 30 Jahre darauf warten, bis es endlich passte. Ich habe zu meinen Hunden natürlich eine ganz andere Beziehung, vor allem zu meinem Großen, aber ich werde Prinzi nie vergessen. Durch diesen Hund fand ich meine Liebe zu Hunden, er war sicher nicht der best erzogene Hunde der Welt, aber wir liebten uns und er begleitete mich immer und war immer für mich da.
LG Ingrid
 
der hund, der mich am meisten berührt und geprägt hat, wahr wohl maxi.
es war im sommer vor meiner einschulung, ich verbrachte die ferien wie immer bei meinen großeltern am land. kurz zuvor war die weimaraner-hündin meines opas mit 14 jahren gestorben und in der familie, die bis jetzt immer hunde gehabt hatte, klaffte ein loch. eines tages kam mein opa von der arbeit und meinte zu mir "komm raus, ich hab eine überraschung". ich ging in den garten, da hüpfte plötzlich ein kleines schwarzes würstchen aus seinem kofferraum, flitzte an mir vorbei, in die küche, sprang aufs küchenkastl und fraß den dort aufgelegten schinken in einem happs auf! das war die erste offizielle amtshandlung des hundes, den ich "maxi" taufte. mein opa hatte ihn verwahrlost in einem steinbruch gefunden, er war ein junger mischling, schwarz-braun, ein walzenartiger dackelkörper, kurze beinchen und immer ein frecher grinser im gesicht. und er war schlimm! es fraß alles, nagte tische und stühle an, pinkelte aufs parkett, kaute leinen durch, büchste regelmäßig aus...meiner oma wurde er so bald zur qual, für meinen opa war er als jagdhund unbrauchbar, also war maxi mein hund! ich liebte ihn, steckte ihm leckerchen zu, legte mich zu ihm auf den teppich um ihn zu trösten, wenn er wiedermal - zu recht - geschimpft wurde.
so ging das ein jahr lang, bis zum nächsten sommer. als ich wieder mal auf besuch war konnte ich maxi nicht finden und fragte nach ihm. "der maxi ist im hundehimmel" sagte meine oma...für mich brach eine welt zusammen!
er wurde nur ca. 2 jahre alt! erst viel später erzählten sie mir, was passiert war: ein hund war auf der anderen straßenseite, maxi schaffte es mal wieder, aus dem garten auszubrechen und wurde von einem bus erwischt - er war sofort tot.
noch heute denke ich oft an ihn...im haus meiner großeltern hat er ja genügend spuren hinterlassen. maxi hat damals mein herz geöffnet für all jene hunde, die weder "schön" noch "brav" oder "nützlich" sind, die nichts als ihre zuneigung zu geben haben.
und als meine oma meinen jetzigen hund - jamie - zum ersten mal sah, sagte sie gleich "der schaut ja aus, wie der max" und es stimmt! ich glaub ja nicht an sowas wie reinkarnation....aber wer weiß? :)

glg alice
 
Weiß ja nicht warum ich erst jetzt auf diesen Thread gestossen bin.
Der beste Hund der Welt wird für mich immer der eigene sein, der aktuelle und alle Vorgänger.
Amba war der beste Hund, weil sie so stark war,
weil sie freundlich und verlässlich war,
weil sie so sanft war,
weil ich sie überall hin mitnehmen konnte,
wir sind zusammen sogar Sessellift und Sommerrodelbahn gefahren.
Sie hat im Proberaum vor der Basstrommel gepennt,
sie hat feine Ladies im Pelzmantel verbellt (nur Tiere und Nutten tragen Pelz),
sie hat aus dem Nest gefallene Vögel beweint,
sie hat mir erzählt, wenn es unserer Katze schlecht ging,
sie ist jeder Hundestreiterei aus dem Weg gegangen
sie war der Hund, den ich mir immer erträumt habe.

Marvin war der beste Hund weil
er das beste Kindermädchen war, was man sich vorstellen kann
weil er so gerne als Rettungshund gearbeitet hat
weil er mich Vertrauen in mich selbst gelehrt hat
weil er mich über alles geliebt hat und mir jeden Erziehungsfehler vierziehen hat.

Perro ist der beste Hund
weil ich durch ihn wieder am Leben teilhaben kann
weil er klug und anhänglich ist
weil er der beste Hundeonkel ist, den sich ein kleiner Welpe wünschen kann
weil er mir in jeder Minute zeigt, dass er ein würdiger Nachfolger ist.
Er hat jeden mit seinem Charme um den Finger gewickelt
Wenn ich ihn ansehe, geht mein Herz vor Freude über.
 
So viele schöööööne Rückmeldungen! :):):):)

Mein Fazit:
Jeder Hund ist der beste auf der Welt... :)
 
Halllo
Sehr berührende Geschichte, hast du wunderschön geschrieben. Man konnte sich alles bildlich vorstellen. Hat bei mir auf die Tränendrüsen gedrückt, lg Sigrid
 
Habe ein Foto von Rolfi bekommen und es eingescannt! :))

rolfi_klein.jpg


Na geh.... ich seh nix? :o:(
Aaaah jetz gehts... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier meine Geschichte vom besten Hund der Welt.



Zu diesem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt und was ich immer wollte, war ein Hund!
Unbedingt!
Gehabt habe ich eine Katze .....
Ich war Zuhause schon ausgezogen und bin auf der Suche nach diversen Katzenartikeln an einem Zoogeschäft vorbei gefahren.....

Dort, in dem Geschäft gab es viele Hunde....
Eurasier, Collies, Pudel und ihn.....

Einen kleinen grauen Zwergschnauzer.... ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht den geringsten Schimmer von Zwergschnauzern oder Papieren oder oder oder....

Aber diese kleine graue Meerschweinchengroße Knäuel in einem Terrarium mit Sägespänen, das war für mich auch kein Zwergschnauzer mit eher zweifelhaften Papieren, sondern er war MEIN Hund, und er lag da drin genau so einsam und allein, wie ich mich zu dieser Zeit fühlte....

Natürlich hatte ich keine 500.- DM den Hund zu kaufen, aber einen Dispokredit und so kam er mit..... Charly, zu diesem Zeitpunkt schon recht krank und mein Dispo von 2500.-DM reicht knapp um ihn gesund zu kriegen.....

Charly war der Hund, der mich immer begleitet hat,
durch die wirklich schwersten Zeiten meines Lebens, er ist oft mit mir umgezogen, hat Partner kommen und gehen sehen, er war für mich da.... immer..... und ich für ihn und wir hatten lange Jahre nicht viel, ausser uns und meine kleine Tochter.

Charly war ein traumhafter kleiner Zwerg, immer bereit für Späße und immer bereit an meiner Seite zu stehen, mit mir zu weinen und mich zu trösten, mit mir zu lachen und Spaß zu haben....

Charly hat im Alter dann endlich das verdiente Haus mit Garten bekommen, das liegen auf der Terrasse, das dösen, die Ruhe die wir beide nach turbulenten Jahren in unserem Leben genießen durften und auch richtig super-gutes Futter.

Charly musste 14 jährig wegen einem Speicheldrüsentumor eingeschläfert werden und auch diesen gang ging er mit mir ruhig und wissend, dass wir immer verbunden sein werden.


Ich habe lange einen Hund wie Charly gesucht und in jedem Hund einen Charly gefunden..... alle Hunde sind die besten Hunde, es gibt aber immer wieder Wesen, dessen Seelen sich berühren.

Tatsächlich hieß Charly übrigens Festus von der Zauberhecke (so einen Zwinger hab ich nie gefunden)
 
Zuletzt bearbeitet:
liebe vera,

du wärst erstaunt, wieviele parallelen mein nicki mit deinem rolfi hatte...sogar ausgeschaut haben die beiden fast gleich :)

auch nicki war eine schwer misshandelte hundeseele, er konnte bis zu seinem ende männern - vor allem mit stiefeln - nicht trauen, kinder waren für ihn ein rotes tuch und ein streuner blieb er bis zur letzten minute.

er hat sich vor guten 16 jahren einfach beim spazierengehen mit unserer hündig dazugeschwindelt, ganz leise, als ob er immer dazugehört hätte :heart:
er ging mit zu uns nachhause und legte sich so selbstbewusst auf mein bett, dass ich den kerl einfach nicht gehen lassen konnte und hab ihn so 2 tage lang vor meinen eltern versteckt.
nicki durfte aber nicht bleiben, er wurde zu seinen besitzern (die nenne ich bewusst so, denn eine familie waren sie nicht für ihn :() zurückgebracht, jeden tag aufs neue und jeden tag war nicki bereits vor uns wieder zuhause :)
nachdem wir erfuhren, dass er getreten wurde, in der badewanne von den kindern zum spass unter wasser gedruckt wurde, eine brennende zigarette auf seinem rücken ausgedämpft wurde, war klar: er gehört jetzt zu uns.

nicki war damals 2 jahre alt und lebte noch 11 jahre bei uns.
in seiner zeit bei uns hat er mir oft den richtigen weg durchs leben gezeigt, er hat mir auch seinen segen zu meinem jetzigen mann gegeben, alle anderen vorher durften nicht mal in unser haus :)

ich bin heute sehr froh darüber, dass ich ihn in seiner ganzen krankheit und auch im sterben begleiten durfte, ich hab dadurch vieles besser verstehen können.
er wird immer einen besonderen platz in meinem herzen haben, so wie alle tiere, die ich jemals zu meiner familie zählen durfte.
 
Ich habs eh vor ein paar Wochen schon im BEMÜ geschrieben - es gibt anscheinend viele viele Parallelen... ;)
Schön, dass es Nicki letztendlich zu euch geschafft hat! :heart:

Von Herzen alles Liebe!
VERA
 
Sehr schöne Geschichten :o

Also meine ist ein klitzekleines bisschen anders, erfüllt aber den selben Zweck *g*

Ich wollte seitdem ich klein bin einen Hund, bekam aber nie einen. Deshalb versuchte ich es mit Frettchen. Auch die bekam ich aber nicht. Nach 2 Jahren voller Sudarei erfüllten mir meine Eltern diesen Wunsch. Kurz nach meinem 15. Geburtstag zogen 2 Frettchen bei mir ein. Mein Vater holte sie mit mir vom Burgenland von einem "Züchter", welcher seine Zucht auflösen wollte. Nach 3 Stunden Fahrt kamen wir endlich an. Der "Züchter" führte uns in eine große Holzhütte. Dort traf mich fast der Schlag. Unzählige winzige Käfige, gefüllt mit Sägesspäne und Frettchen, teilweise zu zweit, die meisten allein... Darunter eine Kiste mit lebenden (!) Ratten. Die krabbelten übereinander, sie hatten nicht mal Boden unter den Füßen! Naja gut, als erstes wurde ich darauf hingewiesen die Frettchen nicht ohne Handschuhe anzufassen,... Es gab Frettchen jeden Alters (von 4 Monaten bis 8 Jahre). Da ich junge Frettls wollte nahm ich mir die beiden 4 Monate alten mit. (der "Züchter" wurde von mir beim Tierschutzverein gemeldet und die Tiere wurden ihm umgehend abgenommen). Zuhause angekommen ließ ich sie aus den Transportboxen in ihr Gehege.

Am nächsten Morgen brachte ich ihnen mal anständiges Futter - Fleisch! Sie futterten gleich alles ratzeputz leer. Sie liefen im Zimmer umher und erkundeten alles mal neugierig. Als sie damit fertig waren kamen wir dran. Es wurde in die Zehen/Fingern gebissen, sie sprangen an mir hoch, bissen sich in die Haut und fielen alles an was sich bewegte. Meine Mutter meinte gleich wir bringen "diese Viecha" gleich wieder zurück, doch nur über meine Leiche! Wochen, nein Monate vergingen, ich übte viel mit den 2 Monstern, Bisse, Blut und heute noch sichtbare Wunden standen am Tagesprogramm. Meine Mutter (und die restliche Familie) erklärte mich für verrückt - zu Recht, ich zweifelte selbst schon an meinem Verstand warum ich mir das antat. Nach ca. einem halben Jahr fingen sie an nur mehr zu knabbern und ließen das beißen sein. Mit einem Jahr waren sie völlig normale Frettls. Ich konnte sie überall mitnehmen, jeder konnte sie streicheln, sie wurden zu meinen "Schulfrettchen" (nehme sie mit zu Vorträgen "richtiger Umgang mit (Haus)tieren" an Schulen). Heute - 6 Jahre später - sind sie immer noch total verschmust, sie lieben es zu kuscheln, sie waren immer für mich da, und sie lehrten mich viele Dinge, wie zB geduldig zu sein. Und sie bewiesen meiner Familie dass ich doch nicht soo verrückt bin. :D Und ich hab heute schon Angst, sie eines Tages gehen lassen zu müssen...

Auch jetzt 6 Jahre später durfte endlich mein eigener, erster Hund einziehen. Er ist - für mich - momentan bester Hund der Welt, mit all seinen Macken (wie seiner Angst Fremden gegenüber), seinem überaus unkompliziertem Wesen andren Hunden gegenüber, seinem dödeligen Blick beim Betteln um ein Stückl Käse, beim Auffordern zum Spielen meines Katers, der ihm verdattert eine "schmiert", er ist einfach wunderbar, wenn auch manchmal anstrengend. Trotz seiner erst 9 Monate hat er mir viel beigebracht, er lernt mir die wesentlichen Dinge im Leben und ich ihm die grundlegenden :D Und jeder Tag wird genossen, auch wenn er mal meint davon laufen zu müssen, mal nicht "sitz" machen zu müssen, wieder mal Katzenfutter zu fressen usw. und wenn er dann abends bei mir liegt und sich an mich kuschelt, weiß ich warum ich mir den Tag mit ihm "antu" :p
 
der beste hund für mich ist unser jetziger - ty.
an die hunde meiner eltern, als ich ganz klein war, kann ich mich zuwenig erinnern.
mit dem späteren familienhund - dem beagle - konnte ich leider nicht so eine enge bindung aufbauen, ich möchte mich heute noch bei ihm entschuldigen, dass er so eine mensch-hundebeziehung, wie ich sie mit ty habe nie kennenlernen durfte.
ty wurde von unbedachten menschen angeschafft, einige fehler begangen und dann wieder abgegeben. so kamen wir zu ihm und für alle beteiligten was das wohl das allerbeste.
er hat uns soviel gelehrt: sich problemen zu stellen, nicht aufzugeben, verantwortung zu übernehmen, eine gemeinsame liebe haben, usw.
wir hatten etwas hundeerfahrung, haben einiges gelesen und sind ziemlich sofort an unsere grenzen gestoßen. wir haben uns bemüht und wurden von ihm reichlich belohnt.
ich glaube auch, dass er der hauptgrund ist, dass unsere beziehung schon so lange hält. wir kamen ziemlich jung zusammen, man verändert sich sehr mit dem erwachsenwerden, hätten wir nicht den hund gehabt, hätten wir vielleicht bei der einen oder anderen schwierigkeit die in den jahren aufgetreten ist, vielleicht das handtuch geworfen und hätten nicht an uns gearbeitet, um zusammenbleiben zu können und wieder schöne gemeinsame zeiten zu erleben.
wenn man ihn ansieht, muß man unweigerlich lächeln: soviel mimik. soviel weiches gesicht, soviel zunge. er ist ein kluger clown auf valium. der könig der nuancen, der retter der katzen.
manchmal spricht er mit blicken zu uns als würde er worte formen. er ist der größte gemeinsame nenner unserer familie, bei ihm sind sich alle einig, tierische wie menschliche sippenmitglieder.
er läßt nähe zu, wie selten ein hund; man kann sein primatenverhalten bei ihm ausleben, ihn umarmen, drücken, als kopfpolster oder fußwärmer nutzen, er versteht, wie es gemeint ist und freut sich daran.
wenn er sich einem gerade besonders nahe fühlt, weil man kurz davor schön gespielt oder geübt hat, legt er sich danach immer ganz in deine nähe, auch wenn du dich gerade wo aufhälst, wo nur ein ungeliebter fußbodenplatz zur verfügung steht und der rest der familie in dem moment auf der heißgeliebten couch knotzt.
er liebt alle menschen, die er kennt und verherrlicht doch nur seine besitzer.

kurzum, unser traumhund, trotz aller macken, die wir oder die vorbesitzer ihm unabsichtlich anerzogen haben.
da wir noch nie vorher eine so enge beziehung zu einem hund hatten, wissen wir nicht, ob das der hund unseres lebens ist oder ob wir jemals wieder so eine chance haben werden. ob das überhaupt mit anderen hunden möglich sein kann.
daher hoffen mein freund und ich, dass er uns noch ewig begleitet.
lg!
jasmin
 
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