Interessant: Dass ausgerechnet jene Menschen gerne von "Hunderassismus" sprechen, die der Meinung sind, Schwarze seien "rgendwie aggressiv".
Geschenkt: Welpen sind niedlich. Alle! Sie haben süße, kleine Schnauzen, tapsige Pfoten, riesige Augen und wecken so das Bedürfnis, sie zu beschützen – alte Säugetierstrategie, wie wir aus dem Biologieunterricht wissen. Das hat sich die Zeitschrift „Wuff“ zunutze gemacht und – als Beitrag zur wieder einmal aktuellen Kampfhunddebatte – einen kleinen Labrador neben einem kleinen Pitbull abgebildet. Die beiden sind in ihrer kindchenschemahaften Niedlichkeit kaum zu unterscheiden – nur dass auf dem Babypitbull provokant eine rote Plakette mit dem Wörtchen „BÖSE“ prangt. Wobei wir uns jetzt lange bei der Frage aufhalten könnten, wie man „das Böse“ definiert – ob es zum Beispiel so etwas wie einen freien Willen voraussetzt oder ob es genügt, Beute reißen zu wollen. Ich kürze hier ab und behaupte: Auch ein Tigerjunges schaut herzig aus – aber wenn es erwachsen ist, möchte ich ihm nur begegnen, wenn zwischen uns ein Gitter steht.
Für Aufsehen gesorgt hat das Hundepärchen übrigens nicht ob seiner Niedlichkeit: Die Zeitschrift „Wuff“ hat zunächst statt der roten Plakette einen gelben Stern auf die Brust des Pitbull geheftet, wobei ich nicht behaupten will, dass hier bewusst auf den Judenstern angespielt wurde. Vielleicht sind die Macher von „Wuff“ einfach nur historisch naiver, als erlaubt sein dürfte. Wie immer:
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass meiner Erfahrung nach ausgerechnet jene, die sich dagegen verwahren, dass bestimmte Hunderassen „diskriminiert“ werden, und in diesem Zusammenhang gerne von „Rassismus“ sprechen – dass also ausgerechnet jene oft der Meinung sind, Juden seien „irgendwie schon“ auf Geld aus und Schwarze „irgendwie doch“ aggressiver.
Menschen und Hunde. Jetzt ist das bei Menschen so: Es gibt uns in unterschiedlichen Farben – und es könnte sogar sein, dass ich deshalb schon den Sommerurlaub gebucht habe, weil meine Vorfahren in einer Klimazone lebten, die jenen Vorteile brachte, die rechtzeitig daran dachten, ihre Wintervorräte anzulegen. Wenn allerdings meine Freundin Doris letztes Jahr gar nicht weggefahren ist, weil sie sich zu spät um einen Flug gekümmert hat, stützt das die wissenschaftliche Beobachtung, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Menschen einer Population größer sind als die zwischen Populationen.
Dagegen die Hunde: Es gibt sie in Handtaschen- oder Kalbsgröße. Nackt oder mit Wuschelpelz. Es gibt sie familienfreundlich. Und es gibt sie eben auch mit gefährlichem Gebiss und zu ausgeprägtem Jagdtrieb. Daran sind nicht die Tiere schuld, sondern der Mensch, der alles daran gesetzt hat, die armen Viecher genau so zu züchten.
Und damit soll er aufhören.
bettina.eibel-steiner@diepresse.com